197. Kapitel

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Sicht Andreas:

Ich hatte geahnt das Chris das nicht durchhält und das er jetzt vor uns lag bestätigte leider mein Gefühl das ich heute schon den ganzen Tag bis jetzt hatte. Etwas beunruhigte mich dann aber noch mehr. Ich nahm Papas Aura in unserer Nähe wahr und das in Verbindung mit Chris seinem Zusammenbruch machte mir Angst.
Gott sei Dank bekam Lea jetzt nichts mehr davon mit, aber sie wird später noch zurecht beunruhigt sein.

Jetzt mussten wir Chris erst mal wieder auf die Beine kriegen.
Manuel hockte sich jetzt hinter ihn und zog Chris unter die Achseln gegriffen mit einem beherzten kräftigen Ruck zu sich auf seine angewinkelten Beine nach hinten hoch, die jetzt wie ein Keilkissen wirkten. Ich setzte mich rechts seitlich neben ihn und legte seine Beine nach oben gelagert auf meinem Schoß ab. Patrick kniete links neben ihm und kümmerte sich erst mal um die Dornen in seinen Händen. Einige große zog er so sofort und die kleineren gingen nur mit Pinzette zu ziehen. Das wollte er machen, wenn wir bei uns zu Hause sind und er aus der Praxis das richtige Werkzeug holen konnte oder er Lea nach Pinzetten fragen konnte. Er verband sie erst mal nur locker das sich jetzt nicht noch Dreck in die Wunden setzen konnte. Das war ihm und uns auch sicherer.

Mama stand noch immer wie zu einer Säule erstarrt an der Seite und beobachtete was passiert war. Sie hatte Chris grade wie ein Taschenmesser zusammenklappen gesehen und musste das erstmal verdauen. Sie sammelte sich dann aber doch wieder recht schnell und kam dann besorgt zu uns. Chris war grade weit weg und gedanklich sehr abwesend, während er immer beim Blick auf das jetzt vor ihm gefüllte Grab wieder in Tränen ausbrach. Er war zwar wach aber nicht ansprechbar. Er schien auch in den Händen gar keine Schmerzen zu haben, was ungewöhnlich war. An der einen Hand hatte er ja durch die Narben etwas weniger Gefühl wie in der anderen.

Während Patrick Chris versorgte überlegten Manuel und ich wie wir Chris möglichst ungesehen hier vom Friedhof weg kriegen wollten.
Inzwischen war seit der Beisetzung über eine halbe Stunde um und Chris ging es noch nicht wirklich besser.

Ich schickte Manuel unser Auto so nah wie möglich hier her zu holen, denn laufen war grade nicht möglich. Er lag noch immer wie hingemäht hier. Nur das Mama mit Manuel getauscht hatte und sie ihm zärtlich durch die Haare ging und ihm das Gesicht behutsam streichelte. Dabei fielen Chris aus Erschöpfung die Augen zu. Er atmete jetzt auch etwas ruhiger und das zeigte auch das mobile EKG an, was Patrick ihm inzwischen angelegt hatte und auch der Blutdruck regulierte sich wieder etwas.
Patrick nutzte das aus, dass er die Augen zu hatte und sprach mit mir darüber wie es mit Chris weiter gehen sollte.

Er sollte erst mal zu Hause zur Ruhe kommen und wenn sich sein Zustand nicht bessern würde, würde er ihn ins Krankenhaus bringen lassen. Ich war beruhigt das er ihn nicht sofort einliefern lassen wollte und Mama war genauso froh darüber. Wenn es nach Patrick gegangen wäre, hätte er sofort einen Krankenwagen kommen lassen, aber wir wollten kein weiteres Aufsehen in der Presse und Patrick kennt uns schon lange genug, um zu wissen das wir es erst mal so versuchen wollten. Der Tag war heute bis jetzt schon schlimm genug.

Gut 10 Minuten später war Manuel auch schon mit dem Wagen hier. Wir machten Chris vorsichtig wach, denn er kam nicht mehr gegen seine Müdigkeit an, denn so halb schlafend mit ihm ging das gar nicht so einfach weil er gefühlte 50 Kilo mehr wog. Mama saß mit ihm hinten. Er hatte sich an ihre vertrauten Schultern fallen lassen und sofort die Augen wieder geschlossen. Manuel saß neben mir, der für mich immer mal ein Auge nach hinten warf und mir zurückmeldete wie es Chris ging. Patrick fuhr uns mit seinem Wagen zügig hinterher.

Der Rest unseres Teams wartete schon bei uns im Garten. Keiner hatte mitbekommen wie Chris auf dem Friedhof zusammengebrochen war. Das dachten wir jedenfalls.

Wir hielten direkt bei uns vor der Tür und holten ihn wieder mühsam aus dem Auto um ihn ins Haus zu bringen. Mama öffnete die Haustür und Manuel und ich brachten ihn gestützt nach drinnen in das Gästezimmer nach oben. Auch wenn er einige Stufen hoch musste hatte er dort doch seine Ruhe, ohne das ihn jeder gleich ansprechen würde. Er hing wirklich wie ein nasser Sack bei uns über den Schultern und war vollkommen kraftlos. Er kennt diese Treppe schon seit Jahren im Schlaf. Ein Wunder das er aber dieses mal die Stufen überhaupt hochkam und dass das ein Fehler war sollten wir bald merken.

Alb-Traumurlaub mit Folgen?Where stories live. Discover now