Kapitel 110

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Hinweis!: der erste Absatz sollte vielleicht von empfindlicherern Personen übersprungen werden. Ist jetzt nicht blutig oder so, aber verträgt ja auch nicht immer unbedingt jeder😅
LG
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Die Werwölfe wichen mit erschrockenem Gesicht vor uns zurück, als sie uns bemerkten.
Das bekam ich jedoch auch nur am Rande mit, mein Hauptaugenmerk lag auf der Person am Boden. Meiner Schwester. 
Jetzt, nur noch wenige Schritte von ihr entfernt, konnte man klar zwei Dinge erkennen: ihr Kopf war seltsam verdreht und sie atmete nicht. 
Ich war fassungslos, wollte schreien, wollte weinen. Doch konnte ich nichts davon tun. Konnte nur dort stehen und auf den leblosen Körper von Maria starren.  
Irgendwo in meinem Hinterkopf meinte ich Tyler reden, knurren, wenn nicht sogar brüllen zu hören. Doch konnte ich ihn nicht verstehen, konnte noch nicht einmal mehr sagen, ob er noch meine Hand hielt oder nicht. Auch konnte ich nicht mal im Ansatz sagen ob wir erst wenige Sekunden oder vielleicht schon Stunden hier waren. In meinem Kopf herrschte gerade völlige Leere. Ich hatte nur zwei Bilder im Kopf. Erstens, die aktuelle Situation von meiner Schwester, die vor mir lag und zweitens etwas, was ich sonst immer erfolgreich verdrängen konnte, das Bild meiner toten Eltern. Sie alle, meine ganze Familie, wurden von Werwölfen getötet. 
Irgendwie verschwamm alles vor meinen Augen. Schwer zu sagen, ob ich überhaupt wach war oder ohnmächtig geworden war. 

Meiner Umwelt wurde ich jedenfalls erst eine ganze Ecke später erst bewusst und ich brauchte einen Moment um mich in meiner Umgebung zu orientieren. 
Ich war in einem Auto und lag in Tylers Armen. Unsicher sah ich ihn an. ,,Hey... es- es tut mir so unglaublich leid..." Tränen stiegen mir in die Augen und ich schniefte. ,,Glaub mir, der Werwolf der das getan wird nie wieder einem Menschen etwas an tun können. Ich weiß, dass bringt dir deine Schwester nicht wieder und macht es auch nicht besser, aber das war alles was ich in dem Moment tun konnte. Doch ich verspreche dir, wir werden das System hier ändern. Wie ich schockierender Weise erfahren musste, war es nicht sein erster Mord gewesen und wäre deine Schwester nicht heute mein Gast gewesen, hätte man es sicherlich nicht mal für nötig gehalten mich zu informieren. Verdammt noch mal! Es war ein Mord! Und vermutlich passiert das in der heutigen Welt viel zu oft. Auch würden es wohl nur die wenigsten als nötig betrachten es weiter zu melden. Das ganze muss ein Ende haben. Sollte es nicht egal sein ob man Mensch oder Werwolf ist." 
Völlig fertig lehnte ich mich an Tyler an, der mich noch enger an sich zog. 
,,Ich habe übrigens entschieden, dass wir noch heute zurück fahren. Wir werden also am relativ frühen morgen zurück beim Rudel sein. Ich dachte, du willst sicherlich nicht noch länger in der Stadt bleiben."
Da hatte Tyler durchaus recht. Nie wieder wollte ich einen Schritt in diese Stadt setzen. Dort hatte ich drei meiner wichtigsten Bezugspersonen im Leben verloren. Jetzt hatte ich nur noch Tyler, einen Werwolf. Einen Werwolf, wie der Mörder meiner Eltern. Einen Werwolf, wie der Mörder meiner Schwester. Irgendwie schien mich das Leben verhöhnen zu wollen. Werwölfe haben mir alles wichtige im Leben genommen und jetzt hatte ich an meiner Seite einen Werwolf. Und dieser wollte mir sogar helfen, dass dieses unfaire System ein Ende fand. 
Aber jetzt gerade tat es einfach nur gut Tyler in meiner Nähe zu haben. In seinen Armen zu liegen und zu wissen, dass er mich wenn nötig vor allem verteidigen würde tat gut. Damit konnte ich mich auf mich fokussieren, auf meine Wut, meine Trauer, meine Hilflosigkeit. 
Doch wusste ich schon jetzt, dass mir vermutlich nicht viel Zeit dafür blieb. Tyler trug ja nicht nur für mich Verantwortung  sondern auch für sein Rudel, welches ihn ebenfalls brauchte.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaDove le storie prendono vita. Scoprilo ora