Kapitel 114

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Tage vergingen. Das Leben ging irgendwie einfach an mir vorbei. Ich verbrachte zwar den ganzen Tag mit Tyler doch konnte ich wirklich nicht sagen, was er alles tat oder auch nicht. Das einzige was ich wahrnahm waren die Unterschiedlichen Räume. Unsere Zimmer, Tylers Büro, der große Saal und gelegentlich waren wir auch draußen. 
In meinem Kopf ratterte es aber umso mehr. Tausend Dinge gingen mir durch den Kopf. Auch wenn ich innerlich emotional total fertig war, bemühte ich mich nichts nach außen kommen zu lassen. Zum einen, da ich dieses Mitleid von den Leuten um mich herum wollte und zum anderen wollte ich Tyler nicht belasten. Er hat sich so sehr um mich bemüht und war jetzt sogar in einem andauernden Streit mit seinem Vater. Dieser war zwar selbst nach dem Streit mit Tyler gegangen, doch schickte er die ganze Zeit irgendwelche Werwölfe mit Briefen für seinen Sohn her. Mittlerweile ließ Tyler wohl diese Boten schon an den Grenzen abweisen, da ihn die Briefe einfach nur aufregten. Aber sein Vater ließ es wohl einfach nicht bleiben. 
Und all dies nur, weil Tyler, für viele Werwölfe unverständlich, für die Rechte von Menschen eintrat und Gerechtigkeit für meine Schwester forderte und auch durchsetzte. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie sehr einige Werwölfe diese Entscheidung nicht nachvollziehen konnten. Schließlich hatten sie ja augenscheinlich ein absolut anders Bild auf Menschen als Tyler selbst. 
Dies beruhte wohl auch zu einem großen Teil auf Gegenseitigkeit und bestätigte sich somit vermutlich ständig immer wieder selbst. Die Werwölfe hassten die Menschen und hatte sich vor 300 Jahren sogar zu einem Krieg motiviert können gegen diese, während Menschen die Werwölfe für den Krieg und die Unterdrückung hassten. Das führte dazu, dass sie sich ständig gegenseitig schlecht machten und daher den Hass und die Verachtung schürten. Nur wenige schienen das Dilemma dahinter wirklich verstanden zu haben und dazu gehörte wohl Tyler. Und dieser hatte zu seinem, und vielleicht auch zum Glück aller, vor nicht all zu langer Zeit die Macht erhalten das System zu ändern. 

,,Hey Lily, wie geht es dir?" Ich sah auf. Ich saß in unserer Wohnung auf dem Sofa. Vor mir stand nicht nur ein besorgt wirkender Tyler, sondern auch einer der Zwillinge. 
Fragend sah ich von einem zum anderen anderen, verstand nicht was der Zwilling hier machte. Wenn es Luke war, sollte er doch eigentlich bei seinen Patienten sein und seine Gefährtin im Augen behalten. Wenn es Jared war sollte er wohl Tyler beim Rudel unterstützen, doch immer noch den Großteil seiner Zeit bei seiner Gefährtin sein. 
Diesem Mädchen welches jetzt schon eine ganze Zeit im Wachkoma lag und dem ich mit einer kleinen Entscheidung vermutlich wieder ins Leben holen könnte, und so zwei Werwölfen den größten Lebenstraum, eine Gefährtin, erfüllen könnte. 

,,Lily? Hörst du mir überhaupt zu?" Überrascht sah ich auf. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass der Zwilling weiter mit mir gesprochen hatte.
,,Alles gerade nicht so einfach was?", fragte er mich und ich nickte. Einfach war gerade wirklich nichts. 
,,Wir dachten uns du möchtest vielleicht reden." Mit den Worten legte er einen Notizblock und einen Stift vor mir auf den Tisch. 
Im selben Moment entschied sich jedoch auch mein Magen sich zu Wort zu melden. 
,,Na dann hol ich glaub ich mal was zu essen und du kannst ja schon mal ein wenig was schreiben wenn du magst, okay?", fragte der Zwilling, den ich mittlerweile für Luke hielt, und ich nickte. Er nickte, lächelte mich nett an und verließ daraufhin den Raum. 
Ich sah ihm kurz nach und sah dann zu Tyler, der in der ganzen Zwischenzeit kein Wort gesagt hat. 
,,Ich- Ich dachte mir ein Gespräch mit Luke würde dir vielleicht gut tun.", sagte er zögerlich: ,,Ist das für dich in Ordnung? Sonst kann ich ihn weg schicken. Ich wollte nur, dass du auch mal wieder Kontakt zu anderen Personen als mir hast, schließlich mochtest du die Zwillinge, bzw in unserem Fall Luke doch, oder?"

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaDonde viven las historias. Descúbrelo ahora