Kapitel 49

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Kapitel 49

„Dit war jetzt echt ne Überraschung. Aber ne total schöne." Frank umarmte Marie. „Und ick kann's echt kaum erwarten, Opa zu werden, ja? Ick weeß, hab ick jetzt schon zigmal gesagt aber is eben so." Er wandte sich halb ab, schaute seinen Sohn an. Einen Moment sah es für Marie so aus, als überlegte er, Felix zu umarmen, aber dann stieß er ihm stattdessen kumpelhaft gegen den Oberarm. „Mensch! Is doch gar nich lange her, da warste selbst noch so'n kleener Racker. Und jetze..."

Felix lächelte, rollte leicht mit den Augen und musste dann lachen. „Ja, Mann!"

„Verbock dit nich wieder, ja?" Frank hatte mahnend einen Zeigefinger erhoben. „Ick mein dit ernst."

„Hab ick nich vor", erklärte Felix ohne jede Spur von Humor.

„Schön dass du hier warst", sagte Frank nun, wieder an Marie gewandt. „Wenn dit Kleene nich in Berlin geboren wird – ick komm dann och zu euch, ja? Wenn der Knirps dann da is. Heikchen kommt och mit, die kann dich'n bisschen betüddeln dann. Haste ja heute gemerkt, wie gut die dit kann. Ick weeß, du hast da och noch deine Familie und so, aber, also... nur wenn du magst. Is ja dann erst mal stressig so, gerade die ersten Wochen, wa?"

„Natürlich könnt ihr vorbeikommen." Marie lächelte.

„Musst nur aufpassen, dass Heikchen den Keks nich aus Versehen wegheikt", sagte Felix.

„Mensch, du! Immer blöde Scherze, wa?" Frank schüttelte den Kopf, aber da war auch ein verstecktes Lächeln zu erkennen.

Marie lachte. „Ihr seid jedenfalls willkommen. Immer. Kann nur sein, dass wir erst mal etwas Zeit für uns brauchen. So um... uns einzugewöhnen."

„Na ist doch klar." Frank nickte.

Marie stand am nächsten an der Wohnungstür und öffnete diese nun. „Okay, dann... sag Heike noch mal Danke, ja? Und... danke dir auch."

„Ach." Frank winkte ab. „Könnt immer gerne vorbeikommen. Auch ohne Vorankündigung."

Marie beobachtete, wie die beiden Männer sich nun doch noch kurz umarmten. Dann verabschiedeten Felix und sie sich von seinem Vater und verließen das Haus.

Marie schaute zurück, als sie losfuhren, sah die Nachbarschaft, die Häuser, die Straßen und glaubte kurz aus den Augenwinkeln den kleinen, siebenjährigen Felix zu erkennen, der auf einer Wiese zwischen den Gebäuden einem Fußball hinterherrannte. Frank hatte ihr Fotos gezeigt. Sie wandte den Kopf, sah den heutigen Felix an, wie er deutlich neben ihr saß, kein Produkt ihrer Fantasie. „Willst du, dass wir noch vor der Geburt wieder in Berlin leben? Wieder hier zusammenziehen?"

„Was?" Er riskierte einen kurzen Blick zu ihr. „Nein. Wie kommst du da drauf? Ich meine... ich... find dit ziemlich... na, entgegenkommend von dir, dass du dit vorschlägst. Aber hatten wa doch geklärt, oder? Kein unnötiger Stress jetzt. Und wir machen dit so... einen Schritt nach dem anderen. Wir... wachsen wieder zusammen."

Marie schmunzelte. „Nur dass bei uns jetzt einer der nächsten Schritte ist, dass unser Kind geboren wird. Bevor wir wieder zusammenwohnen."

„Ist doch reine Formsache. Ick bin die nächsten Monate bei dir und dem Kleenen hauptsächlich. Dann wohnen wir halt erst mal bei dir in der Scheune zusammen. Wieso nicht? So krass werd ick Berlin dann schon nicht vermissen erst mal. Gibt Wichtigeres dann." Er lächelte sie an, als er an einer Ampel den Wagen zum Stehen brachte.

„Gut." Sie nickte. „Aber ich werde wieder herziehen, ja? Ich will, dass du das weißt. Ist sonst alles zu kompliziert. Und so war es ja eh immer geplant."

Es wurde grün und Felix fuhr an. Marie hörte Reifen quietschen, als sie mitten auf der Kreuzung waren. Es waren nicht die des Mercedes. Sie schaute rüber zur Fahrerseite, an Felix vorbei und reckte sich dann, um durch die hinteren Seitenfenster sehen zu können. Da war ein großer, schwarzer SUV, der gerade zum Stillstand gekommen sein musste. Er stand schon halb auf der Kreuzung, mit den Vorderreifen jenseits der Haltelinie. „Der muss doch rot gehabt haben", murmelte Marie und merkte die Unruhe in ihrer Brust, ihrem Bauch.

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now