Kapitel 12

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Tyler schien mich die letzten 15 Minuten zu ignorieren.

Seit ich ihm deutlich machen wollte, dass ich nicht mitkommen werde, hat er nur einmal geseufzt und mich wieder zurück ins Zimmer gebracht. Erst ging ich davon aus, dass er meine Entscheidung akzeptierte, doch im Zimmer fing er an, eine große Tasche zu packen, mit Sachen für ihn und für mich. Wenn ich mich ihm in den Weg stellte oder ihm Sachen, die für mich gedacht waren, wieder abnehmen wollte, schob er mich nur beiseite und ignorierte meine offensichtlichen Einwände. Doch irgendwann schien auch Tyler mit den Nerven am Ende. Er stellte die Tasche beiseite, kam auf mich zu und zwang mich dazu, mich aufs Bett zu setzen.,,Lily, was soll das denn alles? Ich kann verstehen, dass du nicht dahin willst und glaub mir, ich kann mir auch angenehmeres vorstellen, doch uns bleibt nichts anderes übrig. Du willst nicht wissen, was passiert, wenn man einem Alpha nicht gehorcht, besonders wenn es um den Alpha geht. Und...", er zögerte kurz, ,,und wenn du dich nicht beruhigst, müsste ich dich für die Reise betäuben, du würdest bewusstlos dort auftauchen. Willst du wirklich so hilflos bei dem ersten Treffen mit diesem Rudel sein?" Meine Gedanken rasten. Würde Tyler das wirklich tun? Mich erneut betäuben?Ein Blick in sein ernstes Gesicht war schon Antwort genug.Er würde es tun, wenn er es müsste, auch wenn er es sicher nicht gerne tat. Es hing davon ab, wie ich mich weiter verhalten würde.,,Versuch mir einfach zu vertrauen.", flehte Tyler mich fast schon an, aber konnte ich das?Er war ein Werwolf und immerhin der Grund dafür, dass ich meine Schwester wohl nie wieder sehen würde. Des Weiteren hatte er mich ja schon betäubt und verschleppt. Doch hatte er mich ansonsten gut behandelt und war auch freundlich mir gegenüber. Er schien sich sogar Sorgen um mich zu machen. Ich sah ihm in die Augen. Erst jetzt fiel mir wirklich auf, wie schön seine Augen eigentlich waren. Ein schönes helles Braun. Ich konnte meinen Blick gar nicht mehr abwenden, war wie gebannt. Etwas berührte mein Gesicht, doch nahm ich das eher nebenbei wahr, immer noch lag meine Aufmerksamkeit auf Tylers Augen. Es schien mir, als würde er mir immer näher kommen. Dem Gefühl nach legten sich seine Hände um mein Gesicht. Was geschah hier nur?Ein dumpfes Geräusch löste mich aus meiner Starre. Mein Blick löste sich von Tylers und suchte die Quelle des Geräusches. Ich drehte meinen Kopf und seine Hände lösten sich von meinem Gesicht.,,Die Tasche ist umgefallen", sagte Tyler, der mich immer noch ansah. Als ich wieder zu ihm sah, war sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt.Was passiert denn jetzt hier? Wollte er mich etwa...Nein, das konnte doch nicht sein, oder?Plötzlich verzog Tyler sein Gesicht.,,Ach Kleines, du bist einfach niedlich, wenn du mich so ansiehst", meinte er, überwand den letzten Abstand und drückte mir einen leichten Kuss auf den Mundwinkel.Mein Gesichtsausdruck schien wohl echt komisch zu sein, denn Tyler bekam ein breites Grinsen auf dem Gesicht und musste offensichtlich ein Lachen unterdrücken. Schließlich prustete er laut los und kriegte sich gar nicht mehr ein.Die Tür wurde aufgerissen, knallte gegen die Wand und hinterließ dort sicherlich eine Delle. Tylers Mutter stand in der Tür. Sie schien ganz das Gegenteil von erfreut zu sein. ,,WAS IST HIER LOS?!", brüllte sie so laut durch den Raum, dass mir die Ohren klingelten. Tyler war auf einen Schlag wieder todernst. ,,Mutter, es ist alles in Ordnung", wollte er sie wohl jetzt abwimmeln. Doch sie ließ sich nicht so einfach zu. Sie kam ins Zimmer, schubste ihren Sohn beiseite und blieb kurz vor mir stehen. ,,Du hast dieses Gör ja immer noch nicht genommen. Dein Vater hat mich schon am Tag unserer ersten Begegnung zu seinem gemacht. Sei nicht so eine Memme und tu es endlich."

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now