Deshalb nehme ich mir kurz entschlossen meinen Luffaschwamm und schäume mich erneut ein, doch auch nachdem ich mich ein zweites Mal gewaschen habe tritt keine Besserung ein. Ich fühle mich nach wie vor schmutzig.

Wütend stelle ich das Wasser heißer. Es ist nun so heiß, dass die Wassertropfen brennen, während sie auf meine Haut prasseln.

Noch einmal gebe ich eine große Menge Duschgel auf den Schwamm und beginne meine Arme und Beine zu schrubben. Immer fester und schneller reibe ich den Schwamm über meine gerötete und bereits schmerzende Haut.

Tränen steigen mir in die Augen.

Ich will doch nur all diesen Dreck von mir waschen.

Ich schrubbe mich wie eine Besessene, bis ich plötzlich realisiere, dass Blut über mein Handgelenk läuft.

Schockiert starre ich auf die wunde Stelle, von der hellrotes Blut auf den Boden der Dusche tropft und plötzlich brechen bei mir alle Dämme.

Verzweifelt lasse ich mich auf den Boden der Dusche fallen und fange an zu heulen. Ich schluchze laut auf und schlage mir sofort die Hände vor den Mund.

Weinend, nackt und verletzt kauere ich auf dem Boden der Dusche und heule mir die Seele aus dem Leib, als es plötzlich an der Tür klopft.

Durch das Milchglas erkenne ich Roys Umrisse. "Malia, alles okay?", ruft er besorgt.

Ich versuche mich zusammen zu reißen, doch ich bekomme nichts außer einem weiteren Schluchzen heraus.

Ohne zu zögern öffnet Roy entschlossen die Glastür und kommt auf mich zu. In seinem Blick liegt wieder dieser merkwürdige Ausdruck von Mitleid.

Ich muss einen grausamen Anblick abgeben, wie ich da so elendig in der Dusche hocke.

Roy schiebt seinen Ärmel zurück und greift in die Dusche um das Wasser abzustellen. Dann nimmt er eins der großen vorgewärmten Handtücher und hält mir auffordernd seine Hand hin.

"Komm raus, Malia", sagt er sanft. Ich antworte nicht, ich wimmere nur, aber greife hilfesuchend nach seiner tätowierten Hand, klammere mich an ihr fest, wie an dem letzten rettenden Strohhalm.

Roy zieht mich mit einem kontrollierten Ruck hoch und wickelt mich in das große flauschige Handtuch. Meine Haut schmerzt und auch meine Augen tun vom vielen Weinen weh.

Er rubbelt mich sanft trocken und redet dabei beruhigend auf mich ein. "Alles wird gut. Er wird dir nie wieder was antun können, das verspreche ich dir."

Als ich mich einigermaßen beruhigt habe, sagt er: "Ich habe für uns gekocht. Zieh dir was an und komm runter, okay? Dann können wir essen. Du hast doch bestimmt Hunger."

Ich nicke dankbar und Roy lässt mich wieder alleine.

Ich ziehe mir frische Unterwäsche, eine schwarze Leggings und ein enges rotes Longshirt an. Meine nassen Haare kämme ich einmal durch und binde sie dann zu einem Dutt zusammen. Ich habe keine Nerven, mir jetzt die Haare zu föhnen.

Ich beseitige mit flinken Fingern das Chaos, welches ich im hier Badezimmer veranstaltet habe und begebe mich dann ins Erdgeschoss.

Schon im Treppenhaus steigt mir ein köstlicher Duft in die Nase. Es riecht nach frisch gebratenem Fleisch und Knoblauch. Ich liebe Knoblauch.

Obwohl die Ereignisse des heutigen Tages mir schwer im Magen liegen, verspüre ich ein wenig Hunger. Außerdem weiß ich Roys Mühe zu schätzen und will ihm nicht vor den Kopf stoßen.

Lächelnd beobachte ich ihn, wie er die letzten Handgriffe am Herd vornimmt.

Der hübsche Esstisch aus grobem Holz ist mit zwei weißen viereckigen Tellern, makellos glänzendem Besteck und edlen Weingläsern eingedeckt.

In der Mitte des Tisches stehen zwei große Mühlen, eine weiße für Salz und eine schwarze für Pfeffer sowie ein Rattankörbchen, in dem einige geröstete Brotscheiben liegen und  eine große Schale mit frischem Feldsalat.

Roy grinst mich stolz an, als er mich entdeckt und holt meinen Teller zum Herd. Er drapiert ein kleines Steak und ein paar halbierte Kartoffeln darauf und reicht mir den Teller, bevor er auch sein Essen anrichtet.

"Wow, das sieht ja gut aus", lobe ich ihn. "Und das riecht auch gut."

"Und das schmeckt sogar gut!", feixt er und setzt sich auf einen der braunen Ledersessel.

"Das werden wir jetzt sehen", antworte ich und zwinkere ihm zu.

Roy hat nicht zu viel versprochen. Das Essen ist wirklich köstlich und obwohl ich eigentlich keinen großen Hunger hatte, esse ich meinen Teller leer.

Nach dem Essen helfe ich ihm den Tisch ab- und die Spülmaschine einzuräumen.

Währenddessen teilt er mir mit: "Ich dachte, wir können gleich noch einen Film zusammen schauen. Was hältst du davon?"

"Klingt gut", gebe ich zurück und spüle meinen Teller mit klarem Wasser ab, bevor ich ihn Roy angebe.

"Es gibt einen neuen Film bei Netflix, Faster mit Dwayne TheRock Johnson. Es geht um einen Bankräuber, der gerade aus dem Knast entlassen wurde und seinen jüngeren Bruder rächen will, dabei aber gegen die Cops und einen Auftragskiller ankämpfen muss. Wir können den ja gucken, wenn du magst", plappere ich drauf los.

Roy schaut mich irritiert an. "Echt jetzt?", fragt er misstrauisch.

"Ja, magst du keine Actionfilme?", frage ich ihn.

"Doch, aber ich hätte nicht gedacht, dass du Actionfilme magst. Ich dachte, wir gucken jetzt Titanic oder Dirty Dancing."

Ich verdrehe die Augen. "Nein danke."

Roy drückt mir einen Kuss auf die Wange und gibt zu: "Das gefällt mir. Ist irgendwie heiß."

Zu Beginn gefällt mir der Film ziemlich gut, doch mit der Zeit werde ich immer unkonzentrierter und meine Gedanken driften ab. Obwohl ich versuche, es zu unterdrücken, schweifen meine Gedanken immer wieder zu Detlef, meiner Mutter und der versuchten Vergewaltigung. Die Übergriffigkeit und die schier unendliche Ignoranz der Beiden, aber vor allem meiner eigenen Mutter liegen mir schwer im Magen.

"Was ist los, Babe?", fragt Roy, als ich zum wiederholten Mal unruhig auf der Couch hin und her rutsche.

"Ich kann irgendwie nicht abschalten", gebe ich offen zu.

Roy steht auf und geht an seine Jacke, die im Flur an der Gaderobe hängt.

Kurz darauf kommt er zurück, hält mir ein kleines Tütchen vor die Nase und sagt grinsend: "Ich hab da was zum abschalten."

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Meine Lieben,

Was sagt ihr zu Malias Zusammenbruch unter der Dusche? Sie tut mir wirklich so leid..

Aber wir Roy sich um sie kümmert, dass er sie bekocht und bekuschelt, ist schon echt süß, oder?

Und was hat er wohl zum abschalten für sie?

A.

Rot wie die LiebeWhere stories live. Discover now