Kapitel 41

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Kapitel 41

„Ihr hättet auch zu uns kommen können. Kuchen gibt es bei Oma Christa doch jeden Samstag."

„Und Sonntag. Ich weiß. Aber... der ist ja auch für... Felix' Freund und... wäre komisch, wenn wir dann zu euch fahren würden und... ja, weiß nicht, ob das überhaupt so eine gute Idee ist." Marie nahm die heiße Form aus dem Ofen und stellte sie auf den Rost. Sie sah ihre Mutter an, während sie die hitzebeständigen Handschuhe abstreifte. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass gerade alles so rasend schnell passiert."

„Ach, dat liegt an der Schwangerschaft", sagte Susanne. „Die dauert nun mal in der Regel nur neun Monate. Und da gibt et immer viel zu tun. Und dann musstet ihr dat alles noch zwischen euch klären, Felix und du."

Marie atmete durch. „Danke übrigens, dass du so nett zu ihm warst vorhin. Also... immer nett bist. Ich glaube, es ist für ihn nicht leicht. Er weiß ja so von dem, was ich erzählt habe, wie Opa reagiert hat und... ja, ist nicht einfach für Felix."

„Die Sache war für keinen von euch beiden einfach, dat is doch klar."

Marie nickte. „Und sonst? Keine besonderen Vorkommnisse in letzter Zeit? Wir waren... so weit weg da oben an der Küste. Wie in einer anderen Welt."

„Nä, hier ist nix Besonderes passiert. Weißt doch, wie dat is."

„Hm", machte Marie zufrieden.

„Ich muss dann auch gleich wieder los." Sanne holte den Autoschlüssel aus ihrer Hosentasche. „Grüß Felix noch mal. Der is am Montag weg, woa? Und... also nächstes Mal kommt ihr vorbei, abends, wir grillen zusammen und dann... wird dat schon alles werer."

Marie lachte. „Solange auch was Vegetarisches auf dem Grill landet, ja."

„Ach klar, daran wird et nit scheitern." Susanne nahm ihre Tochter kurz in den Arm, nickte dann und sagte „Tschüs!"

„Tschüs." Marie ging noch mit in den Flur und schloss die Tür hinter ihrer Mutter. Sie schaute durch das Fenster auf den Hof, aber der Mercedes war noch nicht wieder aufgetaucht. Klar, Felix war erst vor etwa einer halben Stunde gefahren, um Besorgungen zu erledigen. Marie ging zurück in die Küche und bereitete den Belag für den Erdbeerboden vor. Es war ruhig. Das war okay, denn ihre Gedanken neigten gerade nicht dazu, allzu trübe zu werden. Es ging ihr gut. Es war nicht perfekt. Nichts war perfekt. Auch nicht das mit Felix und ihr. Wer würde das auch jetzt noch behaupten? Aber es war gut. Sie wusch die Erdbeeren und trocknete sich danach die Hände ab, schaute zum Radio. Ja, vielleicht wäre Musik jetzt eine gute Idee. Sie schaltete das Gerät ein, ehe sie sich der Zubereitung der Vanillecreme widmete.

Goodbye Mary, goodbye Jane
Will we ever meet again
Feel no sorrow, feel no shame
Come tomorrow, feel no pain...

Sie hatte alles so weit vorbereitet und befühlte den Boden. Ein wenig abkühlen musste der noch. Es klopfte. Sie schaute sich um, fand ihr Handy auf der Fensterbank.

Lucia: Hej Marie! Ich vermute mal, du hast kein TikTok, oder?
Marie: Nein. Wieso?
Lucia schickte eine Sprachnachricht: „Bin gerade unterwegs, würde auch anrufen sonst und... Helvete! Weiß gar nicht, ob ich dir das so sagen soll. Aber da gibt es was über Felix und dich, also auf TikTok eben.. Ich dachte nur, ist besser, dass du das weißt. Total krank, so was zu posten, echt mal. Sieht man doch, dass ihr da... na ja, privat seid."

Marie atmete durch, schloss die Augen und sah sofort die entsprechenden Bilder vor sich. Es war ja klar, dass es so hatte kommen müssen.

Marie: Hatten mitbekommen, dass da wer war. Aber da kann man wohl nichts machen. Ist dann eben so. Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast.
Lucia schickte noch eine Sprachnachricht: „Ist doch klar. Und okay, dann wart ihr ja vorgewarnt. Trotzdem ärelös und absolut mies, so was zu machen. Soll ich dir das schicken, damit du weißt, was los ist?"
Marie: Ja, schick mir das mal. Danke. Und liebe Grüße.
Lucia: Ich drück dich. Halt die Ohren steif!

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt