Kapitel 7

265 19 0
                                    

Kapitel 7

„Also ich komme laut Navi dann erst so in ner Stunde an. Fahre gleich von der Autobahn ab. Sorry, dass dit jetzt so spät geworden ist", sagte Felix, wobei seine Stimme von einem seltsamen Rauschen begleitet wurde.

„Ist doch kein Problem", versicherte Marie ihm.

„Gut. Äh und... ich hab noch nichts gegessen heute. Weiß nich, soll ich was mitbringen? Obwohl, weiß gar nich, ob es hier irgendwo-"

„Also wirklich!", unterbrach Marie ihn und musste beinahe lachen. „Was denkst du denn von mir? Ich hab was vorbereitet."

„Okay, ja. Stimmt, hätte ich mir denken können." Er lachte, aber irgendwie wirkte es verhalten. „Dann bis nachher, ja?"

„Bis nachher."

Marie legte das Handy auf die Fensterbank neben das Radio, bevor sie an die Arbeitsplatte trat. Sie hatte also noch Zeit. Das hatte sie sich fast gedacht. Es würde dunkel sein, ehe Felix ankam. Aber das war okay. Und sie hatte eh noch keinen Hunger. Sie trank von ihrem Orangensaft, ehe sie begann, die Tomatensauce anzurühren.

Eine Stunde später meldete sich Felix erneut. „Hi, ähm... ich weiß nich, ob ick meinem Navi trauen soll. Dit sieht aus wie'n Feldweg und da ist gar kein richtiges Straßenschild."

Marie musste grinsen. „Da steht aber Honig und Eier, oder?"

„Äh... ja."

„Dann bist du richtig. Und der Weg ist asphaltiert, keine Sorge, ist vielleicht nur etwas verschmutzt. Sind noch so dreihundert Meter, einfach geradeaus. Fahr nicht bis zum Hof, sondern vorher links die Einfahrt rein. Du parkst dann vor dem großen Gebäude links. Ich komm raus und hol dich ab."

„Äh... okay."

Sie legte auf und schaute auf die Uhr am Backofen. Das mit der Stunde hatte wirklich gepasst. Sie schob die Pizza in den Ofen, ehe sie runterging. Sie sah das Licht der Scheinwerfer, dann fuhr der weiße Mercedes auf den Hof. Felix parkte und stieg aus. „Hey", sagte er.

„Hallo." Marie nickte.

„Du wohnst... auf nem Bauernhof?" Er machte sich nicht lustig, wirkte nur erstaunt.

„Ja, schon. Wird aber nicht mehr voll bewirtschaftet. War einfach ne schöne Wohnung, die frei war."

„Ah, verstehe."

Marie versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen, aber es war zu dunkel. Das Licht, das mit einem Bewegungssensor ausgestattet war, beleuchtete den Platz vor der Scheune nur unzureichend. Felix schaute sich dennoch um. Sein Blick blieb an dem Toyota hängen. „Ist dit deins?"

„Ja. Ohne geht es hier echt nicht. Hab ich mir gegönnt."

„Ja, klar."

Sie glaubte, ein Lächeln zu erkennen. „Wollen wir rein?"

„Mhm."

„Hast du noch Sachen im Auto?"

„Ja, schon, aber... also ich kann auch ins Hotel, echt. Ich weiß nicht, ob dit nich komisch ist und... also gibt ja eins."

„Ich hatte dir doch geschrieben, dass das für mich okay ist. Und ich hab ein Gästezimmer. Wenn das für dich kein Problem ist, ist es auch für mich keins", erklärte sie.

„Ja, dann... okay." Er öffnete den Kofferraum und nahm eine Sporttasche heraus.

Marie wurde es langsam zu kalt. Sie zog die Strickjacke fester um sich. „Gut, dann... Komm mal rein." Sie öffnete die Haustür und ging voraus, hielt die Tür für Felix offen. Gott, war das alles komisch. Und ungelenk. Und gleichzeitig freute sie sich irgendwie so. Und traurig war sie auch. Ach fuck. Sie nutzte das bessere Licht im Flur nur kurz, um Felix von der Seite anzusehen. Ihr fiel nichts auf. Keine allzu krasse Veränderung. Sie ging voraus, die Treppe hinauf und in die Wohnung.

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now