Ich nehme all meinen Mut zusammen und klopfe schweren Herzens an die Tür. Mein Herz schlägt schnell und ich höre deutlich das Blut durch meine Ohren rauschen.

Es dauert einige quälend lange Sekunden bis sich die Tür mit Schwung öffnet.

Zum Vorschein kommt ein gepflegter Mann mittleren Alters in einer schwarzen Jeans und einem hochwertigen hellblauen Hemd, dessen obere zwei Knöpfe nicht geschlossen sind. David hat strahlend blaue Augen, die sowohl im Farbton als auch in der Intensität des Blickes denen von Roy ziemlich ähnlich sind. Seine Haare sind schwarz und vor allem an den Schläfen graumeliert. Er ist groß, schätzungsweise 1.85m, und gut gebaut.

Hässlich ist er definitiv nicht, und auch wenn er deutlich älter als ich ist, so ist er zumindest nicht abstoßend alt.

"Hallo Mila", begrüßt er mich mit dunkler Stimme und bittet mich mit einer einladenden Geste in das hinter ihm liegende Hotelzimmer.

Ich trete ein und reiche ihm höflich die Hand, woraufhin er mich bestimmt an sich zieht und mich rechts und links auf die Wangen küsst. "Hallo David", erwidere ich leise. Er ist eine einnehmde Gestalt, der im ersten Moment mit seiner festen Stimme und der direkten Art ziemlich einschüchternd auf mich wirkt, sodass meine mir erst kürzlich antrainierte Selbstsicherheit erst mal dahin ist.

David führt mich durch einen kurzen Eingangsbereich in ein kleines Wohnzimmer, das sehr clean und modern gehalten ist. Er schiebt mich bestimmt zu der kantigen schwarzen Glattledercouch und setzt sich neben mich. Auf dem quadratischen Glastisch vor uns steht ein Eiskübel mit einer Flasche teurem Champagner, den ich aus dem Mirage kenne, zwei Gläsern und einer großen Platte mit frischen Früchten und Pralinen.

Er beobachtet mich mit Argusaugen, lässt gierige Blicke über meinen noch verhüllten Körper streifen, die so intensiv sind, dass ich mich seltsam nackt fühle, und löst seine Augen nur kurz von mir, um uns Champagner einzugießen.

Er reicht mir das erste Glas und stößt mit mir an. "Auf uns!"

Nachdem wir beide einen Schluck des prickelnden Schaumweins getrunken haben, fragt David interessiert: "Also Mila, magst du mir zuerst mal was über dich erzählen? Was arbeitest du, wo lebst du?"

"Ich gehe noch zur Schule, ich mache jetzt bald mein Abitur und arbeite nebenbei in einem Poledance-Club. Ich lebe hier in Düsseldorf in einer eigenen Wohnung", arbeite ich akribisch seine Fragen ab, da ich nicht weiß, was ich sonst über mich erzählen soll.

Wer weiß, ob ihn das überhaupt wirklich interessiert oder ob diese Fragen nur als Eisbrecher dienen sollen.

"Das heißt du bist siebzehn?", fragt er direkt und in seinen Augen erkenne ich ein aufgeregtes Funkeln. "Nicht ganz", antworte ich unsicher.

Ist es richtig, ihm das jetzt zu verraten? Ich habe das vorab gar nicht mit Roy abgesprochen. Andererseits erinnere ich mich an den Code, den Roy extra in der Anzeige versteckt hat und daran, dass er gesagt hat, ich würde mehr Gebote bekommen, wenn ich minderjährig bin. Wenn er das eh schon weiß, kann ich ihm auch verraten, dass ich sechzehn und nicht siebzehn bin.

"Ich habe erst in zwei Monaten Geburtstag", antworte ich ehrlich. In Davids Blick flackert Begierde auf. "Das heißt du bist sechzehn?", hakt er euphorisch nach. Ich nicke.

"Und wie alt bist du?", frage ich, um vom Thema abzulenken. Irgendwie ist mir das unangenehm und gleichzeitig interessiert es mich wirklich, wie alt er ist.

"Ich bin vor zwei Wochen vierzig geworden. Deshalb sitzen wir auch hier: du bist quasi mein verspätetes Geburtstagsgeschenk an mich selber", erklärt er und grinst anzüglich.

Rot wie die LiebeWhere stories live. Discover now