Kapitel 91

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Einer der Zwillinge stand neben mir. Ich konnte zwar gerade nicht sagen, welcher von Beiden es war, doch sah er ziemlich fertig aus. Sein Gesicht war blass, die Augen trüb. Selbst die übernatürlich kräftige Ausstrahlung von Stärke nach außen, die ich, abgesehen von Milo, bei allem Werwölfen gesehen habe, war wie weggeblasen. 

,,Lass mich raten: Der Alpha hat wieder irgendwas wichtiges mir Tyler zu besprechen?" Ich nickte. Der Zwilling wirkte nachdenklich. 
,,Möchtest du mich vielleicht begleiten? Ich war nur etwas Luft schnappen und wollte jetzt zurück zu Jared und unserer Gefährtin." Ich war etwas unsicher. Jetzt wusste ich zwar, welcher der Zwillinge ich nun vor mir hatte, doch war ich nun in einer schwierigen Situation. Eigentlich wollte ich es ja etwas ausnutzen, dass Tyler nicht an meiner Seite war, um mich etwas um zusehen, doch konnte ich Luke ja jetzt schlecht absagen. Vielleicht wollte er ja gerade das eine Person, die nicht sonderlich tief in die Sache involviert war, ihn etwas auf andere Gedanken brachte und es vielleicht ein anderes Gesprächsthema als die Gefährtin der Zwillinge gab. Wobei ich sicherlich nicht die beste Gesprächspartnerin war, doch vermutlich war ich die einzige Person, die Luke gerade begegnet war. 

Ich nickte also, auch wenn mir nicht wirklich ganz wohl dabei war. 
Luke zwang sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen und deutete dann mir zu folgen. 
Es dauerte jedenfalls nicht lange als wir das Gebäude, in der die Gefährtin der Zwillinge im Wachkoma lag, erreichten. 

Luke öffnete die Tür zum Zimmer und ließ mich zuerst eintreten. Und das erste was ich sah war Jared. Er stand wie ein Wächter vor dem Bett, bereit jeden, der nur einen weiteren Schritt in Richtung Bett machen würde, zu vertreiben. 

,,Lily?", fragte er irritiert und sah kurz zu seinem Bruder, welcher hinter mir stand. 
,,Ich dachte mir, dass die Situation ganz günstig wäre.", sagte Luke und sein Bruder nickte nur verstehend. 
,,Möchtest du dich vielleicht setzen, Lily?". fragte Jared und deutete auf den einzigen Stuhl in diesem Raum. Dieser stand neben dem Krankenhaus Bett, indem immer noch das Mädchen lag. 

Der Anblick des Mädchens verstörte mich jedoch ein Stück. Es waren nicht mal die ganzen Geräte und Schläuche, die mich so erschreckten. Sie hatte die Augen geöffnet und starrte in die leere, zwinkerte sogar. 
Unsicher deutete ich auf sie um die Zwillinge darauf hinzuweisen. 
,,Ja, unsere Gefährtin ist gerade wach, wobei wohl mehr körperlich, als geistig.", sagte Luke und ging an mir vorbei. Er nahm ihre rechte Hand in seine und hauchte einen kleinen Kuss auf ihren Handrücken. ,,Ich bin zurück, bitte komm schnell wieder zu dir. Wir vermissen dich." Er küsste ein zweites mal ihren Handrücken und legte sie vorsichtig zurück auf die Decke.  Luke drehte sich zu mir um. 

,,Bei Wachkoma-Patienten ist es immer schwierig zu sagen, wie viel sie wirklich mitbekommen. Es kann sein, dass sie rein gar nichts mitbekommt, also wirklich nur noch ein Körper ist ohne jeglichen Geist. Jedoch wäre es auch möglich, dass sie das alles hier mitbekommt, sich aber in keinster Weise mitteilen kann. Also das sie quasi in ihrem eigenen Körper gefangen ist. Ich weiß selber nicht was wohl schlimmer ist... Wobei wohl ein geistloser Körper, jedenfalls für sie, weniger Leid bedeutet, als ohne Kommunikationsmöglichkeit, bewegungslos, im eigenen Körper gefesselt zu sein."
Ich war immer noch schockiert über den Anblick des Mädchens, während Luke mir die Umstände erklärte. Jared war zur Seite gegangen und so hatte ich einen freie Sicht auf das Mädchen. Aus meiner Perspektive sah es so aus, als würde sie geradewegs in Richtung Jared sehen, ihn jedoch nicht ansehen, sonder durch ihn hindurch. Und dieser Blick wurde nur durch ihr gelegentliches Blinzeln unterbrochen. 

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt