Kapitel 15

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Wir verbrachten einen angenehmen Abend zusammen im Wald. Das Wildkaninchen, wie Tyler mir verriet, brieten wir über dem Feuer, welches er entzündete und mir nebenbei zeigte, wie ich ganz einfach selbst ein kleines Feuer machen konnte. Auch war ich überrascht, wie gut das Fleisch schmeckte, nachdem es fertig gegart war.

Nach dem Essen lehnte ich mit dem Rücken an Tylers Brust, mit dem Gesicht dem Feuer zugewandt. Hin und wieder legten wir etwas Holz dazu. Es war ziemlich kalt geworden, doch dank meiner zwei Wärmequellen fror ich nicht mal. Tyler erzählte mir Geschichten aus seiner Kindheit, zum Beispiel wie er mit seinen Brüdern als kleine Kinder spielte. Ich war schon überrascht genug, dass er Geschwister hatte, doch als ich erfuhr, dass sie am gleichen Tag geboren waren, schockierte mich schon. Auf mein entsetztes Gesicht hin erklärte er mir, dass es bei Werwölfen eher ungewöhnlich war, nur ein Kind bei einer Geburt zu bekommen und Mehrlingsgeburten von bis zu sechs Kindern durchaus normal waren. Das war für mich unvorstellbar. Es musste doch schrecklich für eine Frau sein, so viele Kinder auf einmal zu bekommen und diese dann auch noch großziehen zu müssen. Als mein Blick nach dieser Offenbarung eher noch schockierter wurde, ergriff er wieder das Wort.
,,Ich kann mir wahrscheinlich nicht ganz vorstellen, wie es auf einen Menschen wirken muss, da ihr ja im Normalfall nur ein Kind bekommt, doch ist dies halt für uns Werwölfe ganz normal. Und im Gegensatz zu uns, können Menschen nach der Geburt ja auch gleich wieder schwanger werden.", gespannt lauschte ich ihm bei seinen Erzählungen. ,,Nachdem eine Werwölfin schwanger war und Kinder zur Welt gebracht hat, kann sie die nächsten sechs bis sieben Jahre nicht wieder schwanger werden. Somit können sich die Eltern ganz auf diese Kinder konzentrieren und werden von ihrem ganzen Rudel unterstützt. Vielleicht hat es für dich einen etwas anderen Eindruck gemacht, aber ein Rudel ist eigentlich nur eine sehr große Familie, die eben von einem Oberhaupt, bei uns, dem Alpha und seiner Gefährtin, geleitet werden." Tyler hatte durchaus recht mit seiner Einschätzung. Es schien mir in diesem Rudel nicht wirklich familiär zuzugehen. Aber schließlich habe ich auch nicht wirklich viel davon mitbekommen.
Ich gähnte. Es fiel mir immer schwerer, die Augen offen zu halten.
,,Du kannst ruhig schlafen, Lily. Ein paar Stunden Schlaf werden dir gut tun." Tyler legte uns hin, und zwar so, dass ich mit dem Kopf auf seiner Burst lag. Nicht mal eine Minute später, gelangte ich ins Reich der Träume. Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen habe, doch fühlte es sich eher nach Minuten als Stunden an. Ich fror zwar durch Tyler nicht, doch schmerzten meine Füße nach dem gestrigen Gewaltmarsch.

Wach wurde ich dadurch, dass sich mein Kissen bewegte. Tyler war offensichtlich ein Frühaufsteher, eine Einstellung, die ich nicht im geringsten teilte. ,,Komm, Kleines, aufstehen, wir müssen bald weiter und du willst dich doch sicherlich waschen und dich erleichtern. Auch wenn du beim waschen mit kaltem Wasser wohl vorliebnehmen musst." Ich quälte mich auf die Füße und verzog mein Gesicht. Ich würde Wetten, dass sich an meinen Füßen die ein oder andere Blase finden würde. Doch der Gedanke daran, mich waschen zu können und den ein oder anderen Schluck trinken zu können, ließ mich doch aufstehen. Denn eins hatte Tyler beim Packen ganz klar vergessen, nämlich was zu trinken. Ich merkte, wie Tyler mich im Auge behielt. Als ich bei den nächsten Schritten nur immer wieder eine verzerrte Miene zeigte, war dieser schnell an meiner Seite und hob mich hoch. Ich sah in sein Gesicht. Er wirkte leicht besorgt, aber lächelte, als er meinen Blick bemerkte, mir aufmunternd ins Gesicht.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt