Kapitel 8

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Kapitel 8

Marie hatte das Fenster in der Küche weit geöffnet. Sie brauchte Luft und es sah draußen so schön aus. Der Himmel war blau, Vögel zwitscherten. Der Wind, der wehte, war dennoch kühl. Eigentlich wie zu erwarten für Anfang April. Sie holte sich ihre Strickjacke, damit sie das Fenster länger offen lassen konnte, während sie sich ihr Frühstück zubereitete. Sie machte sich eine Schüssel mit Haferflocken, Milch und Beerenobst, goss sich dazu einen Tee auf. Sie mahlte auch eine Portion Kaffeebohnen. Bisher hatte sie aus dem Gästezimmer nichts gehört. Aber das war okay, Felix sollte ruhig so lange schlafen, wie er wollte.

Sie schloss das Fenster und setzte sich an den Esstisch, nahm ihr Handy.

Marie: Hej Lucia, wollte dir nur sagen, dass Felix hier ist. Zum Reden.

Sie begann zu essen. Wirklichen Hunger hatte sie nicht. Vor allem keinen Appetit. Sie kaute langsam, ließ eine Heidelbeere zwischen ihren Backenzähnen platzen und verzog das Gesicht wegen des überraschend sauren Geschmacks. Sie aß weiter, trank etwas Tee und wurde sich bewusst, wie still es war. Irgendwo krähte der Hahn. Das tat er fast den ganzen Tag über. Aber er war etwas heiser. In der Wohnung war es jedoch ruhig, wie immer. Im ganzen Haus eigentlich. In der Wohnung nebenan war zwar letzte Woche jemand eingezogen, ein Mann um die fünfzig, aber offenbar war er nicht oft da. Vielleicht nutzte er die Wohnung nur als Wochenenddomizil. Marie atmete durch und sie überkam ein Gefühl von Einsamkeit dabei. Sie hatte immer gut alleine sein können. Wenn sie sich nicht gerade nach jemandem gesehnt hatte. Felix. Hoffentlich würde sie sich bald wieder mit Musik anfreunden können. Einfach das Radio laufen lassen oder eine Playlist und dabei die Wohnung putzen.

Als sie ihr Geschirr abräumte, hörte sie endlich die Tür zum Gästezimmer und gleich darauf die Badezimmertür. Gut. Wenig später kam Felix in die Küche, in Jogginghose und Shirt gekleidet, etwas blass um die Nase. Aber Marie war sich nicht sicher, ob er das gestern auch schon gewesen war. Jetzt, im Tageslicht, fiel ihr das vielleicht nur mehr auf. „Morgen", sagte sie und stellte den Wasserkocher an.

„Morgen." Er blinzelte zweimal, dreimal, so als hätte er etwas in den Augen, und lächelte dann.

„Kaffee? Frühstück? Ich hab schon, aber könnte dir was machen."

Er schüttelte den Kopf. „Kaffee wäre gut. Und dann..." Sein Blick ging Richtung Wohnzimmer.

„Kippe und Kaffee?" Marie lächelte. „Kümmer du dich um die Kippe. Kaffee bring ich dir dann gleich raus, ja?"

„Äh... ja, danke." Er strich sich über den Bauch, schien zu zögern, wandte sich dann aber ab.

Fünf Minuten später reichte Marie ihm die Tasse raus und ging dann zurück, durch den Flur in ihr Schlafzimmer, wo sie das Fenster schloss und das Bett machte.

Als sie an der Küche vorbeiging, hörte sie ein Klopfen. Ihr Handy.

Lucia: Hej! Bra. Aber auch: Pass auf dich auf. Lass dich nicht wieder verletzen. Und wenn was ist, ruf mich an. Oder René vielleicht. Wobei ich nicht glaub, dass Felix dir blöd kommt. Ich drück dich. Du schaffst das schon.
Marie: Danke.

Im Wohnzimmer sah sie, dass Felix offenbar fertig war. Er stellte gerade das Ascheglas außen auf die Fensterbank, nahm die Kaffeetasse vom Tisch und hob sie an den Mund, ließ den Kopf nach hinten sinken, um den letzten Rest zu leeren. Marie ging zur Balkontür, öffnete diese wieder weiter und lächelte Felix an. „Willst du noch einen?"

„Nee." Er rieb sich über die Lippen. „War aber lecker, danke."

Marie nickte. „Bitte."

Er drehte sich noch einmal um und griff nach seinem Drehzeug. „Dachte, ick wär den Mist los, aber..." Es wirkte etwas hilflos, wie er die Schultern hob. „Hab doch wieder angefangen."

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now