Kapitel 56

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Verblüfft sah ich die Gefährtin des Betas an. Jede Luna war mal ein Mensch gewesen? Selbst Tylers Mutter, die sich immer so seltsam aufgeführt hat?
,,Dein Gesicht spricht gerade wirklich Bände. Bei welcher Luna kannst du dir das nicht vorstellen? Bei unserer? Oder ist es vielleicht Tylers Mutter? Oder kennst du noch eine Andere?"
Ich schüttelte irritiert den Kopf, wusste aber gerade nicht ganz genau worauf ich jetzt in Beas Augen antwortete. ,,Okay die Frage war dämlich gestellt", meinte sie und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
,,Aber vielleicht solltest du jetzt besser essen? Wäre ja schade, wenn das ganze Fleisch kalt wird, wobei es wohl auch kalt schmecken sollte." Verwirrt sah ich sie an. Waren wir nicht gerade bei einem anderen Thema?
,,Sorry, der Geruch steigt mir in die Nase. Ich habe zwar schon gegessen, aber da könnte ich glatt noch mal Hunger kriegen und es wäre ja schade, es verkommen zu lassen."
Ich versuchte sie mit Gesten zu fragen, ob sie was wollte, doch lehnte sie ab. ,,Ich hab doch schon gegessen und du noch nicht", meinte Bea nur zu mir.
Ich setzte mich also im Schneidersitz hin und stellte mir den Teller auf die Beine. Es war keine Gabel dabei, daher nutzte ich einfach meine Finger. Das Fleisch war mittlerweile nicht mehr heiß, sondern nur noch warm. Daher konnte ich es auch sehr gut mit den Fingern essen, ohne mir diese zu verbrennen. An dem Fleisch selbst waren auch noch irgendwelche Gewürze. Es schmeckte sehr gut und ich schnappte mir ein Stück Fleisch nach dem nächsten vom Teller.
,,Dir scheint es ja gut zu schmecken", sprach mich Bea belustigt an. Für ihr Alter wirkte sie noch überraschend jung in meinen Augen.
,,Weißt du, du erinnerst mich ein wenig an mich, als ich mit meinem Gefährten zusammengekommen bin. Ich hatte durch einen Unfall eine Amnesie gehabt und Brandon hat mir einen ziemlichen Bären aufgebunden. Ich habe vor Wut getobt, als ich das herausfand und habe mich auch allein eingeschlossen. Oh man, das war eine Zeit. Kleiner Tipp von mir, quäl den armen Kerl nicht so lange. Geborene Werwölfe sind manchmal etwas eigen, doch sind sie nun mal eben so und eigentlich wollen sie nur von ihren Gefährten geliebt werden."
Bea seufzte und schien nun irgendwo in ihren Gedanken zu sein.
,,So manches Mal habe ich mir gewünscht, dass Brandon nicht der Beta eines Werwolfsrudels wäre. Dass er ein ganz normaler Werwolf beziehungsweise Mann wäre und es diese ganze Verantwortung, die auf uns lastet, nicht geben würde. Wo wir an einem ruhigen Ort leben könnten und unsere Kinder und Enkel uns besuchen kommen könnten. Oh, es ist doch so verrückt. Einige meiner Kinder habe ich schon seit Jahren nicht gesehen. Ich kenne noch nicht einmal alle meine Enkel, geschweige denn meine Urenkel..." Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Sie fing sich jedoch gleich darauf wieder.
,,Vielleicht ist es ja für dich interessant zu wissen: Dein Gefährte ist, wie auch die beiden anderen angehenden Alphas, mit unserem Alpha verwandt. Jeder heute lebende Alpha ist mit dem noch jetzigen Alpha verwandt. Sie lassen sich alle, mit einer mehr oder minder lange Reihe an Generationen, zum Alpha und zur Luna zurückführen."
Überrascht sah ich sie an. Sie waren also quasi eine Familie? Das war irgendwie schwer vorzustellen. Vor allem da sie sich überhaupt nicht wie eine Familie verhielten.
,,Ich schätzte, es ist wirklich schwer zu glauben, doch es ist wirklich so. Gerade in unserer Generation war es jedoch normal für Werwölfe viele Kinder zu haben und diese haben dann auch viele Kinder bekommen und so ging es immer weiter. Wobei es bei unserem Alphapaar etwas anders war, als bei den Nachfolgenden Generationen. Alle ihre Kinder sind Alphas geworden. Frag mich nicht wie, schließlich ist es ja normalerweise nur der erstgeborene Sohn. Doch sie haben alle ein eigenes Rudel und Territorium und leiten dieses mehr oder weniger gut."

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now