Kapitel 32

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Kapitel 32

Marie wrang ihre Haare aus. Das Tuch hatte sie um ihr Handgelenk gewickelt, weil es sich irgendwann gelöst hatte und das Haargummi hatte ebenfalls nicht lange standgehalten. Im tiefen Wasser waren ihr die Bewegungen leichter gefallen als jetzt, wo sie bereits wieder fast raus aus dem Meer war. Sie stapfte gegen die Wellen an. Langsam ging das Meer wieder zurück - es zog mit einiger Kraft weg vom Strand.

Felix schüttelte sich neben ihr. Bei ihm würde es sicher nicht so lange dauern, bis die Haare wieder trocken waren. „Boah, ick hab Salzwasser in der Nase."

„Schlimm?" Sie sah ihn stirnrunzelnd an.

„Nee, geht schon."

Marie schaute wieder nach unten, auf den durch das Wasser verschwommen aussehenden Grund. Sie lächelte. Die Sonne wärmte angenehm. Und Felix war bei ihr. Gerade konnte sie tatsächlich mal den Moment genießen. Zu spät sah sie wieder nach vorne. Als nur noch ihre Füße unter Wasser waren und sie Richtung Strand schaute, waren da Leute, die vorher nicht da gewesen waren. Nicht die älteren Pärchen und zwei, drei Familien mit kleinen Kindern, die mit ihnen das Wasser und den Strandabschnitt geteilt hatten. Nein. Eine Gruppe, junge Leute. Marie wusste nicht, ob es dieselben Personen waren, die bereits vorhin einmal den Strand gequert hatten. Aber sie waren da, jetzt. Und sie waren nah, so nah, dass Marie sie hören konnte, ihr Lachen, ihr Reden.

„Nein, lass mal nach oben gehen", sagte eine Stimme.

„Da ist zu viel Wind dann."

„Na, darum geht's doch gerade."

Marie schaute nun doch hin, unauffällig, wie sie hoffte. Sie scannte die Leute, die von ihr keinerlei Notiz nahmen. Eine Frau stach ihr besonders ins Auge. Sie musste sich zwingen, nicht weiter hinzuschauen. Ohne es aktiv zu entscheiden, lief Marie einen weiten Bogen, um den Frauen und Männern auszuweichen. Sie wusste nicht, wo Felix gerade war, aber er war nicht mehr in ihrer Nähe. Wenn sie Pech hatten, wurde er gleich erkannt und die ganze Situation hier würde unangenehm bis peinlich werden. Bisher war Felix hier im Urlaub ziemlich gut unter dem Radar geblieben. Lediglich beim Einkaufen hatten sie zwei- oder dreimal Fans getroffen. Und gestern - so hatte er es ihr erzählt - hatte er vor dem Fitnessstudio, in das er am Morgen gefahren war, zwei junge Männer getroffen, mit denen er auch Selfies gemacht hatte.

Marie ließ die Menschen hinter sich und steuerte ihren Platz in den Dünen nicht direkt an. Sie schaufelte den lockeren Sand vor sich mit den Füßen weg, hielt nach Muscheln Ausschau, damit sie nicht so viel denken musste. Dann sah sie den Strandhafer vor sich. Die Dünen. Sie schaute nach rechts, erkannte die Strandtücher und lief nun vor den Dünen entlang. Sie setzte sich auf ihr Tuch, nahm ihre Wasserflasche und trank, zwang sich dazu, nicht Richtung Meer zu schauen. Aber sie konnte dem Drang nicht lange widerstehen. Sie sah die Menschen. Aber nicht Felix. Und die jungen Leute setzten sich gerade in Bewegung. Offenbar hatten sie sich entscheiden können, wo es hingehen sollte. Aber wo war Felix?

„Hey!" Ein Lachen.

Marie schaute auf, ein wenig erschrocken. Felix musste von der anderen Seite her gekommen sein. „Hallo." Sie kramte in ihrem Rucksack nach einem Handtuch, das sie sich um den Oberkörper schlang.

Felix lachte wieder, als er sich setzte. „Boah, hatte keine Ahnung, dass dit hier och so nen Spaß machen kann. Einfach nur dämlich'n bisschen im Wasser rumplantschen. War ja noch nicht mal so tief, dass man wirklich hätte schwimmen müssen. Und dit Wasser is echt scheiß salzig, aber... echt jut, oder?"

Marie sah ihn an, merkte seinen abwartenden Blick, die Begeisterung, die darin lag. „Mhm", machte sie und zwang sich zu einem Lächeln.

„Wenn dit Wetter so bleibt, machen wa dit öfter, oder? Und vielleicht nehmen wa nächstes Mal nen Ball mit oder so. Frisbee im Wasser geht ja nich so, aber..."

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum