Rot wie die Liebe

By Adinavid

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Rot wie die Liebe. Rot wie ihr lächelnder Mund. Rot wie ihre Dessous. Rot wie ihr Blut. Rot wie das Rotlich... More

• Wichtig! •
• Widmung •
• Loverboys, Menschenhandel, Prostitution •
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Danke ♡
NOT YOUR BONNIE
Malia UPDATE 🥰

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By Adinavid

Die erste Woche in Amsterdam zieht rasend schnell an mir vorüber und ich spüre, dass ich die vielen neuen Eindrücke kaum verarbeiten kann. Mein Kopf ist voll von Erlebnissen, fiesen Spitzen meiner neuen "Kolleginnen", neuen Sinnesreizen und alten Lasten, die ich wie zentnerschwere Ziegelsteine mit mir herumschleppe.

An manchen Tagen fühlt es sich so an, als ob die zarte Hülle meines Körpers bis oben hin nur noch mit Schmerz gefüllt ist. Schmerz über den Verlust meiner Freundin, die grausam ermordet wurde, obwohl sie nur frei sein wollte. Schmerz darüber, dass ich jeden Tag wieder und wieder legalen Vergewaltigungen ausgesetzt bin. Und es schmerzt mich auch, immer wieder das Gefühl zu haben, dass ich mit Roy zusammen bin, obwohl ich eigentlich viel lieber mit Lion zusammen wäre.

Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an ihn denke und mich in seine starken Arme sehne. Oft geht das sogar so weit, dass ich mir vorstelle bei Lion zu sein, während ich mich von einem Kunden penetrieren lasse. Ich stelle mir nicht vor, statt des Kunden mit Lion zu schlafen, sondern ich flüchte mich in unschuldige Scheinwelten, in denen wir zusammen herum albern, den Strand entlang laufen oder uns küssen. Es hilft mir, mich mental aus der Situation zu flüchten und durchzuhalten.

Doch von Tag zu Tag wächst in mir der Wunsch, diese Träume Realität werden zu lassen. Ich halte es für unvernünftig und versuche diese Gedanken so gut es geht einzudämmen und zu verdrängen, aber ich kann mich nicht dagegen wehren, dass sie immer wieder auftauchen.

Freitagabend merkt man, dass das Wochenende beginnt. Die Stadt ist gerammelt voll mit Touristen und die engen Straßen sind wahnsinnig überfüllt. Junge Menschen drängen sich aneinander vorbei, größtenteils Männer, die in die Fenster gaffen oder die Frauen fast sabbernd anstieren, wie kleine Kinder, die vor dem bunt leuchtenden Schaufenster eines Süßigkeitengeschäfts stehen.

Arbeitsbeginn ist im Paradise immer um siebzehn Uhr, davor können wir uns unsere Zeit zu unserer freien Verfügung einteilen. Allerdings arbeiten wir unter der Woche bis zwei und am Wochenende sogar bis fünf Uhr morgens, weshalb ich meistens froh bin, mich ausschlafen und erholen zu können, bevor der Alptraum wieder weiter geht.

Ich zünde mir einen Joint an und inhaliere den süßlichen Qualm. Seit ich hier bin, rauche ich noch mehr Weed als in Düsseldorf. Gras ist günstig, an jeder Ecke problemlos verfügbar und es bringt mich runter. Es hilft mir, meinen Kopf auszuschalten und all die grausamen Bilder in meinem Kopf, all die schmerzlichen Erinnerungen, aber auch all diese fremden Männer in meinem Bett, die mich anfassen, küssen, anlecken, in mich eindringen, mich erniedrigen und mit ihrem Sperma vollspritzen, zu ertragen.

Ich hatte heute erst einen Kunden und auch wenn das schlecht für's Portemonnaie ist, bin ich froh darüber. Das Geld ist mir egal und oft würde ich mir wünschen, dass einfach niemand Interesse an mir hätte.

Heute scheine ich diesbezüglich endlich mal Glück zu haben, denn außer des amerikanischen Geschäftsmannes, der gleich um 17.30 Uhr nach Feierabend für einen Quickie bei mir war, stand kein einziger ernsthaft interessierter Kunde an meiner Tür.

Ich lasse meinen Blick über den Dschungel aus Menschen schweifen, als plötzlich eine Gestalt ganz rechts in meinem Blickfeld meine Aufmerksamkeit erregt. Es ist ein junger Mann, der Lion wahnsinnig ähnlich sieht. Seine Haare haben den gleichen Braunton und sogar den selben Schnitt wie Lions. Er trägt sogar den gleichen khakigrünen Parka, wie Lion ihn immer trägt.

