Kapitel 50

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Kapitel 50

Später am Abend saßen sie noch auf der Dachterrasse. Irgendwie war das Gespräch wieder auf das Video, die daraus entnommenen Fotos und die Schlagzeilen gekommen. Julian vertrat eine etwas andere Meinung als Tommi. „Is doch echt albern, da so zu tun als ob nichts wäre. Ich glaub ja, das befeuert dann nur so dämliche Gerüchte. Und macht die Leute vielleicht erst so richtig neugierig. Willste mit dem Kleenen später Verstecken spielen im Park – ich meine, nicht Verstecken mit ihm, sondern... mit jedem, der ein Handy hat? Weil, wenn keiner offiziell weiß, dass du Vater bist, is so was ja weiter dann ein Foto, das sich verkauft, oder?"

„Na ja, bisher hatte ick da ja kaum Probleme. Ich glaub, so was wie Paparazzi gibt's hier in Deutschland eh nicht. Und unser Kind dürften die eh nicht fotografieren. Dit wäre illegal, glaub ick. Und da würde ich dann auch echt gegen vorgehen. Da muss schon irgendne... Privatperson verdammt dreist und penetrant sein. So wie die Jungs an der Nordsee."

Marie nahm einen Schluck von ihrem Wasser und folgte der Konversation schweigend. Felix regte das Thema weiterhin auf, das war klar.

„Ja und was, wenn du mal wieder ein Interview gibst? Willste jedem Journalisten auf die Schnauze haun, wenn der nach Marie oder dem Kleenen fragt? Dit wäre immer wat, wo du so drumherum schiffen musst. Also mir wäre dit zu anstrengend."

„Dein Privatleben interessiert aber keene Sau", brummte Felix, aber gleich darauf grinste er breit.

„Da bin ick och froh drüber", erklärte Julian lachend. „Aber ich an deiner Stelle würde halt sehen, dass ick so... na ja, bestimme, ja? Bestimmen, was wer weiß."

„Hm", machte Felix nachdenklich.

„Überleg's dir", sagte Julian. „Überlegt's euch", korrigierte er, stand auf und ging zum Geländer, um eine zu rauchen.

Marie sah Felix an, dass es in ihm arbeitete. Irgendwann schaute er auf. „Was meinst du denn? Was wenn... ich einfach noch mal was klarstelle? Ganz knapp, nur das Nötigste. Kurzes Update vor meinem Urlaub und dann Fupp!", grinsend machte er eine schnelle, waagerechte Bewegung mit der flachen Hand, knapp über der Tischplatte, „bin ick weg."

„Ah, so." Marie lächelte. „Ich weiß nicht. Du kennst dich da besser aus, kennst deine Stellung, deine Fans. Julian hat ja recht: So auf Dauer wird das anstrengend. Und du hast doch selbst mal gesagt: Spätestens wenn das Thema in deinen Bits wird, also..." Marie zuckte mit den Schultern. „Entscheide du. Dass du vergeben bist, hast du ja schon deutlich gemacht. Und der Rest...also es ist okay für mich, wenn du da was sagst. Ich vertrau dir da."


Felix saß auf der Couch und startete die Aufnahme. „Yo Leude, was geht?" Er machte ein Peace-Zeichen in die Kamera seines Smartphones. „Dachte, ich stell hier mal ein paar Sachen klar und droppe ein paar News, was so... ja mein Leben betrifft und... was demnächst so ansteht. Dit is nämlich jetzt erst mal... nichts mit Comedy. Keine neue Tour, keine großen Projekte. Weil... Ick werde Papa!" Er grinste breit und schwenkte dann an seinem Körper runter auf seinen Bauch. Er hatte sich ein Kissen unters Shirt gesteckt, streichelte darüber. „Habt ihr vielleicht schon mitbekommen. Is wahr, ja. Ick werde Papa." Er sah wieder in die Kamera und holte das Kissen heraus, reichte es neben sich, außerhalb des Sichtfeldes der Kamera. „Kleiner Spaß. Fürs Kinderkriegen sind immer noch die Weiber zuständig." Er redete mit rauer Stimme und tippte sich an die Stirn. „Dit wär ja noch schöner. Nee." Er sprach wieder normal. „Ick werde Papa. Ick bekomm ein Kind, zusammen mit meiner Freundin." Er legte einen Arm um Maries Schultern. Man erkannte nicht mehr als den Ärmel ihres Shirts und ihre Haare. Dann schwenkte Felix mit der Kamera auf ihren Bauch, auf den Marie eine Hand gelegt hatte. „Kein Kissen. Dit is echt", sagte er unnötigerweise. „Und dit is jetzt och allet, wat ihr von meinem Babe und meinem Baby zu sehen bekommt." Er legte seine Hand ebenfalls auf Maries Bauch. „Deal with it." Er filmte wieder sein Gesicht. „Ach, und wenn irgendwelche Wichser noch mal versuchen sollten, uns aufzulauern: Was seid ihr nur für ehrenlose... Hundesöhne? Lebt doch mal euer eigenes Leben, ja?" Felix schüttelte den Kopf und lachte. Es klang mitleidig. „Kommt mal klar, ja?" Er räusperte sich. „Also, ick werd jetzt Papa, kümmer mich um Frauchen und Kind. Mach hier Pause auf Instagram, weil... ja, weil's einfach wichtigere Dinge gibt gerade. Ich wünsche euch einen wunderschönen Sommer. Ich werd ihn haben. Und im September hören wir uns auf jeden Fall wieder. Gemischtes Hack, Bestes Hack. Peace out und: Seid lieb zueinander!" Felix machte noch mal das Peace-Zeichen in die Kamera und lächelte breit, ehe er die Aufnahme stoppte.

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now