166.Kapitel

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Sicht Chris:

Ich stand jetzt mit Anne hier auf der
Kinderstation und sah meine Kinder da in ihren kleinen Bettchen liegen. Sie sahen so lieb aus, wie sie so am schlafen waren und so zerbrechlich und zart. Ich konnte mein eigentliches Glück noch gar nicht fassen und doch hatte das hier einen bitteren Nachgeschmack.

Lea ging es nicht gut und hatte unsere süßen Zwerge noch nicht mal sehen können. Ich merkte wie Anne neben mir stand und auch bitterlich weinte. Ich war noch nicht mal in der Lage sie zu trösten, so überfordert wie ich gerade war. Hier prallten grade Welten aufeinander. Für jedes Kind was geboren wird, macht ein anderer Platz. So sagte es mir Papa schon damals und nun mussten wir als Familie umeinander kämpfen und den Mut haben zu leben.

Ich schaffte es dann doch zu Anne zu gehen und sie in den Arm zu nehmen. Ihr machte diese Situation meinetwegen grade sehr zu schaffen, eben weil sie selber auch Kinder hat und es ihr weh tat mich so sehen zu müssen.
Nach einigen Minuten die wir dort wort- und regungslos auf die Scheibe starrten kam eine der Stationsschwestern auf mich zu und sprach mich dann doch an.
Ich hatte aus dem Augenwinkel gesehen wie sie mich beobachtete. Ich tat ihr scheinbar auch irgendwie leid.

Schwester:
Wollen sie ihre Kinder kurz näher mal sehen? Nur auf den Arm kann ich sie ihnen nicht geben, wegen den Kabeln. Ihre Frau war der Notfall heute Mittag, oder?
Chris:
Ja, Sie liegt im Heilkoma zur Zeit. Wenn ich darf würde ich sie gerne sehen.
Schwester:
Dann kommen sie mit.

Meine Tränen kullerten jetzt vor Freude als ich mit ihr in das Babyzimmer ging. Ich sah jetzt das erste mal was Lea und ich da aus Liebe zu Stande gebracht haben und ein Lächeln vor Freude kam mir über die Lippen.

Ich genoss es einfach, auch wenn ich die zwei nicht auf den Arm bekommen durfte.
Ich schaute nach draußen und sah Anne unter Tränen die Station verlassen. Sie warf mir noch einen letzten Blick zu und ging vor die Tür. Ich hatte mich wirklich in die zwei verliebt. Wie schön hätte es alles sein können, wenn all das nicht passiert wäre und die Verhandlung nicht sein müsste, dann würde sie jetzt nicht wegen Thomas im H-Koma liegen und wir könnten heute unser Familienglück zusammen genießen. Aber leider war die Realität eine andere.

Nach 20 Minuten Babygucken musste ich leider wieder gehen. Ich hatte Kraft getankt und nahm mir vor Lea alles zu erzählen, denn ich wusste das sie es hören würde.

Mir kamen schmerzlich wieder Erinnerungen aus der Zeit hoch, als ich im Koma lag und sich alle Sorgen um mich gemacht hatten und stundenlang an meinem Bett gesessen hatten. Anne war das auch grade zu viel und ich konnte es verstehen.

Ich wusste das sie vor der Tür auf mich warten würde und ging ihr dann nach. Tatsächlich stand sie vor der Tür und telefonierte noch mal mit Mama. Anne brauchte wen zum reden, das ahnte ich oben schon. Sie hatte ähnliche Erfahrungen mit ihrer Tochter und das kam grade wie sie mich da so stehen sah wieder hoch. Sie erzählte ihr das wir die kleinen und Lea gesehen haben und wie es uns allen damit geht. Ich hörte ihre Sorge in ihrer Stimme und nahm ihr das Telefon ab und sprach selber noch mal mit Mama. Sie merkte das es mir einigermaßen gut ging und so verabschiedeteten wir uns erstmal bis morgen. Ich sagte Mama das wir uns im Hotel treffen könnten und dann alle zusammen in die Klinik fahren können. Sie fand, das es eine gute Idee war und legte dann auf. Wir unterhielten uns kurz wie es bei den kleinen war und machten uns dann auf den Weg ins Hotel.

Der Abend verlief recht ruhig. Ich dachte immer wieder an meine Kinder und an Lea, vor allem an Lea. Ich schlief ziemlich unruhig und hatte wieder furchtbare Albträume, als Anne mich schweißgebadet, schnell atmend und tränenüberströmt hochschrecken sah.

Ich stand auf, zog mir was über und ging mitten in der Nacht auf den Balkon der am Zimmer dran war und brauchte Zeit über das nachzudenken was ich da geträumt hatte.

Anne kam mir schnell hinterher und wollte wissen was mich so erschreckt hatte. Ich unterhielt mich etwas mit ihr über meine nächtlichen Albträume, die mich seit einiger Zeit immer wieder quälen und die schrecklichen Erinnerungen Nacht für Nacht immer wieder neu hochkommen lassen.
Sie fragte mich was ich geträumt hatte, doch ich wollte es ihr nicht sagen.