Je näher der Mann frontal auf unser Gebäude zuläuft, desto mehr zieht sich mein Magen zusammen.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, das ist Lion, der da gerade durch die Straßen Amsterdams unmittelbar von mir vorbei läuft.

Kurzentschlossen nehme ich mein iPhone von dem kleinen Nachttisch, entsperre es und wähle Lions Nummer.

Der Mann auf der Straße greift in seine Hosentasche und zieht sein Handy heraus. Er wirft einen irritierten Blick darauf und will gerade den Anruf annehmen, da drücke ich ihn weg.

Ich sehe noch, dass er mich zurück ruft, doch bin schon damit beschäftigt, meinen weißen Frotteebademantel zu schnappen und ihn mir über die schwarzen Dessous zu schmeißen.

Ich streife die Highheels von meinen Füßen, schlüpfe in die nächstbesten Schuhe, die ich finde, was meine Pantoffeln sind, und laufe mit schnellen Schritten die Treppe herunter. Am liebsten würde ich rennen, weinen und schreien, doch ich will hier im Laden keine Aufmerksamkeit erregen. Zu groß ist die Gefahr, dass eines der anderen Mädchen oder sogar Cream davon mitbekommt und Roy über mein seltsames Verhalten unterrichtet, der dann wiederum auf die Idee kommen könnte, dass irgendwas nicht stimmt.

Ich ziehe den Gürtel meines Bademantels etwas enger um meine Taille, um meinen halbnackten Körper so gut es geht zu verhüllen und stoße die schwere Eingangstür auf.

Lion läuft noch immer frontal auf das Paradise zu und es gibt für mich keinen Zweifel mehr, dass er es ist. Er wirkt ein wenig niedergeschlagen, vielleicht auch durch meinen zweifelhaften Anruf und lässt seinen Blick gedankenverloren durch die Straße gleiten.

"Lion", flüstere ich mit strahlenden Augen. Als hätte er es gehört, steckt Lion sein Smartphone resigniert in seine Hosentasche zurück und schaut über all die Menschen hinweg geradewegs in meine Augen.

"Malia?", formt sein Mund, auch wenn ich keinen Ton hören. Ungläubig starrt er mich an.

Tränen steigen in meine Augen. Ich laufe hastig die Treppen der Eingangstür herunter und renne die letzten Meter auf ihn zu.

Ich verschwende nicht einen Gedanken daran, was Lion über mich denken könnte, weil ich in diesem Aufzug aus einem Bordell in Amsterdam stolpere oder ob er sich vor mir ekeln könnte, weil ich hier mit fremden Männern für Geld schlafe.

Ich lege all meine Sorgen ab und bin für eine kurze Sekunde mal nur Malia, das siebzehnjährige Mädchen, die diesen Jungen, der ihr so wahnsinnig viel bedeutet, plötzlich wie vom Schicksal geleitet mitten in Amsterdam entdeckt.

Ich renne auf Lion zu, der öffnet seine Arme und zieht mich in eine feste Umarmung. Tränen laufen mir übers ganze Gesicht, einige Menschen starren uns an, was wohl nicht zuletzt an meinem Aufzug liegt, aber das ist mir egal. Für einen kleinen Moment vergesse ich alles um mich herum und fühle mich anonym im Schutz der Masse.

Ich hebe meinen Kopf und sehe in Lions grüne Augen. Der Blick, den er mir zuwirft, liegt voller Sehnsucht und Erleichterung und geht mir durch Mark und Bein.

Ich denke nicht lange nach, schiebe all meinen falschen Stolz beiseite und küsse ihn auf den Mund. Ich küsse ihn so lange und intensiv, bis ich irgendwann atemlos nach Luft schnappen muss und strahle ihn an, während ich mich fest an seine Brust drücke und seinen vertrauten Geruch in mich aufsauge.

"Was machst du hier? Bist du alleine hier?", frage ich ihn und kann mein Glück noch immer nicht fassen.

"Ich begleite meinen Vater, er hat an diesem Wochenende einen Geschäftstermin hier. Er war der Meinung, etwas Ablenkung könnte mir nicht schaden, weil es mir in letzter Zeit ziemlich mies ging", gibt er zu und versetzt meinem Herzen damit einen kleinen Stich. Ich sehe ihm an, dass das an mir liegt, auch wenn er das nicht ausspricht. "Was machst du denn hier?", fragt er zurück und lässt seinen Blick unsicher über meinen Bademantel und meine Pantoffeln, und dann auf das Bordell im Hintergrund gleiten.

