Kapitel 14

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Kapitel 14

Mama: Ich bin dann so in einer Viertelstunde da. Ich bringe Brötchen mit.
Marie: Ja, gut.

Sie schloss die Wohnungstür leise hinter sich und ging hinunter. Gerade rechtzeitig, denn als sie die Haustür öffnete, fuhr bereits der Suzuki auf den Hof. Ihre Mutter stieg aus und Marie ging lächelnd auf sie zu.

„Guten Morgen!" Susanne lächelte ebenfalls.

„Morgen, Mama." Marie verschränkte locker die Arme und blieb stehen. „Ich hab etwas länger geschlafen irgendwie. Eigentlich geh ich morgens immer ne Runde. Kommst du mit?" Sie deutete mit einem Kopfnicken Richtung Wald.

„Ähm, ja, gerne." Ihre Mutter wirkte trotz ihrer Zusage etwas skeptisch. „Ist der Felix denn nit mehr da?"

„Doch." Marie konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. „Doch, er ist noch da. Er schläft aber noch. Ich... hatte ihm irgendwie vergessen zu sagen, dass du heute Früh kommst. Ehrlich gesagt hab ich auch erst wieder dran gedacht, als ich heute aufgewacht bin. Und er ist eh eher der Langschläfer."

„Vergessen? Darüber hab ich wat gelesen. Schwangerschaftsdemenz. Ich hatte dat zwar nit, aber kann ja durchaus sein, oder?" Susanne musterte ihre Tochter mit großen Augen.

„Mama! Ich hab keine Demenz. Nur viel zu tun. Vieles, was einfach... sehr viel Raum in meinem Kopf einnimmt."

Susanne nickte. „Ja. Du hast schon immer zu viel gegrübelt."

Marie atmete durch. Sie wusste nicht warum, aber irgendwas nervte sie gerade. „Komm, lass mal gehen jetzt, ja?"

„Gut." Susanne schloss das Auto ab und folgte Marie, die bereits ein paar Schritte Richtung Hof gegangen war und sich abwartend zu ihr umgedreht hatte. „Ach, siehst du, da hab ich fast selbst was vergessen: Schöne Grüße von Birgit soll ich dir noch ausrichten."

„Danke." Marie lächelte.

Sie gingen ein paar Schritte. „Ach so, ja und: Oma Christa hat noch Setzlinge übrig. Gurken und Kopfsalat. Wenn du welche haben willst?"

„Ein bisschen Platz ist noch im Hochbeet." Sie kamen am Bauernhaus vorbei. Irgendwo ging eine Tür, vermutlich die zum Stall, aber es war niemand zu sehen. Marie schaute nach vorne, Richtung Waldrand.

„Opa hat überlegt, ob du die Wiege überhaupt haben willst."

Marie blieb abrupt stehen und wandte sich ihrer Mutter zu. „Was? Natürlich will ich die haben. Dachte, die steht eh noch bei Anne und René. Mika ist ja schon langsam zu groß dafür."

„Ja, ja. Opa meinte nur..."

„Was?" Marie hörte, dass ihre Stimme lauter war als beabsichtigt. Sie wandte sich wieder ab, ging weiter. Susanne hielt Schritt. „Darf ich die nicht haben, weil ich nicht glücklich verheiratet bin, so wie es sich gehört? Oder weil der Kindsvater Opa nicht passt? Du hast die Wiege damals ja auch nicht bekommen."

„So meint der das nicht", beschwichtigte Susanne ihre Tochter.

Marie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Aber ich weiß ja, wie er ist. Und er hat mir ziemlich klar gesagt, was er von Felix hält."

„Ja, so is er halt. Sturer Basaltkopp, mein Vater."

„Dann soll er die Wiege behalten oder sie einmotten."

„Marie! Opa Gerd freut sich doch. Du darfst dat ihm nicht übel nehmen, dass er letztes Mal so über Felix geredet hat."

„Ich will das aber nicht, Mama. Ich will mich nicht rechtfertigen müssen, dafür, dass ich nicht will, dass mein Kind ohne Vater aufwächst. Ich will nicht hören: So einer kommt mir nicht ins Haus. Ja, muss er ja nicht. Felix muss ja nicht in euer Haus kommen. Aber Opa soll sich ja nicht anstellen, wenn er mich und das Kind mal besucht und Felix ist dann eben auch da. Mir graut es jetzt schon vor dem Stress. Opa hat keinen Grund sauer auf Felix zu sein, wenn ich es nicht bin. Oder... selbst wenn ich sauer bin, hat Opa da kein Recht drauf. Der soll sich da nicht einmischen. Manchmal ist der echt so... unerbittlich."

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt