Kapitel 48

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Sofia grinste die ganze restliche Zeit, die wir in der Küche waren. Schwärmte mir immer wieder von ihrer Familie vor. Die schönen Erlebnisse, die sie mit ihren Eltern und mit ihren Freunden hatte. Auch erzählte sie davon, was sie nun, da sie die Chance dazu bekam, noch alles machen wollte. Gespannt folgte ich ihren Ausführungen von den Situationen, die ich so nie erleben konnte. Meine Eltern lebten schon lange nicht mehr, meine Schwester war jahrelang nur damit beschäftigt uns irgendwie über Wasser zu halten. Ich war zwar auch, wie Sofia, normal zur Schule gegangen, doch hatte ich keine Freunde dort. Immer war ich nur das stumme Mädchen, das von einem Werwolf angefallen wurde. Einige glaubten sogar, es sei eine Art Fluch, der auf mir lag, was dazu führte dass es Werwölfe so auf mich abgesehen hatten. Sie hatten Angst, selbst im Fadenkreuz der Wölfe zu landen und hielten den größtmöglichen zu mir. Es gab sogar einige, die sich weigerten, mir die Hand zu reichen oder mich sonst wie auch nur zu berühren. Als hätte ich eine ansteckende Krankheit...

Durch Sofias Erzählungen hatte ich ursprünglich gedacht, ich würde mich schlecht fühlen, weil ich das nicht erleben konnte beziehungsweise erleben kann, doch fühlte ich mich überraschend gut. Es war, als könnte ich es so in einer indirekten Art und Weise nacherleben.

Tyler, wie auch Jared, der sich mittlerweile zu uns gesellt hat, mischten sich hin und wieder in Sofias Monolog ein. Die beiden schienen wirklich interessiert, wie das Leben für die Menschen in den großen Städten war. Wie ich auch erfuhr, haben schon beide verschiedene Städte besucht, in denen die Menschen lebten, doch hielten sich die Menschen meist so gut es ging von den Werwölfen fern und daher war ihnen die menschliche Perspektive auf das ganze völlig fremd. Sofia traute sich schlussendlich sogar und sprach die Missstände in den Städten an, die wohl nahezu jeden Menschen betrafen. Das dauernde runter gemacht werden von den Werwölfen, nie wirklich gewürdigt zu werden und den stetigen Verdacht ertragen zu müssen ein Verräter zu sein, ganz egal wie treu man nun wirklich hinter dem System stand. Die fragenden Blicke der beiden Werwölfe richteten sich dabei hin und wieder auf mich, doch konnte ich die Kritikpunkte, die Sofia ansprach, gut nachvollziehen, wir waren ja schließlich vom gleichen System betroffen gewesen. Wobei man dabei wohl sagen muss, dass im Vergleich mit mir, selbst Sofia, als normaler Mensch und ohne Beeinträchtigung, viel mehr Vorteile im Leben hatte als ich.
Ich hatte mir, gerade in den letzten Jahren, immer wieder Gedanken darüber gemacht, ob es nicht für meine Schwester einfacher gewesen wäre, wenn ich nicht mehr da wäre, wenn ich den Angriff nicht überlebt hätte. Doch dachte ich dann immer an die schönen Momente, die wir zusammen hatten. Vielleicht war das auch ein wenig egoistisch, schließlich relativierte ich ein schweres Leben mit ein paar schönen Momenten. Mir war leider auch diese schlechten Situationen bewusst. Ich konnte vermutlich gar nicht erahnen, wie schwierig das alles für sie gewesen war.

Tyler strich mir plötzlich über die Wangen. ,,Hey Kleines, ist alles in Ordnung?", fragte er mich mit besorgt. Mir war es ehrlich gesagt nicht aufgefallen, doch liefen einzelne Tränen über meine Wangen. Sofia hatte ihre Erzählung unterbrochen und, wie auch Jared, schien sie ziemlich verwirrt über meine Tränen.,,Komm lass uns am besten zu unserer Unterkunft gehen. Ich glaub das alles wird dir gerade zuviel, oder?" Ich nickte nur überfordert, während in meinem Kopf dutzende Situationen aus meiner Vergangenheit, wie ein Film, nacheinander abliefen.Vermutlich hatte ich es doch ziemlich unterschätzt, was die Erzählungen von Sofia mit mir machten und wie sehr es mich doch traf.

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Das war es Leute 😁
Mein erstes Leseevent 🤩

Ich hoffe es hat euch gefallen
Mir hat es jedenfalls sehr gefallen und ich werde es garantiert noch mal machen 😁

Ich wünsche euch eine gute Nacht
Und wir sehen uns hoffentlich beim nächsten Kapitel 🥰

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt