Kapitel 59

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Kapitel 59

„In einem Land, in dem es ne nachträgliche Steuervorauszahlung gibt, gibt es natürlich auch ne vorgeburtliche Vaterschaftsanerkennung." Felix lachte, als sie die Treppe im Rathaus hinuntergingen.

„Meinst du, das hat Potential für ein Bit?", fragte Marie, die sehr genau darauf achtete, wohin sie ihre Füße setzte.

„Na, weeß ick nich." Felix atmete aus und drehte sich zu ihr um, als er vor ihr im Foyer angekommen war. Er streckte seine Hand aus und Marie ergriff sie. „Is schon allet verkopft."

„Mhm." Marie nickte. Ein Anzugträger öffnete die Tür und hielt sie freundlicherweise auf, sodass Felix und sie das Gebäude verlassen konnten. „Danke", sagte Marie im Vorbeigehen und fragte sich, ob sie den Mann kannte.

Die beiden gingen die Außentreppe hinunter und Felix steuerte den Brunnen mit dem Goldenen Löwen an. Da er immer noch Maries Hand hielt, musste sie mit, ob sie wollte oder nicht. Felix lachte und lächelte sie dann an. „Verkopft, ja", wiederholte er. „Aber irgendwie auch verdammt gut manchmal, diese Bürokratie. Jetzt ist alles geklärt und wir haben den Stress nicht nach der Geburt. Da haben wa sicher anderes im Kopf."

„Mhm", stimmte Marie ihm zu. „Steht dann direkt auf der Geburtsurkunde: Keks Lobrecht." Ohne weiter darüber nachzudenken, zog sie sich auf den Brunnenrand hoch, so wie sie es als Jugendliche zigmal getan hatte.

Felix setzte sich zu ihr und schirmte die Augen gegen die Sonne ab, als er einen Moment hoch in den Himmel blinzelte. „Irgendwie hat sich die Frau da aber auch mit uns gefreut, oder? Na ja, macht sicher mehr Spaß als irgendwelche Bußgeldbescheide zu bearbeiten, wenn man im Ordnungsamt arbeitet oder so."

„Na ja, die ist ja Standesbeamtin. Die ist es gewohnt, dass sie bei ihrem Job eher schon mal Sachen ausstellt, die die Leute freuen. Heiratsurkunden und so was ja auch." Sterbeurkunden allerdings vermutlich auch. Aber an so etwas wollte Marie gerade nicht denken. Dafür war ihre Stimmung zu positiv.

„Stimmt." Felix nickte nachdenklich. „Dann... also wenn wir... wenn man hier heiraten würde, würde die einen dann... trauen, ja?"

Marie zuckte mit den Schultern. „Möglich. Aber die ist sicher nicht die einzige, die hier arbeitet."

Felix schaute zum Rathaus. Dann zog er sein Smartphone hervor. „Meinste, wir kriegen uns drei auf ein Foto?"

„Weitwinkelobjektiv vielleicht." Marie strich über ihren Bauch. „Wird schwierig."

„Hm." Felix nickte, sah sich um und sprang dann auf. „'tschuldigung?" Er sprach eine gepflegte Frau um die fünfzig mit dunkelbraunem Pagenschnitt an. Marie glaubte sich zu erinnern, dass die in der Apotheke arbeitete. „Könnten Sie vielleicht ein Foto von uns machen?"

Die Frau lächelte Felix, der ihr sein Handy entgegenhielt, freundlich an. „Natürlich, gerne."

Felix lief zurück zu Marie, die langsam vom Brunnenrand aufgestanden war, nahm sie in den Arm und zusammen warteten sie, bis die Frau, nach einem prüfenden Blick auf das Display verkündete: „Das ist gut geworden, denke ich."

Wieder ging Felix zu der Frau, nahm sein Smartphone, warf einen Blick drauf und bedankte sich dann höflich bei der Fotografin.

„Und was willst du jetzt damit?", fragte Marie, als Felix zurück bei ihr war.

„Na, erst mal ist dit ja schon ein wichtiger Tach heute. Dit muss festgehalten werden. Und dann dachte ick, schick ick dit rum. Fränki, Julian, Sophie, die freuen sich safe. Und an deine Familie darf ick ja jetzt wohl auch wieder was schicken, ohne dass die da irgendwie sauer reagieren, oder?"

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now