"Ich habe einfach Angst, dass ich das Geld nicht zusammen kriege und dann all deine Bemühungen umsonst waren." Roy erhebt sich und läuft um den Schreibtisch. Er legt seine Arme von hinten um mich und küsst meine Wange. "Ich will doch einfach nur weg von hier und mit dir in Frieden neu anfangen. Nur du und ich, und irgendwann Henry und Emma", flüstert er leise in mein Ohr.

Tränen sammeln sich in meinen Augen. "Das kannst du nicht von mir verlangen", wispere ich leise.

Ich weiß, dass ich in seiner Schuld stehe und ohne ihn nicht da wäre, wo ich heute bin, aber alles in mir weigert sich bei dem Gedanken, noch einmal Davids Blicke und Berührungen ertragen zu müssen.

"Es geht nur ums Tanzen. Dasselbe, was du auch hier im Mirage machst, nur halt in München. Du würdest erste Klasse dahin fliegen und in einem schicken Hotel wohnen. Es wäre nur ein Abend Arbeit und zwei Übernachtungen. Und ich habe überlegt, dass du zusammen mit Honey dahin fliegen könntest. Ihr versteht euch doch so gut, ihr könntet das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und einen kleinen Mädelstrip daraus machen, bei dem ihr ganz nebenbei eine Menge Kohle verdient. Honey kann das Geld auch sehr gut gebrauchen, deshalb hat sie doch sogar nach oben gewechselt."

Ich schlucke. Es stimmt, Joana kann das Geld wirklich gut gebrauchen, das hat sie mir selbst gesagt. Vielleicht wäre es sogar das Geld, was es ihr ermöglichen würde, nicht mehr anschaffen zu gehen.

"Ich weiß nicht, Roy", antworte ich ehrlich. "Ich muss da erst mal eine Nacht drüber schlafen."

Roy kniet sich vor mich hin und nimmt meine Hand. "Das ist der Haken, Malia. Du müsstest dich jetzt entscheiden. Wenn du zusagen würdest, würde schon heute Abend der Flieger gehen. Es ist eine relativ kurzfristige Buchung."

"Heute Abend schon?", wiederhole ich fassungslos. "Wie soll das klappen? Ich müsste erst mal packen, ich müsste noch einiges vorbereiten. Und was sagt überhaupt Joana dazu?"

Das ist eine absolut beschissene Idee und ich bin mir schon jetzt sicher, dass ich das ziemlich schnell bereuen werde.

"Joana sagt, dass sie das Geld gut gebrauchen könnte und dich gerne begleiten würde. Sie meinte, es würde euch beiden gut tun, mal hier rauszukommen", erklärt Roy und wickelt eine meiner braunen Haarsträhnen um seinen Zeigefinger

"Oh man", stöhne ich leise. Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits habe ich die Hoffnung, dass Joana und ich beide durch diesen Auftrag nachhaltig aus dem Milieu aussteigen könnten und finanziell erstmal "ausgesorgt" haben, aber andererseits werfe ich sie damit dem Mann zum Fraß vor, von dem ich mir gewünscht habe, dass sie so einen niemals in ihrem Leben treffen wird.

"Das ist das letzte Mal, dass ich sowas mache. Danach will ich nie wieder etwas damit zu tun haben", mache ich Roy schweren Herzens klar. "Und ich brauche auf jeden Fall noch ein paar Zauberpillen um das zu überstehen."

Den restlichen Tag verbringe ich mit einem kleinen kurzfristig eingeschobenen Spa-Nachmittag und dem Packen meines Koffers, bis Roy Joana und mich mit Jokers Mercedes Benz Limousine zum Düsseldorfer Flughafen bringt.

Schon komisch, dass das jetzt mein dritter Flug innerhalb weniger Wochen ist, nachdem ich sechzehn Jahre lang nicht ein einziges Mal ein Flugzeug von innen gesehen habe.

Joana und ich checken ein und bringen die Sicherheitskontrollen hinter uns, bevor wir es uns während des einstündigen Flugs nach München in der First Class gut gehen lassen. Wir trinken Champagner und quatschen, sodass die Zeit wie im Flug vergeht.

Es könnte tatsächlich ein richtig schöner Girlstrip sein, wenn nicht der Schatten des mir bevorstehenden Wiedersehens mit David über allem schweben würde.

Wir fahren vom Flughafen aus mit einem Taxi in das für uns gebuchte Hotel und wieder einmal bin ich sprachlos, an was für luxuriösen Orten ich mich aufhalte, seit ich mit Roy zusammen bin.

Er bringt mich an die schönsten Orte und gleichzeitig in die schrecklichsten Situationen. Irgendwie zynisch.

Joana und ich haben uns dazu entschieden, gemeinsam in einem Doppelzimmer zu schlafen, welches wir nun mit großen Augen auskundschaften. Es gibt ein Schlafzimmer, welches im Vintage-Stil gehalten ist und durch viel Gold und Ornamente besticht. Das Bett ist groß und weich und das anschließende Badezimmer so geräumig, dass dort neben einer Dusche auch eine Badewanne Platz findet.

Wir bestellen uns noch etwas zu Essen aufs Zimmer und gehen früh ins Bett, da wir wissen, dass der nächste Tag uns viel Kraft abverlangen wird - sowohl physisch als auch psychisch.

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Meine Lieben,

Was haltet ihr von Malias Auftrag, für David und irgendwelche Geschäftspartner zu tanzen?

Denkt ihr, dass es nur beim Tanzen bleiben wird?

Oder habt ihr genauso ein mieses Bauchgefühl bei der ganzen Sache wie Malia?

A.

Rot wie die LiebeWhere stories live. Discover now