Ich lache laut auf. "Ja klar, bei eBay oder was?"
Er sollte defintiv aufhören zu kiffen, das Gras scheint ihm nicht gut zu bekommen.
"Nee, natürlich nicht. Da gibt es eine der weltweit größten Agenturen für Escorts, Cinderella Escorts, die neben der Vermittlung von klassischen Escorts oder Frauen mit Heiratswunsch vor allem dafür bekannt sind, dass dort Frauen ihre Jungfräulichkeit versteigern."
"Roy was redest du da? Was meinst du mit "Jungfräulichkeit versteigern"?" Schockiert starre ich ihn an. Sowas habe ich in meinem Leben noch nie gehört.
"Es gibt dort junge Mädchen wie dich, die gegen viel Geld ihr erstes Mal verkaufen. Reiche und einflussreiche Männer bieten dann online darauf, und der Höchstbietende gewinnt. Die Mädchen treffen sich dann einmal vorab mit ihm, um sich kennen zu lernen und gewisse Dinge zu besprechen und dann an Tag X, wo der Mann sie entjungfert. Danach müssen sich die beiden nie wieder sehen. Es gibt keine weiteren Verpflichtungen, außer diesem einen Mal Sex, und für das zahlen die Männer im Schnitt bis zu zwei Millionen Euro."
Ich schüttele ungläubig den Kopf und beginne wieder zu lachen. "Ist klar, zwei Millionen Euro dafür, um ein einziges Mal mit einem wildfremden Mädchen zu schlafen", spotte ich.
Verarschen kann ich mich selber.
Roy zieht sein Handy aus der Hosentasche, tippt ein paar Sekunden darauf herum und dreht es dann zu mir.
Er hat tatsächlich eine Seite namens www.cinderellaescorts.com geöffnet.
Fassungslos scrolle ich durch die Anzeigen der verschiedenen Mädchen. Sie nennen sich Mariella, Gia oder Anastasia und kommen aus armen Ländern wie Lettland, Kasachstan oder Kolumbien, aber es gibt auch einige Anzeigen aus Europa und sogar aus Deutschland.
Die meisten Mädchen sind sehr jung, gerade volljährig, was man auch an ihren Bildern sieht. Es sind fast noch eher Mädchen als Frauen, manche von ihnen auf natürlichen Bildern, die man auch auf Facebook finden könnte, wohingegen andere sich aufgestrapst haben und halbnackt aufreizend vor der Kamera posieren.
Neben Angaben wie der Herkunft, dem Alter, Größe und Gewicht stehen in dem Steckbrief auch Dinge wie die Reisebereitschaft der Mädchen oder ob sie natürliche Brüste haben.
Nach dem Steckbrief folgen kurze Texte, die die Mädchen verfasst haben und in denen sie die Gründe nennen, die sie dazu antreiben, ihre Jungfräulichkeit zu verkaufen. Die meisten Mädchen wollen sich mit dem Geld ein Studium finanzieren, sich selbstständig machen oder ihre Familien unterstützen.
Außerdem kann man noch angeben, ob man darüber hinaus einen reichen Mann zum heiraten oder einen Sugar Daddy sucht.
Ich scrolle nun ganz nach unten und lese mir das Kleingedruckte durch.
Alle Mädchen werden medizinisch untersucht und ihnen wird per Zertifikat bestätigt, dass sie wirklich noch jungfräulich sind; der Höchstbietende kann das Mädchen aber vor dem Treffen auch noch mal selbst von einem Arzt untersuchen lassen.
Es gibt ein variierendes Mindestgebot, was meist bei 100.000€ liegt. Von dem gewünschten Gebot will Cinderella Escort vorab 10% als Anzahlung, um es als ernsthaftes Gebot zu verifizieren.
Der Höchstbietende stimmt dann über die Agentur einen Termin mit dem Mädchen ab und reist nach Deutschland, denn das Treffen darf aus rechtlichen Gründen nur dort stattfinden.
Ich bin fassungslos, schockiert und absolut verstört. Wortlos reiche ich Roy sein Handy zurück. Ich kann nicht glauben, dass es so etwas wirklich gibt.
