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Mulai dari awal
                                    

Entgegen dem was ich bisher von Freunden und deren Tätowierern mitbekommen habe, arbeitet Bobby nicht mit Stencils, sondern zeichnet das Tattoo freihand auf meinen linken Oberarm kurz überhalb der Ellenbeuge.

"Bist du aufgeregt?", fragt Lion und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während Bobby seinen Arbeitsplatz vorbereitet. "Ein bisschen", gebe ich zu und lächele ihn nervös an.

Als es kurz darauf los geht hält Lion meine Hand. Das Tätowieren fühlt sich an, als würde man mit einer feinen Nadel immer und immer wieder über dieselbe Stelle kratzen. Es tut ein wenig weh und die Haut fühlt sich wund an, aber es ist defintiv auszuhalten.

Keine Viertelstunde später betrachte ich mein Tattoo zufrieden im Spiegel. Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe, nur noch schöner.

Mit Tränen in den Augen bedanke ich mich bei Bobby und wende mich zum Gehen, doch plötzlich sagt Lion zu dem kräftigen Mann mittleren Alters: "Also wenn du noch ein wenig Zeit hättest, würde ich auch noch ein kleines Tattoo nehmen."

Überrascht fahre ich herum und mustere ihn neugierig. "Echt? Was willst du denn machen?"

"Einen Mond", antwortet er selbstsicher.

"Ja komm, dann machen wir das schnell noch", antwortet Bobby und verschwindet wieder nach hinten.

"Wieso einen Mond?", hake ich nach. "Das erkläre ich dir später", antwortet er, zwinkert mir zu und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Lion folgt Bobby wieder zurück in einen der Behandlungsräume und erklärt ihm seine Vorstellung.

Sein Tattoo dauert etwas länger als meins, da es nicht nur eine einfach Linienzeichnung, sondern ein kleines Bild mit Schattierungen in verschiedenen Schwarz- und Grautönen ist.

Eine gute halbe Stunde später ziert sein linkes Handgelenk ein kleiner Mond, etwa dreiviertel voll mit einer schmalen schwarzen Sichel am äußeren rechten Rand, die den Kreis füllt, gerade so groß, dass er ihn mit seiner Armbanduhr verdecken kann, wenn er das möchte.

Auch Lion bezahlt, wir verabschieden uns endgültig und schlendern Hand in Hand zurück zum Parkhaus.

"Kannst du mir jetzt bitte erklären, was es mit dem Mond auf sich hat?", quengele ich neugierig. Lion kneift mir grinsend in die Wange.

"Ich wollte ein kleines Symbol, dass mich an dich und unsere gemeinsame Geschichte erinnert und da erschien mir ein Mond sehr passend. Der Mond ist schön, strahlend hell, und man kann ihn von überall auf der Welt sehen. Auch am Tag, wenn man ihn nicht sieht, ist er da. Er wirkt vielleicht auf den ersten Blick unscheinbar, aber er bewegt die Meere. Er steht in enger Beziehung zur Sonne und auch wenn beide ganz unterschiedlich sind, so können sie nur miteinander existieren. Sie brauchen sich. Und es ist kein Vollmond geworden, weil unsere Geschichte noch nicht beendet ist. Aber es ist seit Ewigkeiten so, in jeder Mondphase: egal wie sehr der Mond zeitweise abnehmen mag, es wird immer wieder Vollmond und so haben wir auch immer wieder zueinander gefunden."

Ich bin mittlerweile stehen geblieben und starre ihn aus großen Augen an.

"Du verarscht mich?", frage ich ungläubig. "Nein", erwidert Lion ruhig und zuckt mit den Schultern.

Ich nehme seine Hand und betrachte das kleine schwarze Tattoo noch einmal genau. Dann blicke ich auf und sehe ihm gerührt in die Augen. "Das ist das Schönste, was jemals jemand für mich gemacht hat", flüstere ich mit funkelnden Augen.

"Es wird mich immer an dich erinnern, Malia, in guten wie in schlechten Zeiten", sagt er und zieht mich zärtlich an sich. Ich lege meinen Kopf leicht in den Nacken und muss ein wenig zu ihm aufschauen. "Ich liebe dich", sagt er leise, ohne seinen Blick auch nur für den Bruchteil einer Sekunde von mir abzuwenden. "Ich liebe dich auch Lion", antworte ich und erwidere seinen intensiven Blick. Lion lehnt sich leicht nach vorne und drückt seine vollen Lippen sehnsüchtig auf meine.

Rot wie die LiebeTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang