Kapitel 6

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,,Ich verstehe nicht ganz, was du von mir möchtest... " sagte Tyler irgendwie bedrückt. Jedenfalls schien er es in meinen Augen zu sein. Aber ich konnte ihm ja nicht sagen, worin mein Problem bestand.
Wie aus einem Reflex heraus wollte ich auf ihn zugehen, doch konnte ich das gerade noch unterdrücken.
Um ihm mein Anliegen irgendwie näher bringen zu können, deutete ich auf meine Krankenakte.
,,Die Akte? Was ist damit?" fragte er mich. Ich stand von meinem Platz auf und ging doch, widerstrebend, auf ihn zu. Ich blieb ein Stück vor ihm stehen und streckte meine Hand nach der Akte aus.
Ich hatte erwartet, dass er mir die Akte nicht geben würde, doch überraschte Tyler mich. Ohne auch nur zu zögern, gab er sie mir. Kurz blickte ich die Akte in meiner Hand an und legte sie dann beiseite.
,,Du möchtest nicht, dass ich sie lese." murmelte er leise. Ich nickte.
,,Okay, wenn du das nicht möchtest, ist das in Ordnung für mich." Ich schmunzelte leicht. Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet. Wohl schon eher damit, dass er darauf bestand, sie zu lesen.
,,Aber nun iss bitte, bevor das Essen ganz kalt wird."
Um ihn nicht zu verstimmen, setzte ich mich und aß etwas. Es war nicht viel, was ich runter bekam und auch Tyler wirkte nicht wirklich zufrieden, als er sah wie viel, beziehungsweise in dem Fall, wie wenig ich gegessen habe.
,,Willst du wirklich nicht mehr essen?", fragte er mich. Ich verneinte seine Frage nur. Eigentlich hatte ich wirklich Hunger gehabt, doch hatte ich ein ungutes Gefühl im Magen und ahnte, dass noch irgendwas passieren würde.

Und wie aufs Stichwort schwang die Zimmertür auf und eine Frau kam rein. Skeptisch sah sie sich um und blieb mit den Augen an mir hängen.
,,Mutter, ich weiß du bist in diesem Rudel die Luna, doch könntest auch du wenigstens anklopfen oder nicht?", wandte sich Tyler an die Frau, die wohl die war, welche im Krankenhaus so geschimpft hatte und um es nicht zu vergessen, seine Mutter.
Ohne auf ihren Sohn zu achten, kam sie auf mich zu und packte mit einer Hand mein Gesicht am Kiefer. Ich wollte mich zwar aus ihrem Griff befreien, doch quetschte sie meinen Kiefer nur noch mehr, und jetzt auch ziemlich schmerzvoll, zusammen.
,,Da ist sie ja, das arme, kleine, stumme Menschenmädchen.", spuckte sie mir förmlich ins Gesicht.
,,Mutter, was soll das? ", mischte Tyler sich ein.
,,Sie soll die Gefährtin meines ältesten Sohnes sein? So ein schwaches Ding? Einfach nur unwürdig", sie ließ mich los und wandte sich ihrem Sohn zu, ,,Du solltest dich bemühen, schnell ein eigenes Rudel zu bekommen. Die Ärzte meinen, dass die Wandlung helfen sollte, mit dem Problem. Dann hätte diese Farce endlich ein Ende."
,,Mutter, ich habe sie erst gestern gefunden und ich finde es unangebracht, wie du mit meiner Gefährtin sprichst", sagte Tyler erbost.
,,Ach ist doch egal, sie ist ein Mensch", meinte die Frau wieder.
,,Aber Mutter!", rief Tyler, ,,Du warst doch selbst einmal..."
Weiter kam er nicht, da er von seiner Mutter unterbrochen wurde: ,,Das ist doch jetzt vollkommen irrelevant. Ich habe jedenfalls deinen Antrag auf ein eigenes Rudel eingereicht und der Alpha der Alphas wird sich nun darum kümmern. Du solltest also mit dem Menschen vorankommen, es dauert sicherlich nicht mehr lange, bis du deine neue Stellung annehmen kannst."
,,Mutter!" rief er nun wirklich entsetzt, ,,Was sagt denn Vater dazu? Er kann das doch nicht für richtig erachten?!"
,,Du lässt deinen Vater damit in Ruhe und das ist ein Befehl von mir, deiner Luna. Er hat wichtigeres zu tun als sich mit sowas abzugeben", sagte Tylers Mutter und deutete dabei auf mich. Sie sah noch einmal in meine Richtung, verzog angeekelt das Gesicht, drehte sich weg und verließ das Zimmer.
Was war das? Entsetzt und verwirrt blickte ich ihr nach. Die Frau verachtete mich ja vom ganzen Herzen und sie schien hier ja auch noch was zu sagen zu haben. Das kann ja was werden.
Dabei habe ich das meiste, worüber sie gesprochen haben, nicht wirklich verstanden. Zum Beispiel, um was für einen Antrag es geht. Ich konnte mir nur denken, dass es wahrscheinlich nichts Gutes für mich heißen würde.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