Erneut klickt Roy auf seinem Handy herum und hält es mir dann noch einmal hin. "Schau mal, hier siehst du die beendeten Auktionen."
Ich nehme sein Handy wieder an mich und lese mir die "Erfolgserlebnisse" von Cinderella Escorts durch.
Eine Giselle aus Brasilien hat ihre Jungfräulichkeit für 1,2 Mio. Euro an einen Fußballspieler aus München versteigert, die blonde Jasmin aus England verkaufte ihre Jungfräulichkeit für 1,6 Mio. Euro an einen Hollywood-Schauspieler aus Los Angeles und für die Jungfräulichkeit von Nastassja aus Russland zahlte der Höchstbietende sogar ganze 2,1 Mio Euro.
In der Auflistung kann man sogar sehen, wer das zweit- und dritthöchste Gebot abgegeben hat. Natürlich werden die Namen aus Diskretion geheim gehalten, aber es wird verraten, dass es vor allem Schauspieler, Fußballer, Politiker und Geschäftsleute aus der ganzen Welt sind, die mitbieten.
Ich reiche Roy nun endgültig sein Handy zurück und lasse mich in die weiche Couchgarnitur sinken.
Ich weiß immer noch nicht, was ich dazu sagen soll.
"Wir hatten schon zweimal Mädchen im Mirage, die das gemacht haben. Die eine hat eine Million bekommen, die andere fast 1,5 Mio.", erzählt Roy mir, als wäre das das normalste der Welt.
Ich schließe meine Augen und versuche irgendwie all die Informationen zu verdauen, die in den letzten Minuten auf mich eingeprasselt sind.
Ist das vielleicht einfach nur ein dummer Witz von Roy, den ich nicht verstanden habe?
Ist das seine absurde perverse Art von Humor?
"Ich sagte doch, dass das eine dumme Idee ist", sagt Roy resigniert und lässt sich ebenfalls nach hinten fallen.
"Das ist wirklich eine richtig dumme Idee", pflichte ich ihm bei.
"Das habe ich dir von Anfang an gesagt, aber es ist wirklich das einzige was mir einfällt, wodurch man in so kurzer Zeit so viel Geld bekommen könnte", gibt Roy zu bedenken.
"Mag sein, aber das kannst du wirklich nicht von mir verlangen", antworte ich unbeirrt. "Es gibt bestimmt noch einen anderen Weg. Kannst du dir das Geld nicht von irgendjemandem leihen?", versuche ich, eine andere Lösung zu finden. Ich sagte zwar, dass ich alles für Roy tun würde, aber das ist für mich nun wirklich keine Option.
Roy schüttelt entschieden den Kopf. "Wenn das so leicht wäre, hätte ich es längst getan, aber niemand kann mir so kurzfristig mehrere Millionen Euro leihen, Malia. Denkst du denn nicht, ich hätte bereits alle Möglichkeiten in Betracht gezogen und sämtliche Szenarien mehrfach in meinem Kopf durchgespielt? Wenn es nur den Hauch einer Chance gäbe, das Geld auf anderem Weg zu bekommen, hätte ich dir nie davon erzählt", gibt er ehrlich zu.
Es tut mir weh, ihn so leiden zu sehen.
Ich weiß, wie viel ihm all das bedeutet, was er sich über die Jahre aufgebaut hat, trotzdem beharre ich auf meiner Meinung.
"Es tut mir leid Roy, aber ich kann das wirklich nicht. Mein erstes Mal sollte für mich immer etwas besonderes sein, mit einem besonderen Menschen. Ich meine: wir haben bis jetzt nicht miteinander geschlafen, weil du das genauso siehst. Du hast immer farauf bestanden, dass es was ganz besonderes wird. Und jetzt soll ich mich einfach von einem x-beliebigen fremden Mann entjungfern lassen? Das kannst du doch nicht ernst meinen!"
Roy schlägt sich die Hände vor's Gesicht und als er wieder aufsieht, laufen ihm Tränen über die Wangen.
"Denkst du etwa ich will das so, verdammt?", brüllt er.