"Ich", beginne ich, doch breche ab. Es fällt mir schwer, ihm ins Gesicht zu sehen, und das auszusprechen, was er wohl eh schon ahnt. "Ich arbeite hier", sage ich vorsichtig und wende meinen Blick beschämt von ihm ab und zu dem sanft wogenden Wasser in dem schmalen Kanal neben uns.

Doch Lion legt seine Hand sanft an meine Wange und schiebt mein Gesicht wieder herum, sodass ich ihm in die Augen sehe. "Okay", sagt er und sieht mir dabei fest in die Augen. Dieses eine Wort, dass jeder von uns im Alltag wahrscheinlich tausend Mal benutzt, sagt in diesem Moment jedoch so viel mehr aus. Es ist ein "Okay, du brauchst dich nicht zu schämen" und ein "Okay, das hält mich nicht davon ab, bei dir zu sein." Ein "Okay, ich lasse dich trotzdem nicht alleine", wenn auch immer ein verstecktes, in seinen Blicken liegendes "Okay, ich wünschte du wärst nicht hier."

"Können wir uns sehen? Hast du bald Feierabend? Ich würde gerne Zeit mit dir verbringen, natürlich nur, wenn das geht", fragt er vorsichtig und streichelt sanft meine Wange.

"Ich habe erst um 5 Uhr Feierabend", antworte ich traurig. So lange wird er wohl kaum warten wollen.

"Und wie ist es während deiner Arbeitszeit? Ich könnte dich doch einfach besuchen, wenn ich dafür bezahle, oder?", fragt er nachdenklich. "Eigentlich ist das etwas, was meinen Grundsätzen total widerstrebt, und nichts liegt mir ferner, als diesem Typen noch Geld in den Rachen zu werfen, aber ich würde alles dafür tun, einfach etwas Zeit mit dir zu verbringen. Oder ist er auch hier? Wenn das zu gefährlich für dich ist, dann lassen wir das natürlich."

Ich nehme Lions Hand fest in meine. "Es tut mir leid, dass es gerade nicht anders geht. Ich will nicht, dass du denkst, ich würde dich ausnutzen oder so", entgegne ich vorsichtig.

Lion drückt kräftig meine Hand und unterbricht mich: "Rede keinen Schwachsinn, Mali. Ich weiß genau, dass du nicht so bist. Also, würde das gehen?"

"Ja, ich denke, es dürfte eigentlich nichts dagegen sprechen. Du müsstest nur unten an der Rezeption buchen, und könntest dann hochkommen auf mein Zimmer", erkläre ich ihm zögerlich und noch immer ziemlich beschämt.

Wir wissen beide, dass ich das nur weiß, weil das jeden Tag zahlreiche andere Männer auch tun, und die wollen nicht nur mit mir zusammen sein und Zeit verbringen, sondern die wollen "was bekommen" für ihr Geld.

"Gut. Dann geh schnell wieder rein, bevor dich hier noch jemand entdeckt oder du krank wirst, und ich kümmere mich an der Rezeption um alles weitere."

Ich mache was Lion mir sagt, laufe grinsend wieder hoch in mein Zimmer und warte ungeduldig und mit klopfendem Herzen, dass Lion mir nachkommt.

Je länger es dauert, desto nervöser werde ich. Was, wenn es nicht klappt? Vielleicht hat Roy Cream vor Lion gewarnt, ihm seinen Namen verraten und wohlmöglich sogar ein Bild gezeigt. Zuzutrauen wäre es ihm, bei dem massiven Kontrollzwang, den er mittlerweile entwickelt hat. Das würde für Lion bestimmt nicht gut ausgehen.

Ich spiele gerade mit dem Gedanken, unten mal unauffällig unter einem Vorwand nach dem Rechten zu sehen, als es kräftig an der Tür klopft.

"Mila, kommst du mal bitte? Wir haben hier ein Problem", ertönt eine tiefe Stimme aus dem Flur.

____________________________

Meine Lieben,

Es ist doch wirklich unglaublich, dass die beiden sich jetzt dort wieder sehen, oder? Ich freue mich so für sie..

Aber was denkt ihr, gibt es jetzt für ein Problem? Wird es doch nicht dazu kommen, dass Lion und Malia Zeit miteinander verbringen?

A.

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