Kapitel 66

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Kapitel 66

„Hej, Süße! Na?" Lucia musterte sie einen Moment, nickte dann und umarmte Marie.

„Hej." Marie streichelte zögernd den Rücken ihrer Freundin. „Da warste ja schneller hier als gedacht."

„Ja." Lucia löste die Umarmung auf und trat ein. „War nur kurz bei Mama und Stefan, hab meine Sachen da abgeworfen. Aber... also ich würde auch gerne hier übernachten. Wenn das in Ordnung für dich ist."

„Äh... ja, können wir ja noch entscheiden", sagte Marie diplomatisch. Ihr war klar, dass Lucia nicht zufällig hier war. Und dass ihre Mutter, Anne oder ihre Tante Nicole nicht zufällig regelmäßig bei ihr vorbeikamen und es auch öfter passierte, dass jemand bei ihr übernachten wollte, weil dieser jemand angeblich ach so müde war und Maries Gästebett doch so gemütlich aussah. Susanne hatte tatsächlich einige Tage quasi hier gewohnt, als Marie mit dem Baby aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Dafür war sie ihrer Mutter auch dankbar. Aber sie musste sich auch so einfinden.

„Gut. Wo... wo ist denn... Felix? Oder...äh... Emil?"

„Im Schlafzimmer. Aber wir können gleich spazieren gehen, dachte ich."

„Gute Idee", fand Lucia. „Raus an die frische Luft."

Marie ging voraus ins Schlafzimmer, nachdem Lucia ihre Schuhe abgestreift, die Jacke aufgehängt und ihre Tasche an die Garderobe gestellt hatte. Sie schob die angelehnte Tür langsam auf und ließ Lucia den Vortritt. Die trat an die Wiege und begann sofort zu lächeln, so wie es die meisten Menschen taten, wenn sie ein Baby sahen. „Gott, der ist immer noch so niedlich! Hallo, kleiner Mann! Ich bin's: Tante Lucia."

Marie kam zu ihr. „Er heißt jetzt übrigens Emil. Endgültig. Emil Felix Lobrecht. Und Emil ist der Rufname."

„Er hat deine Augen", sagte Marie. „Dieses Blau. Aber er starrt noch nicht so krass wie du."

Felix lächelte. Er hockte neben dem Babybettchen im Klinikzimmer und konnte die Augen nicht von seinem Sohn lassen.

„Fränki hat mir doch die Bilder geschickt von dir als kleiner Junge. Genau die gleichen hellen Haare, die gleichen Locken." Marie lachte. „Ich fürchte, er wird genauso frech wie du."

Felix sah sie an und nickte bestätigend. Er grinste auf eine Art, die ihn viel jünger aussehen ließ.

„Michel, so hast du ausgesehen, mit dieser komischen Kappe, weißt du? Michel aus Lönneberga. Hm... Aber unser Kind wird nicht Michel heißen. Passt nicht, oder?"

Felix schüttelte den Kopf und kniff dabei die Lippen zusammen.

Marie sah hinaus, sah die Wiese gegenüber der Klinik. Sie wusste, wie ihr Kind in ein paar Jahren aussehen würde. Wie Felix. „Was hältst du von Emil?", fragte sie Felix. „So heißt Michel auf Schwedisch. Emil i Lönneberga." Marie sah zu Felix, der schon wieder lächelnd seinen Sohn betrachtete. „Oder doch lieber Felix? Fändest du das gut?"

Felix sah sie an, lächelte und hob die Schultern. Keine einfache Entscheidung.

„Emil. Ja, das passt", fand Lucia. „Keks geht aber auch weiter, oder?"

„Auf jeden Fall, ja."

„Oh, ich glaube, ich hab ihn wachgemacht." Lucia trat einen Schritt zurück.

„Ach Quatsch", beruhigte Marie sie. „Ist eh seine Zeit. Ich still ihn jetzt und dann können wir raus, wenn du magst."


Eine halbe Stunde später waren sie unterwegs. Emil war nach den ersten paar Metern im Kinderwagen schon eingenickt. Das war immer so. Der Feldweg konnte noch so uneben sein - das Baby schlief ein. Lucia und Marie schwiegen, als sie am Bauernhof vorbeikamen, wo die Hühner ihnen auswichen, und auch als sie die Stoppelfelder passierten. Erst im Wald ergriff Lucia wieder das Wort. „Gott, Marie, ich weiß echt nicht, was ich sagen soll. Und das tut mir so leid, weil du gerade einfach ne Freundin verdient hast, die da mehr... Eier in der Hose hat."

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now