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Tag 5
Heute war Montag. Der Start in eine neue Woche.
Und der Tag, an dem Lion mir versprochen hatte, ins Rouge zu kommen. Der Tag, für den wir uns vor einer gefühlten Ewigkeit in Amsterdam verabredet hatten. Der Tag, der mich die ganze Zeit über hat hoffen lassen. Schon gestern Abend war ich wahnsinnig nervös und hatte Angst davor, enttäuscht zu werden. Gleichzeitig hatte ich auch Angst davor, dass Lion von irgendjemandem entdeckt und erkannt werden könnte, schlimmstenfalls von Roy und zweifelte daran, ob es die richtige Entscheidung war, seiner Idee zuzustimmen.

Was soll ich sagen? Er kam, es war wunderschön, und er wurde weder entdeckt noch erkannt.

Schon pünktlich um 9 Uhr, kurz nach Öffnung des Ladens, stand Lion an meiner Tür. Mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich ihn sah. Er trug eine dunkle Jeans, ein graues lockeres Shirt und eine schmale schwarze Cap von Nike passend zu seinen schwarz weißen Sneakern.

Schon im Flur roch ich seinen unverkennbaren Duft und sah das Strahlen in seinen schönen grünen Augen.

Als ich dann die Tür hinter uns geschlossen hatte, gab es kein Halten mehr. Ich umarmte ihn, küsste ihn und freute mich wie ein Schneekönig.

Ich schmiegte mich an ihn und ließ mich von ihm in eine innige Umarmung ziehen. "Ich habe dich vermisst", nuschelte er in meine Haare. "Ich dich auch", gab ich glücklich zurück.

Die gemeinsame Stunde ging viel zu schnell um, aber wir wollten unser Glück auch nicht überstrapazieren.

Wir haben gekuschelt und Lion hat mir davon erzählt, wie die letzte Woche für ihn gelaufen war. Ich wiederum habe nicht so viel erzählt. Ich mied es, mit ihm über meinen Job zu sprechen. Ich schämte mich und gleichzeitig hatte ich noch immer Angst, dass Lion die Situation irgendwann zu viel werden könnte und er mich verließ, deshalb verschonte ich ihn mit Details und hielt alles den Job betreffende so gut es ging von ihm fern.

Die ganze Zeit über war ich angespannt, horchte auf bei jedem kleinsten Geräusch und hatte permanent Angst, jemand könnte ins Zimmer kommen und Lion könnte auffliegen.

Trotzdem war ich froh, dass er da war. Er gab mir wieder Energie und wir verabschiedeten uns mit dem Versprechen, uns nächsten Montag wiederzusehen.

Tag 6
Beflügelt von dem Wiedersehen mit Lion und dem ereignislosen Montag ging ich motiviert an die Arbeit, doch schon am frühen Vormittag hatte ich nicht nur einen, sondern gleich zwei Kunden, die mich wieder zurück auf den schmutzigen Boden der Tatsachen holten. Allerdings waren es nicht zwei einzelne Männer, sondern, und das machte das ganze überhaupt erst erwähnenswert: sie kamen im Doppelpack.

Sean war größer, breiter und trug ein weißes enganliegendes T-Shirt über seinem muskulösen dunkelbraunen Oberkörper. Seine Haare waren kurz geschoren, die Seiten und der Nacken feinsäuberlich ausrasiert. Kingston hingegen war das ziemliche Gegenteil seines Begleiters. Er hatte seine schwarzen krausen Haare zu engen Cornrows frisiert und trug ein weites Trikot der Chicago Bulls.

"Wir wollen einen Dreier", fiel Kingston schon bei der Begrüßung mit der Tür ins Haus. "Ich nicht", war mein erster Gedanke. "Und ich will eine Million Euro", war mein zweiter. "Okay", war jedoch alles, was ich sagte.

Ich musste mich sehr bemühen, beiden Männern gleichzeitig gerecht zu werden, was sich als ziemliche Herausforderung darstellte, da ich noch nie zuvor einen Dreier hatte. Bisher habe ich immer die besten Erfahrungen damit gemacht, wenn ich mögliche Unsicherheiten einfach klar kommuniziert hatte, und so sagte ich den beiden Männern irgendwann während des Vorspiels: "Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen überfordert damit, euch beide zu befriedigen, das ist mein erster Dreier."

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt