Kapitel 58

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Kapitel 58

Marie hatte das Licht im Kinderzimmer angemacht. Die Wiege stand in der Mitte. Es wartete. Das Zimmer wartete auf das Kind, so wie sie, so wie Felix. Es war alles fertig. Na ja, fast. Ein paar Sachen noch, die sie kaufen mussten oder die sie von Anne bekommen würden. Marie schaute auf die Wiege. Sie war leer. Wie anders würde es sein, wenn das Kind da war? Hier, in diesem Zimmer. Sie schaute an die Wände. Die Blumenwiese, die hauptsächlich Felix gestaltet hatte. Damals war noch alles unklar gewesen. Und jetzt? Eine Familie waren sie, würden sie sein, jetzt also doch noch. Aber die Wiege...

Nach einem letzten Blick löschte sie das Licht, ließ die Tür aber offen. Sie holte Schlafshirt und Slip aus dem Schlafzimmer und ging ins Bad, um sich für die Nacht fertig zu machen. Als sie fertig war, traf sie im Flur auf Felix. „Hey!" Er lächelte.

„Hey", erwiderte sie sein Lächeln. „Alles gut?"

„Hab deinen Cousin wieder heil abgeliefert, yo. Anne war och noch da. Morgen oder übermorgen wäre ganz gut, also wenn wir dann vorbeikommen, wegen dem anderen Zeug."

„Hm." Marie nickte. „Können wir die Wiege noch verschieben?"

„Äh... ja? Wieso?"

„Ich glaube, die sollte zu mir, zu uns ins Schlafzimmer. Also in den ersten Tagen oder Wochen auf jeden Fall, oder? Irgendwie ist das komisch sonst?"

Felix hob die Brauen. „Okay, ja, wenn du meinst. Können wir ja testen, wie dit dann so ist. Aber... also machen wa morgen dann in Ruhe, ja? Beziehungsweise ich. Weil die ist echt schwerer als sie aussieht. Alleene hätte ick die nich hier hochbekommen."

„Ja, ist gut. Hat ja alles keine Eile." Marie ging zu ihm, schlang ihre Arme um ihn, küsste ihn. „Alles gut, oder?"

Er gab ihr noch einen Kuss und nickte. „Sieht ganz so aus, ja. Richtig gut. Aber... jetzt erst mal ab ins Bett, oder? Wenn du vor mir einschläfst, hör ick noch den Podcast von vorhin zu Ende. Hat dich ja nich so interessiert."

„War mir zu VWL-ig, ja. Aber sicher super zum Einschlafen. Und vorher kuscheln?"

„Biste schmusig?" Felix grinste und strich ihr über die Wange.

„Ja, bin ich."

„Na, dann beeil ich mich mal besser im Bad, wa?"


Marie hatte das Fenster weit geöffnet und stand im dunklen Schlafzimmer. Sie schaute hinaus in die Nacht und hoch in den Himmel. Sterne. Sie nahm wahr, wie es hinter ihr heller wurde, schaute auf den Boden und sah einen Streifen Licht, der aber rasch wieder verschwand. Dafür hörte sie Schritte, die sich näherten und gleich darauf war Felix bei ihr. Er umarmte sie von hinten, schmiegte sich an sie, pustete gegen eine Haarsträhne, sodass es Marie am Ohr kitzelte. „Hey!", lachte sie leise.

Er legte seine Hände auf ihren gewölbten Bauch. „Hey! Doch noch nicht so müde?"

„Wollte nicht aus Versehen einschlafen ohne dich. Und vielleicht sehen wir doch noch Sternschnuppen." Es war August, die Zeit der Perseiden. Aber sie hatte bisher selten Glück gehabt, was Sternschnuppen betraf.

„Musst du dir noch was wünschen?", fragte Felix.

„Weiß nicht. Kann doch nicht schaden, oder? Aber kann sein, dass wir hier in die falsche Richtung gucken, um die zu sehen."

„Hm. Also ich will jetzt nicht sagen, dass ich wunschlos glücklich bin, aber läuft doch gerade auch so bei uns, oder? Ohne irgendwelche... was sind das noch mal? Meteore? Kometen?"

„Keine Ahnung. Aber... ja, läuft auch so, hast recht." Sie legte ihre Hände auf Felix'. „Ich bin so froh, dass der Abend doch noch so verlaufen ist. Bin richtig erleichtert jetzt."

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora