Kapitel 36

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Kapitel 36

Sie atmete ein. Und aus. Ließ alles aus sich herausfließen, wurde leer. Ruhe. Vollkommene Ruhe in ihr. Fast wäre sie wieder eingeschlafen. Aber langsam kam sie zurück ins Hier und Jetzt, öffnete die Augen. Sie hörte Geräusche, drinnen im Haus. Sie blieb sitzen, aber dann näherten sich Schritte. Er war da, in ihrem Rücken. „Morgen", sagte sie lächelnd, ohne sich umzudrehen.

„Guten Morgen. Wollte dich nich stören."

„Tust du nicht." Marie drehte sich etwas um, ohne ihre Beine aus der Verschränkung zu lösen. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. „Bin gerade fertig. Und tiefenentspannt."

„Gut. Aber hast auch gut geschlafen, oder? Warst jedenfalls schnell weg gestern."

„Ja, war gut." Sie dachte daran, wie es gewesen war, mit ihm einzuschlafen. Schön. Einfach nebeneinander, einander zugewandt. Das hatte gereicht. „War's für dich auch okay?"

„Mehr als das." Er kam zu ihr, hielt ihr eine Hand hin.

Marie entknotete ihre Beine, zog sie seitlich an sich und kniete sich hin, ehe sie Felix' Angebot annahm und sich aufhelfen ließ. „Danke."

Er zog sie behutsam zu sich, so dass sie sich umarmen konnten. „Guten Morgen", sagte er noch mal, während er ihren Rücken streichelte.

„Ja, wirklich: ein guter Morgen!" Marie lachte.

Felix ließ sie nur zögernd los. „Brauch jetzt nen Kaffee. Hast du schon gefrühstückt?"

Marie schüttelte den Kopf. „Nee. Bin auch noch gar nicht so lange wach. Und... ja, ich mach mir mal'n Müsli, glaub ich."

Sie setzten sich draußen hin. Felix trank, Marie aß, schweigend und doch gemeinsam.

Als sie beide fertig waren, sahen sie sich an, lächelnd. Dann räusperte Felix sich. „War dein Ernst gestern, ja?"

Marie war etwas irritiert. „Ja, klar. So schnell ändere ich meine Meinung da nicht. Das hab ich so gemeint, ja. Es ist noch alles... etwas schwammig, weißt du? Ich hab da keine Erfahrung mit. Jemandem so was zu verzeihen, weißt du? Aber so fühlt sich das wohl an. Also: Ja, ich hab dir verziehen und... ja, hab ich ja schon gesagt. Das mit dem Vergessen ist ne andere Nummer, aber... ja." Sie zuckte mit den Schultern.

„Wäre auch ehrlich gesagt besorgniserregend, wenn du dit vergessen würdest", sagte Felix.

Marie musste lachen. „Stimmt."

„Ich hab da auch keine Erfahrung mit, weißt du? So... zweite Chancen und so. Bin da auch... ja, etwas unsicher, muss ick zugeben. Also wie wir das jetzt... angehen halt."

Sie nickte. „Ich schätze mal... wir müssen uns wieder... daran gewöhnen. Dass wir zusammen sind. Ist halt nicht so, wie wenn man neu zusammenkommt. Klar, wir bekommen ein Kind zusammen, aber irgendwie starten wir ja trotzdem bei Null. Oder... nee, nicht bei Null, aber... ja, es kann ja nicht einfach wieder so sein wie... letzten November, sag ich mal. Bevor... das alles war. Und... ja, müssen wir halt sehen jetzt, wie das geht. Einfach... auf uns zukommen lassen, oder? Nichts überstürzen halt und... ja, werden wohl einfach sehen, wie das läuft, so... dass es sich richtig anfühlt. Für uns beide, oder?" Sie sah ihn an.

„Find ick jut, ja." Er lächelte.

Marie nickte. „Willst du noch ins Gym jetzt?"

„Nee." Felix schaute auf seine Rolex. „Muss ja gleich noch Hack aufnehmen mit Tommi."

„Ach so, ja. Dann... fahr ich in der Zwischenzeit einkaufen. Und danach... können wir dann sehen, was wir heute machen, oder?"

„Klingt nach nem Plan, ja."

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now