Kapitel 64

310 21 4
                                    

Kapitel 64

Am Nachmittag fühlte Marie sich daran erinnert, wie es war, in der Nacht zuvor getrunken zu haben. Felix war nicht der einzige von ihnen beiden, der mit Symptomen eines Katers zu kämpfen hatte. Ihre Augen fühlten sich geschwollen an und sie konnte nicht klar denken. Müde war sie auch, aber sie zwang sich dazu, sich nicht wieder hinzulegen. Das würde nur ihren Schlafrhythmus komplett durcheinanderbringen. Sie setzte sich auf den Balkon und hörte Musik, während sie sich um ihre in den letzten Tagen und Wochen aufgestauten Mails kümmerte. Sie brauchte sehr lange dafür, aber das war okay. Zwischendurch schaute sie immer wieder auf die Uhr. Sie wusste nicht, ob es gut oder normal war, dass Felix und sie so viel miteinander redeten, wenn er in Berlin war. Er hatte dort ja auch noch Dinge zu klären und sie wollte, dass er die Zeit dort genoss. Na gut, das war gestern schon mal nicht ganz so gut gelaufen. Und irgendwie freute sie sich ja auch, wenn sie redeten. Sie vermisste ihn, ganz klar. Sie hätte es lieber, wenn er jetzt hier bei ihr wäre. Aber bald würde er das ja wieder sein. Ganz bald.

Sie schloss die Augen. Dann wurde sie von einem Anruf geweckt. Als sie aufschreckte, kurz orientierungslos, ahnte sie, dass sie ein wenig eingenickt sein musste. Sie griff nach dem Smartphone und nahm ihre Ohrstöpsel raus, ehe sie ranging. „Hey! Du schon wieder." Sie lachte.

„Hey! Ja, ich. Langsam werde ich nervös", gestand Felix.

„Musst du nicht sein. Leute, die ne Strand-Bar in Berlin aufsuchen, wo es noch nicht mal ein Meer gibt, werden bei der Ankündigung von Comedians oder Musikern auf der Bühne dann auch nicht wirklich lustige Leute oder Menschen, die einen Ton halten können, erwarten."

„Wat ist dit denn für ne schräge These?"

„Hm? Gott, sorry, ich weiß gar nicht mehr, was ich gesagt hab."

„Kann es sein, dass du müde bist?"

„Ja. Du nicht?"

„Nee. Ick hab geschlafen. Jede freie Minute hab ick genutzt dafür. Spazieren war ick och. Jetzt bin ick... joah, würde schon sagen, dass ick fresh bin."

„Das ist gut." Marie lächelte.

„Wo bist du gerade?", fragte er.

„Auf dem Balkon." Marie gähnte.

„Geh ins Bett", forderte Felix sie auf.

„Jetzt? Nee."

„Doch. Dit is'n Befehl. Ick komm och mit."

„Haha", machte Marie.

„Mach schon." Felix lachte. „Beene hoch, sagst du doch immer."

„Hm", seufzte Marie, stand dann aber auf und ging tatsächlich hinein. „Bin jetzt im Wohnzimmer", informierte sie ihn.

„Gut, geh weiter. „Ich ruf in ner Minuten wieder an. Videocall. Und dann will ich, dass du im Bett liegst."

„Äh... okay?" Marie runzelte die Stirn. Irgendwie war sie echt nicht auf der Höhe. Sie verstand nicht, was das sollte. Aber sie ging in ihr Schlafzimmer, schob die Decke zur Seite und legte sich auf die Matratze. Sie machte es sich seitlich liegend so bequem, wie es ging und positionierte das Handy dann vor sich. Schon rief Felix wieder an. Sie musste lächeln, als er auf dem Display erschien. Er lag, ebenso wie sie. Das hatte er schon mal gemacht, vor einer Ewigkeit, damit sie zusammen einschlafen konnten. „Hey du." Sie lächelte ihn an. „Pass auf, dass du nicht aus Versehen einnickst."

„Dafür kickt dit Adrenalin schon zu doll."

„So schlimm? Du bist Auftritte doch gewohnt, auch wenn der letzte länger her ist."

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt