Alb-Traumurlaub mit Folgen?

194.Kapitel

Sicht Andreas:

So hatte ich meinen Bruder noch nie reden hören.

Er hatte sich grade so richtig in seine Vaterrolle eingelebt und dann kommt so ein grausamer Schicksalsschlag. Ich hatte mich so auf die Kinder gefreut und das Chris auch endlich seine wahre Liebe gefunden hatte. Wie singt Max Giesinger? ,,Eine von 80 Millionen". Es tut furchtbar weh ihn so zu sehen. Ich war so froh das er sich nach Papas Tod endlich gefangen hatte. Chris hatte nachdem unser Vater nicht mehr da war schon lange zu kämpfen und knabbert da auch immer noch dran. Jeder Todestag von ihm macht meinem Bruder immer noch zu schaffen und er ist total ruhig und zieht sich zurück. In ihn reinversetzen können wir uns alle tatsächlich nicht, weil es keiner von uns wirklich hat durchmachen müssen. Wir wissen nur wie schmerzhaft es ist jemanden nahestehenden zu verlieren.

Seine letzte Reaktion bei unserem Gespräch machte mir Sorgen. Wir saßen beide noch etwas fassungslos nebeneinander ohne etwas zu sagen. Ich schrieb Lea an, das sie ins Zimmer kommen sollte. Jetzt sollte sie ihr Glück versuchen Chris wieder zur Vernunft zu kriegen.

Sicht Lea:

Andreas Nachricht das ich rein kommen soll verhieß nichts gutes. Ich weiß wie stur Chris sein kann und das er das durchzieht was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Und das ich jetzt mein Glück versuchen sollte bedeutete, dass selbst Andreas  als sein Bruder es nicht geschafft hatte an Chris ran zu kommen. Anne war inzwischen wieder gefahren und hoffte dann später auf hoffentlich gute Nachrichten, aber das wird sich zeigen ob er sich umentscheiden wird. Andreas wollte wenn ich bei Chris bin noch mal zu Dr. Klinge sich die PV holen. Nur Chris selber kann sie außer Kraft setzen indem er sie samt amtlichen Siegel zerreißt. Das hatte er mir noch in der Nachricht geschrieben. Er hofft das Mama ihn dazu bewegen kann, wenn ich es nicht schaffen werde und für den Fall sollte sie bei uns sein. Dr. Klinge macht sich auch Sorgen um Chris und bleibt deswegen so lange wie möglich in der Nähe seines Büros.

Andreas hatte mit ihm abgesprochen bei Chris im Zimmer zu klingeln wenn er bereit ist sich behandeln zu lassen, denn jede Minute zählt, aber das wusste Chris nicht, aber wir wussten es, das die Uhr gegen Chris läuft und zwar ohne Aufschub und ohne Gnade.
Jede Minute die vergeht ist Chris mehr zum Tode verurteilt und das werde ich ihm jetzt auch knallhart sagen. Ich hoffe nur das der Verkehr heute auf unserer Seite ist und Teresa mit Angelina schnell hierher kommen können und das Elise es auch rechtzeitig schaffen wird.

Ich schrieb Andreas zurück und klopfte. Ich öffnete die Tür und Andreas kam mir verweint entgegen. Was hatte ihm Chris nur an den Kopf geworfen das Andreas so fertig war. Ich konnte es mir denken, dafür kenne ich Chris zu gut, aber mein Mann weiß, das ich auch klare und deutliche Worte finden kann. Das sah ich grade in seinen Augen als ich auf ihn zu ging. Ich sah auch die Trauer in seinen Augen.

Es war jetzt hier in diesen Krankenzimmer das erste mal das wir uns bewusst zusammen hatten und uns nahe waren. Er brauchte grade meine Nähe, das spürte ich. Ich wollte ihn jetzt nicht mit Vorwürfen bombardieren sondern ihm das geben was er wirklich brauchte und das waren wir zusammen. Ich legte mich zu ihm und nahm ihn fest in den Arm. Wir ließen beide unsere Tränen eine Weile laufen. Ich hatte meinen Kopf nah an seinem Herzen und horchte genau. Ich setzte mich dann besorgt auf und fing an zu reden.

Lea:
Schatz bitte lass Dich behandeln. Die Uhr läuft rückwärts gegen Dich. Denk bitte an uns. Ich wäre die nächste die an der Trauer um Dich zerbrechen würde. Es ist schlimm genug das Conner schon zu früh gehen musste. Tu mir das bitte nicht an. Mach die PV bitte rückgängig. Du bist zu jung um jetzt schon zu gehen. Es ist alles in die Wege geleitet das Du bald wieder ein normales Leben haben kannst. Mach das bitte nicht kaputt. Ich liebe Dich und werde für Dich da sein. Das hab ich Dir bei unserer Hochzeit versprochen. Hast Du das vergessen?
Chris:
Nein hab ich nicht. Ich liebe Dich auch, aber ich kann das nicht ertragen das Du demnächst einen Pflegefall zu Hause haben könntest, weil es mir nicht besser geht. Ich weiß das ich vermutlich nicht mehr lange habe und deswegen hatte ich die PV gemacht.
Lea:
Bitte mach sie rückgängig und gib den Ärzten die Zeit die sie brauchen und wenn Du dafür wieder länger im Krankenhaus sein musst. Du bist am leben. Bitte!! Gib uns als Familie nicht auf und vor allem gib Dich nicht auf. Es kann nicht sein das Dir alles egal ist, Conner ist Tod, das ist schlimm genug aber Angelina braucht Dich jetzt genauso. Sie hat auch ihren Bruder verloren und spürt das auch. Ich weiß das es Dir das Herz bricht, aber wenn Du nicht mehr da wärst, würde es mir das Herz brechen und ich würde vermutlich genauso leiden wie Du, als Du deinen Vater verloren hast. Ich weiß das es Dir grade den Boden unter den Füßen weggezogen hat, aber das Leben geht weiter und Du schmeißt es grade weg anstatt zu kämpfen, wo es für Dich noch Hoffnung gibt. Denk mal bitte darüber nach.