Kapitel 15

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Kapitel 15

„Fuck, das ist einfach... es hört uns noch nicht, oder? Fuck, das hätte ich deine Ärztin fragen sollen. Fuck, ich... ach..."

Marie musste lachen. „Jetzt beruhig dich mal."

„Beruhigen? Ich hab gerade unser Kind gesehen. Live und... na ja, nich in Farbe, aber... ja. Und das Herz. Ich hab das Herz gesehen, wie es schlägt und schlägt und schlägt und ick hab dit jehört und..."

„Ja, ich war auch dabei", erinnerte Marie ihn und fuhr los, als die Ampel grün wurde. Sie hatte sich kurzerhand ans Steuer des Mercedes gesetzt, als sie die Praxis verlassen hatten. Felix war so hibbelig gewesen, dass es ihr wie eine kluge Entscheidung vorgekommen war.

„Wie kannst du dann so ruhig bleiben?"

„Die goldene Regel lautet: Zumindest ein Elternteil sollte stets bei klarem Verstand sein. Also... reiß ich mich gerade noch zusammen, ja? Weil ich es beschützen muss. Bin oft eh schon zu emotional. Ehrlich gesagt sogar ziemlich krass in letzter Zeit. Aber jetzt gerade... geht's. Aber ich freu mich." Marie musste lächeln und sie spürte eine Freude in sich, in ihrem Bauch.

„Fuck, das ist so... unglaublich, ja? Da ist ein kompletter Mensch in dir drin. Also... gut, is noch nicht ganz fertig jetzt, aber... Dit wird später mal ein komplettes... Individuum. So mit allem drum und dran. Wenn's ein Junge wird, wird er safe später als Teenager Ärger machen." Felix lachte. „Aber nich mit mir! Und den haben wir gemacht. Ich... ich krieg das echt nicht auf die Reihe. Da... was da gerade passiert, ja? Mann!"

„Ach stimmt ja, ich erinnere mich. Schulunterricht in Berlin." Marie seufzte.

„Ja, schon klar, Befruchtung, Zellteilung und so, aber... fuck, dit is unser Kind."

„Mhm." Marie spürte ein wohliges Gefühl in sich aufsteigen. Ja, das war ihr Kind. Es wuchs. Es war gesund.

„Keks", sagte Felix.

„Was?"

„Na, wenn wir nich wissen, was es ist und wie es später mal heißt, dann nenn ich es jetzt Keks, unser Kind."

„Ich dachte, du hättest dich für Wurm entschieden?"

„Nee, da denke ick zu sehr ans Angeln. Keks ist viel besser. Hat mich vorhin auf dem Monitor da irgendwie an... na ja, so nen Cookie erinnert, weißt du?"

„Äh... okay?" Marie lachte. „Hab ich zwar nicht so gesehen, aber...gut. Keks gefällt mir auch", stimmte sie ihm zu und legte die rechte Hand kurz auf ihren Bauch. „Hast du gehört? Dein Papa hat bestimmt, dass du Keks heißt. Vorerst."

„Na ja, müsste man prüfen, ob Keks als offizieller Name möglich ist."

„Untersteh dich! Unser Kind bekommt einen ganz normalen Namen. Ich will nicht, dass es deswegen gemobbt wird oder so."

„Klar. Keks heißt es nur für uns, ja?"

„Mhm." Marie nickte.

„Ich koch heute Abend für dich", sagte Felix plötzlich.

„Äh... okay?"

„Ja. Ich weiß jetzt, was in dir vorgeht. Also, dass du da für den kleinen Keks sorgst und so. Und... also so lange ich da bin und bei dir... also zu Besuch bin, kann ich doch auch mal, oder?"

„Ja, klar. Freu mich, wenn du kochst."

„Ist Linsenbolo okay?"

„Klar. Ist viel Folsäure drin. Aber ohne Spiegelei für mich."

„Klar, weiß ich doch. Fahren wir noch einkaufen?"

„Können wir machen, ja."



„Also dauert noch so zwanzig Minuten, dann können wir essen und..."

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now