"Meinst du damit, dass ich erst mal nicht mehr im Rouge arbeiten soll?", frage ich vorsichtig euphorisch. Das wäre natürlich genau nach meinem Geschmack.

"Genau. Und dass du nicht mehr hier wohnen solltest", antwortet Roy und ich sehe ihm an, dass seine Gedanken kreisen.

Nichts ist mehr in meinem Sinne, als nicht mehr im Rouge zu arbeiten, aber meine kleine Wohnung gefällt mir und ich habe mich mittlerweile wirklich gut hier eingelebt. Wo soll ich denn auch sonst hin? Roy will mich doch jetzt nicht wirklich zurück zu meiner Mutter schicken, oder?

"Wo soll ich denn sonst hin?", frage ich vorsichtig und versuche, nicht allzu verzweifelt zu klingen.

"Ich bin finanziell an einem Laden in Amsterdam beteiligt, da könntest du erst mal wohnen und arbeiten, bis sich die Lage hier ein wenig beruhigt hat", überlegt Roy laut.

"Und was ist das für ein Laden?", hake ich misstrauisch nach. "Ein Bordell, so wie das Rouge. Gehobener Laden, gehobenes Publikum, gute Bezahlung", fasst Roy die Hard Facts nüchtern zusammen.

"Roy, bitte. Kann ich nicht einfach irgendwas anderes machen? Wieder kellnern oder meinetwegen tanzen?", frage ich ihn stöhnend. Jetzt will er mich von einem Bordell in das nächste schicken, und das auch noch in Holland, zweieinhalb Stunden von Zuhause entfernt, wo ich niemanden kenne und ganz alleine bin.

Roy antwortet nicht auf meine Frage und beginnt stattdessen zu telefonieren.

Ich lasse mich resigniert rückwärts auf das Sofa fallen und starre an die Decke.

Immer wenn ich denke, ich habe den Tiefpunkt meines Lebens erreicht, geht es kurz darauf eine weitere Etage nach unten.

"Ich habe mit Cream gesprochen, er ist einverstanden. Du kannst erst mal vorübergehend dorthin", verkündet Roy einige Minuten später die frohe Botschaft. "Und wer oder was ist Cream?", erkundige ich mich irritiert und setze mich wieder aufrecht hin.

"Cream ist mein Kollege, dem das Paradise in Amsterdam gehört. Der Club, an dem ich beteiligt bin", informiert er mich und zündet sich eine Zigarette an.

Ich ertappe mich dabei, dass ich überlege, wie nach Robin alias Roy und Joker aka Oskar wohl Cream mit Klarnamen heißen mag. Vermutlich Carsten oder sogar Clemens. Mich würde gar nichts mehr wundern.

"Ich will das nicht, ich will da nicht hin", jammere ich und ziehe einen Schmollmund.

Roy kniet sich vor mich hin und legt seine tätowierten Hände an mein Gesicht. "Malia, verstehst du das nicht? Du kennst dich damit nicht aus, aber ich weiß das leider viel zu gut: Wenn die Bullen sich einmal auf jemanden eingeschossen haben, lassen die den so schnell nicht wieder in Ruhe. Denkst du, das war die erste Razzia bei mir? Du weißt gar nicht, wie oft die schon mitten in der Nacht im Laden oder bei mir zuhause standen und alles auf den Kopf gestellt haben. Ich will nicht, dass du das auch alles durchmachen musst. Ich habe einfach nur Angst um dich", beteuert er, aber ich kann darüber nur müde lachen.

"Du hast Angst um mich? Ja klar. Deshalb verfrachtest du mich in irgendeinen Puff in Holland, obwohl ich gar nicht anschaffen gehen will", gebe ich trotzig zurück. "Du hast damals gesagt, dass mit der Versteigerung sei eine einmalige Sache und dass du eine Familie mit mir gründen willst und plötzlich soll ich Tag für Tag im Puff arbeiten."

"Daran bist du doch selbst Schuld, Malia? Du hast mich belogen und von vorne bis hinten verarscht. Du hast mein Vertrauen ausgenutzt. Ich war dir gegenüber immer loyal, aber du hast alles kaputt gemacht. Ich bin mir deiner Liebe einfach nicht mehr sicher", gibt er bestimmt zurück.

Mir platzt allmählich der Kragen und ich rede schneller, als ich denken kann. "Weißt du was? Wenn du dir meiner Liebe nicht mehr sicher bist, dann solltest du mich vielleicht lieber verlassen. Ich kann nämlich auch nicht daran glauben, dass du mich liebst und dann von anderen Typen ficken lässt, um dir die Taschen mit noch mehr Geld zu füllen, als du eh schon hast!"

Roy holt aus und verpasst mir mit der rechten Hand eine heftige Ohrfeige. "Wie redest du mit mir?", schreit er mich an.

Schockiert starre ich ihn aus großen Augen an und fasse instinktiv an meine heiße, schmerzende Wange.

"Ich weiß gar nicht, wieso ich überhaupt schon wieder mit dir diskutiere. Pack deine Sachen, ich gebe dir eine halbe Stunde und dann fahren wir!", befiehlt er.

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Meine Lieben,

Was haltet ihr von Roys Plan, Malia nach Amsterdam zu schicken?

Meint ihr, es wird ihr dort wenigstens besser oder noch schlechter gehen?

Kleiner Spoiler: in Amsterdam wird was ganz besonderes passieren. Habt ihr eine Idee?
A.

Rot wie die LiebeWhere stories live. Discover now