Ich rutsche überrascht an ihn heran und lege meine Arme um ihn. Ich hätte niemals gedacht, dass ich Roy jemals weinen sehen werde.
Ich streichele seinen Nacken und rede beruhigend auf ihn ein. "Wir kriegen das schon hin, okay? Wir überlegen uns irgendwas. Vielleicht hast du was übersehen oder es gibt doch noch eine Möglichkeit. Warst du mal bei einem Anwalt?"
Roy fährt hoch und löst sich unsanft von mir. "Beim Anwalt, ja klar." Er lacht wieder hysterisch. "Es gibt keine andere Möglichkeit, Malia. Du kannst mir ruhig glauben, wenn ich dir das sage. Das ist hier kein Sims, wo man einfach zehnmal ROSEBUD eingibt. Es gäbe bestimmt andere Optionen, wenn ich mehr Zeit hätte, doch die habe ich nicht. Aber weißt du was? Scheiß einfach drauf. Du musst das nicht machen. Ich weiß ja selbst, dass das nichts für dich ist. Nur bitte vergiss nicht, dass du mich gefragt hast, ob du mir helfen kannst. Du hast gesagt, du würdest alles für mich tun, nur deshalb habe ich mit dir darüber geredet. Ich dachte einfach, du wärst anders als diese anderen Bitches, ich dachte du wärst loyal, aber ich hätte eigentlich schon merken müssen, dass ich damit falsch liege, als du mir fremdgegangen bist und den kleinen Löwen geküsst hast!"
__________________________________
Quelle:
http://www.cinderella-escorts.com
__________________________________
Ein kurzes Statement zum Thema "Jungfrau, Jungfräulichkeit":
Manche Mädchen haben ein Jungfernhäutchen, andere nicht. Bei manchen reißt es ohne Sex ein, bei manchen reißt es nicht beim Sex. Manche bluten, andere nicht.
Und das alles ist völlig okay.
Es ist okay, wenn du mit 30 Jahren noch Jungfrau bist, und es ist auch okay, wenn du es mit 16 Jahren nicht mehr bist.
Wichtig ist, dass Sex immer einvernehmlich und freiwillig geschieht.
Oder um Saelamju zu zitieren:
"Letzten Endes ist das halt einfach kein Schritt, der dein gesamtes Leben verändert. Du siehst nachher aus wie vorher und du fühlst dich wahrscheinlich auch genau so. Ich will damit ja nicht die Erfahrung des ersten Mals abwerten, aber Typen "verlieren" halt in dem Sinne nichts und bei Frauen ist anatomisch etwas im Körper angelegt, was in einigen Fällen, aber noch nicht einmal ausnahmslos, der Indikator dafür sein kann, dass sie schon Sex hatten."
Ich möchte mich ganz klar von dem Konzept distanzieren, dass reiche Männer mit ihrem dreckigen Geld ein armes Mädchen dafür bezahlen, der Erste sein zu dürfen, der seinen Penis in sie reinsteckt. Das ist absurd, pervers und ekelhaft.
Oder, wie ich heute gelesen habe: Das Konzept der Jungfräulichkeit wurde von Männern kreiert, die dachten, ihre Penisse wären so bedeutend, dass sie verändern könnten, wer eine Frau ist.
Wie auch immer - hauptsache es fühlt sich für euch richtig an und ihr benutzt ein Kondom.
__________________________________
Meine Lieben,
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Leider gibt es diese Seite wirklich, und ich war zutiefst schockiert, als ich sie bei der Recherche für das Buch gefunden habe. So geschockt, dass ich das unbedingt mit reinnehmen und etwas dazu sagen wollte.
Irgendwie wird diese ganze Geschichte viel pädagogischer als ich jemals gewollt hätte, aber ich hoffe das ist für euch informativ und spannend und nicht zu belehrend.
Es gibt so viel, was im Zusammenhang mit Zuhälterei, Liebe, Sexualität, Prostitution etc. verschwiegen wird, dass ich ein bisschen dagegen lenken, die Schattenseiten zeigen und im besten Fall einigen die Augen öffnen möchte.
Heute keine Fragen, das war erstmal genug Input.
A.