Ich behielt es für mich
das ich von einer Trauerfeier geträumt habe, nachdem wir einen kleinen Sarg zu Grabe getragen hatten
und
das ich Papa gesehen habe wie er uns von oben zugewunken hatte, um uns sagen zu können das er immer auf uns aufpasst und wir ihn wiedersehen werden wenn es für jemanden von uns an der Zeit ist zu gehen.

Ich machte mir grade Sorgen um meine Tochter. ,,Der Bluterguss könnte immer noch gefährlich für sie werden" sagte ich zu Anne die mir ansah wie mir ,meine Sorgen buchstäblich ins Gesicht geschrieben standen. Wie gefährlich er sein würde, sollten wir am nächsten Tag erfahren.

Ich ging mit Anne wieder ins Zimmer und schlief jedenfalls wieder ein und konnte dann die restlichen paar Stunden bis zum Aufstehen weiter schlafen und diesmal ohne Albträume.

Meine Mutter war inzwischen angekommen und hatte ihr Gepäck in das Zimmer neben uns gebracht und so gegen 9.00 Uhr klopfte es bei uns an der Tür. Anne öffnete und ließ unsere Mutter rein. Wir gingen erst zusammen frühstücken und machten uns dann so gegen 10 Uhr auf den Weg in die Klinik.

Überglücklich und Stolz ging ich mit Mama zu unserem Nachwuchs.
Auf der Kinderstation sollte ich aber gleich eine schlechte Nachricht bekommen. Ich sah an der Fensterfront das meine Tochter fehlte.

Ich lief schnellen Schrittes zum Stationszimmer und fragte nach, wo Angelina Teresa Reinelt ist und sie sagte mir, das es heute morgen zu Komplikationen gekommen ist und ich warten muss bis meine Tochter aus dem OP kommen wird.
Chris:
Ich stockte, hielt meine Hand vor das Gesicht und fragte besorgt
Warum ist sie im OP?
Schwester:
Der Erguss hat auf die Lunge gedrückt und wird deshalb jetzt entfernt.
Chris:
Warum hat man mich nicht informiert?
Schwester:
Es musste schnell gehen.
Chris:
Ich hätte es aber trotzdem gerne gewusst. Bitte sagen Sie mir Bescheid wenn was ist, egal zu welcher Uhrzeit. Meine Nummer hatte ich hier hinterlassen.
Schwester:
Wir sagen Bescheid wenn sie wieder hier ist.
Chris:
Das hoffe ich auch. Wie geht's meinem Sohn Conner Andreas Reinelt?
Schwester:
Ihm geht's gut. Wenn das so bleibt darf er morgen zu ihnen auf den Arm und sie können eine Bindung zu ihrem Sohn aufbauen. Sein Bändchen mit dem Namen hat er schon an und Angelina bekommt es wenn sie wieder hier ist. Haben sie sich die Namen zusammen ausgesucht?
Chris:
Ja. Die ersten sind die Rufnamen und der zweite, der Paten.

Ich war geschockt was ich eben erfahren hatte und das sah mir auch meine Mutter an. Sie drückte mich und gratulierte mir erst mal zu den beiden und dann fragte sie mich was passiert war und wo unsere Tochter ist. Ich erzählte es ihr und sie schaute genauso traurig wie Anne, die schon an meinem Gesicht mitbekommen hatte das was passiert war und sie war noch mehr geschockt als sie von mir erfahren hatte was passiert war.

Meine Mutter sah das Bändchen von Conner Andreas an seinem dünnen Ärmchen und fragte mich dann wie unsere Tochter heißen wird. Ich sagte ihr das in der Geburtsurkunde der Doppelname von beiden stehen wird, aber nur der erste der Rufname ist ,,und der wäre?" fragte sie.

Genau in dem Moment wurde sie zur Tür rein gebracht. ,,Darf ich vorstellen? Angelina Teresa. Sie sieht Lea jetzt schon total ähnlich" sagte ich ,,und Conner Dir als Baby" sagte meine Mutter.
Na toll dachte ich mir. Mal sehen wo uns das hinführen wird.

Angelina schlief ganz ruhig in ihrem Bettchen und die Kinderärztin, die sie grade reingebracht hatte sagte uns was genau war und das alles gut gelaufen ist und sie jetzt weiter beobachtet werden muss. Sie fragte mich noch wie es Lea gehen würde. Und da konnte ich ihr keine Antwort drauf geben, weil ich heute noch nicht bei ihr war. Ich dachte mir das sich an ihrem Zustand noch nicht viel geändert haben wird, aber es stimmte mich traurig das sie die Kinder immer noch nicht sehen konnte.

Auch hing mir der Traum von heute Nacht noch ziemlich nach und ich machte mir Gedanken was er zu bedeuten haben könnte. Aber das sollte noch dauern bis ich auf diese Frage eine endgültige Antwort bekommen sollte.

Alb-Traumurlaub mit Folgen?Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz