Kapitel 13

12.7K 408 32
                                    

,,Mutter!", rief Tyler entsetzt, ,,Wann ich was mit meiner Gefährtin mache, ist nicht deine Angelegenheit. Lass das einfach meine Sorge sein und du solltest als meine Mutter doch verstehen, dass ich nicht mein Vater bin!" Der Blick seiner Mutter lag irgendwo zwischen Verblüffung und Wut.
Mulmig wurde mir dann doch, als sie wie ein tollwütiger Hund zu knurren begann. Doch Tyler hielt dagegen und knurrte selber, wie ein Besessener. Ich versuchte mich nicht zu bewegen, um ja nicht die Aufmerksamkeit der Beiden zu erregen. Hielt meinen Atem möglichst flach und betete innerlich, dass ich nicht niesen müsste. Aus dem Augenwinkel sah ich eine weitere Person den Raum betreten. Tyler hörte auf zu knurren, auch seine Mutter beruhigte sich.
Ein hoffentlich unauffälliger Blick zur Seite verriet mir, wer die Person war, Tylers Vater, der Alpha dieses Rudels. Dieser ging zu seiner Gefährtin, zog sie an sich und streichelte mit seinen Händen über ihren Körper.
,,Vater, könntet ihr vielleicht...", fing Tyler an, wurde aber von einem geknurrten ,,Raus hier!" seines Vaters unterbrochen. Etwas überfordert mit dem ganzen sah ich zu Tyler. Dieser sah kurz zu mir und dann wieder kurz zu seinen Eltern. Er nahm meine Hand, zog mich an seinen Eltern vorbei, die immer mehr miteinander beschäftigt waren, schnappte sich die Tasche und verließ fast schon fluchtartig mit mir das Zimmer.
An der Treppe angekommen, konnten wir lautes Stöhnen hören. Ich sah Tyler mit großen Augen an. Passierte das gerade wirklich? Tyler blickte mich nur entschuldigend an und zuckte mit den Schultern. Ohne, dass er ein Wort zu mir sagte, gingen wir runter und verließen das Haus. Hin und wieder warf er mir einen Blick zu, doch gingen wir schweigend weiter. Dadurch, dass er mich nicht, wie das letzte Mal, hinter sich herzog, bekam ich die Gelegenheit mich umzusehen.
Weit und breit war keine Sterbensseele zu sehen. Das Fehlen weiterer Häuser erklärte sich dagegen rasch, durch einen Blick über die Schulter.
Das Gebäude, aus dem wir kamen, hatte ich mir groß vorgestellt, aber das, was ich sah, glich mehr einem ausgelebten Größenwahn. Auch konnte man es beim besten Willen nicht schön nennen. Es erinnerte mich an die Häuserblocks aus meiner Heimatstadt. Der einzige Unterschied war nur, dass dort die Gebäude höher waren und eine wesentlich kleinere Fläche einnahmen. Es erschlug einen geradezu.
,,Lily", zog Tyler meine Aufmerksamkeit auf sich. ,,Es könnte in nächster Zeit etwas turbulenter werden und es könnte passieren, dass du Angst bekommst oder etwas nicht tun willst, aber ich hoffe du glaubst mir, wenn ich sage, dass ich auf dich aufpassen werde." Ich verstand nicht wirklich, warum er es mir gerade jetzt sagte. Tyler hat zwar schon zuvor betont, dass ich ihm vertrauen sollte, doch glaubte er offensichtlich, dass ich mich dadurch besser fühlen würde. Es bescherte mir dann doch eher ein ungutes Gefühl. Besser wurde es auch nicht gerade dadurch, dass wir uns auf einen Wald zubewegen. So eine Menge an Bäumen hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen. Als Mensch verbrachte man eigentlich sein ganzes Leben in den, von den Werwölfen abgeriegelten, Städten. Zwar gab es Parks und Grünanlagen, doch war das nichts im Vergleich zu dem hier. Ich war wohl stehengeblieben, denn Tyler griff nach meiner Hand und musterte mich.
,,Alles okay?", fragte er leise und streichelte mit seinem Daumen meinen Handrücken. Es war fast niedlich, wie er sich um mich sorgte. Jedenfalls in Anbetracht der Tatsache, dass er ein Werwolf war und mich in unter einer Sekunde umbringen könnte, ordnete ich meine Gedanken. Eine solche Person konnte nicht niedlich sein, oder doch? Wobei Tyler ja eigentlich bei mir einen anderen, durchaus positiven, Eindruck hinterließ.
Ach Verdammt! Was dachte und fühlte ich denn da? Warum war das alles nur so verwirrend?

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt