Kapitel 52

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Verunsichert sah ich zu Tyler. Dieser knurrte aber immer noch Jared hinterher, obwohl dieser schon das Haus verlassen hatte und die Tür auch zu war. Was störte Tyler denn an Jareds Worten? Musste ich mir wirklich solche Sorgen machen über das, worüber Tyler mit mir sprechen wollte?

Vorsichtig tippte ich ihn an. Sein Knurren verstummte abrupt und er sah mich irgendwie schuldig an. ,,Lily... ach, Verdammt!" Tyler raufte sich die Haare. ,,Ich... wir... oh man. Am besten machen wir es kurz und ich rede nicht so lange um den heißen Brei." Ich zog die Augenbrauen hoch. Machte er nicht gerade genau das? Um den heißen Brei reden? Schließlich versuchte er gerade, welches Thema auch immer anzuschneiden, und war immer noch am Anfang. ,,Ich glaub so kommen wir nicht weiter?" Ich zuckte mit meinen Schultern. Wenn ich ja wenigstens ansatzweise wissen würde worum es geht.

,,Ich werde dich beißen!" Erschrocken sah ich ihn an. Hatte ich ihn gerade richtig verstanden? ,,Ich werde dich beißen!, wiederholte er. Okay, ich hatte ihn richtig verstanden. Tyler will mich beißen. Er will mich beißen. ,,Lily, ich weiß, dass das gerade für dich ein noch viel heikleres Thema als bei anderen Menschen ist, doch es ist etwas, was ganz normal für Werwölfe und ihre Gefährten ist. Wir binden uns so noch näher aneinander. Und der zweite Biss..." Wow, Moment mal! Er will mich zwei mal beißen? Und das dann auch vermutlich noch in seiner Wolfsgestalt ...

Ich will nicht gebissen werden! Reicht es nicht schon, dass ein Werwolf mich schon als Kind mit einem Biss verletzte, meine Eltern tötete und auch meiner Kindheit damit ein jähes Ende setzte?

,,Lily, bitte hör mir zu ich..." Tyler hatte wohl weiter gesprochen, jedoch gemerkt, dass ich ihm nicht mehr zuhörte. Er versuchte, mich am Arm zu berühren, doch sprang ich auf und entfernte mich ein Stück von ihm.

,,Ich verstehe, dass du Angst hast. An deiner Stelle hätte ich sie wohl auch." Ich entfernte mich nur noch weiter von ihm. Sein Verständnis konnte er sich sparen. An seinem Vorhaben würde das ja sowieso nichts ändern.

Wenn ich mir das Gespräch mit Jared richtig erschloss, wusste jeder Werwolf über diese Praktik Bescheid und Tyler hatte es mir so lange verschwiegen.

Er hatte vermutlich nur darauf gewartet, dass ich ihm mehr vertraue, um dann mit mir zu machen, was auch immer er wollte. Diese doch so schönen Momente, die wir miteinander erlebt haben, waren alles nur Schritte zu seinem Ziel gewesen.

Mein Herz fühlte sich schwerer in meiner Brust an.

Ich war doch so naiv. Hatte seinen Beteuerungen blind vertraut.

Schritt für Schritt entfernte ich mich immer weiter von Tyler, dem ich nicht mal mehr ins Gesicht gucken konnte. Stattdessen starrte ich auf seinen Brustkorb, um erkennen zu können, ob er stehen blieb oder er versuchte, mir zu folgen.

Doch blieb er, wo er war.

Mit dem Rücken stieß ich an eine Tür. Ohne Tyler aus den Augen zu lassen, tastete ich nach der Klinke.

Als ich sie zu fassen bekam, öffnete ich die Tür so schnell ich konnte, betrat den Raum und zog die Tür keinen Augenblick später zu. Ich fand auf dieser Seite sogar einen Schlüssel und schloss ab.

Ich erwartete eigentlich jede Sekunde, dass Tyler auf der anderen Türseite auftauchen würde, doch blieb es still.

Nach einigen Sekunden oder auch Minuten hatte ich mich wieder ein wenig gesammelt und wandte den Blick von der Tür ab, auf welche ich zuvor intensiv gestarrt hatte.

Ich war, wie auch immer, im Badezimmer gelandet.

Wenn ich so darüber nachdachte, hatte es schon etwas von einem Deja Vu. Schließlich hatte es auch so zwischen uns angefangen.

Tränen rannen über meine Wangen.

Oh Verdammt, was sollte hieraus noch werden?

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now