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Ich flüchte mit klopfendem Herzen ins Wohnzimmer.

Wer in Gottes Namen ist dieser Kerl und wieso löst er solche heftigen Reaktionen in mir aus, in dem er nur vor mir steht?

Ich meine, er hat mich nicht mal angefasst, er hat noch nicht mal wirklich mit mir geredet, er hat mich nur angeschaut und trotzdem hat es gereicht, um mich sprachlos zu machen und mich mit rasendem Herzen flüchten zu lassen.

Ich schaue mich suchend um, um Leo oder zumindest Bella zu finden, aber statt meiner Freundinnen entdecke ich etwas, was mir einen Stich ins Herz versetzt.

Am anderen Ende des Raumes tanzt Lion mit einem Mädchen, das ich nur vom sehen kenne.

Sie ist in seiner Stufe und hat schönes langes schwarzes Haar und große braune Augen. Sie trägt eine enge Jeans und ein weißes Croptop, das ihren makellosen braunen Bauch mit einem kleinen glitzernden Bauchnabelpiercing enthüllt.

Natürlich ist es nichts schlimmes, dass Lion mit einer Mitschülerin tanzt. Es ist nur so, dass es mir einfach noch einmal vor Augen führt, wieso Lion und ich nie zusammen passen werden: weil wir aus zwei verschiedenen Welten kommen, und weil es Mädchen wie die unbekannte Schönheit vor ihm gibt, die seinen Standards viel eher gerecht werden können.

Frustriert und gesättigt von diesem Anblick entscheide ich mich, auf die Terasse zu gehen und eine zu rauchen.

Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen. Mittlerweile spüre ich den Alkohol deutlich.

Ich atme die klare Luft ein und stelle ich mich etwas abseits. Dann ziehe ich eine Zigarette aus der weißen Packung und stecke sie mir zwischen die Lippen.

Verzweifelt suche ich in meiner Tasche nach einem Feuerzeug, doch ich finde keins.

Ich bin kurz davor, meine Zigarette wieder wegzustecken und rein zu gehen, als plötzlich eine kleine Flamme vor meinem Gesicht auflodert.

Etwas erschrocken schaue ich auf und mache in der Dunkelheit sein markantes Gesicht aus.

Wortlos blickt er mir ins Gesicht und hält mir weiterhin sein brennendes Zippo hin.

Ich zünde meine Zigarette an der kleinen lodernden Flamme an und sage leise: "Danke."

Er nickt nur, zieht ebenfalls ein Zigarettenpäckchen aus der Tasche seiner Jeans und steckt sich eine Zigarette an.

Wortlos stehen wir einander gegenüber und rauchen unsere Zigaretten.

Die Stille zwischen uns ist unerträglich aber ich wage auch nicht, sie zu brechen.

Er schaut mich immer wieder unverhohlen aus seine kristallklaren blauen Augen an und mustert mich.

Ich stehe nur da, fühle mich neben ihm, der deutlich älter zu sein scheint, wie ein dummes kleines Schulmädchen und ziehe hin und wieder an meiner Zigarette.

Als ich sie zu Ende geraucht habe, schnippse ich sie achtlos in einen der akkurat gepflegten Rosenbüsche und wende mich zum gehen, als er plötzlich sanft nach meiner Hand greift.

"Warte mal", sagt er mit seiner rauen Stimme.

Überrascht drehe ich mich um. Die Stelle an der seine tätowierten Finger meine Haut berühren und sanft mein Handgelenk umschließen, brennt wie Feuer.

Ich schaue ihn aus großen Augen an.

"Wie heißt du?", fragt er mich und sieht mich aus neugierig funkelnden Augen an.

Ich habe einen dicken Kloß im Hals. Ob es eine gute Idee ist, diesem Unbekannten meinen Namen zu verraten?

Klar, er ist heiß, aber ihn umgibt diese düstere Aura, die mich zu gleichen Teilen anzieht aber auch einschüchtert. Er macht mir Angst. Er ist ganz bestimmt kein harmloser Kerl. Die kalte, distanzierte Art, die er an den Tag legt, verrät das.

Er beobachtet mich genau, studiert mein Gesicht und jede meiner Bewegungen. "Nun sag schon", sagt er und sieht mich auffordernd an.

Noch immer umschließt seine Hand die meine.

"Malia", sage ich schüchtern.

"Malia", wiederholt er. Aus seinem Mund klingt mein Name so schön. Wie Poesie. Ein Gedicht oder ein Lied, was man immer und immer wieder hören will.

Sag es noch mal, fordere ich ihn in meinen Gedanken auf.

"Ein schöner Name", setzt er hinzu. Aus deinem Mund ja, denke ich.

Ich überwinde mich, getrieben von unbändiger Neugier, ihn ebenfalls zu fragen: "Und wie heißt du?"

Seine Lippen umspielt der leichte Anflug eines Lächelns.

Er hat tolle Lippen. Voll und zartrosa.

Wie es sich wohl anfühlt sie zu küssen?

Und dann erst dieser Ansatz eines Lächelns.. Er ist bestimmt wunderschon wenn er lacht.

Ob er je lacht?

"Roy", antwortet er knapp.

Roy, wiederhole ich lautlos. Roy, wie royal. Wie ein König. Der König der Unterwelt, wahrscheinlich.

"Okay Roy. Ich werde jetzt gehen", sage ich langsam, und will mein Handgelenk aus seiner Hand ziehen, doch er lässt es nicht zu. Im Gegenteil,  er verstärkt seinen Griff.

"Wieso?", fragt er.

"Wie wieso? Ich kenne dich doch gar nicht", antworte ich Wahrheitsgemäß.

Eigentlich jammerschade, setze ich in Gedanken hinzu.

"Aber das willst du doch ändern, oder nicht?", fragt er mich ganz direkt und betrachtet mich wieder mit diesem stechenden Blick, der mir einen kalten Schauer den Rücken hinunterjagt.

Kann er hellsehen? Oder ist das so offensichtlich? Habe ich irgendetwas gesagt, was mich verraten hat?

"Wer weiß", sage ich wage. Bemüht darum, meine Fassade zu wahren.

"Ich weiß es", antwortet er selbstsicher.

Dann lockert er seinen Griff um meine Hand, und während er seine Hand zurück zieht, streicht er wie beiläufig über meinen Handrücken.

Ein Kribbeln durchfährt meine Hand, und arbeitet sich über meinen Arm bis hin durch meinen ganzen Körper.

"Wir sehen uns", sagt er und er sagt es so, dass ich keine Sekunde daran zweifel.

Ich kann nicht definieren, ob es ein Versprechen ist oder eine Drohung, vermutlich eine Mischung aus beidem.

Er zwinkert mir zu, eine so simple Geste, die bei den meisten unglaublich affig aussieht, doch bei ihm wirkt es so heiß, so anziehend, dass ich mich zusammen reißen muss, nicht zu sabbern.

Dann dreht er sich um und verschwindet ins Innere des Hauses.

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Meine Lieben,

Glaubt ihr, Roys Versprechen/Drohung wird wahr?

Und was haltet ihr von ihm?

A.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt