Kapitel 8

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,,Glaub mir, weglaufen bringt dir hier nichts. Das Gebäude ist riesig und ein einziges Labyrinth. Außerdem laufen überall andere Werwölfe rum. Und bevor ich mit dir zusammen dieses Zimmer verlasse, gibt es noch einige Dinge, die du wissen solltest", unterbrach Tyler meine Fluchtgedanken.
War es so offensichtlich gewesen, was ich vor hatte? Aber wenn er recht hatte und hier wirklich überall Werwölfe waren, wollte ich da ganz sicher nicht mehr raus. Unsicher sah ich wieder zu Tyler.
,,Du schaust mich an, als wollte ich dich umbringen", murmelte er eher zu sich selbst und wandte sich wieder an mich, ,,Mir ist durchaus bewusst das Menschen unsere Rituale nicht wirklich nachvollziehen können und dass es dir aufgrund deiner Vergangenheit noch viel weniger gefällt, aber ich verspreche dir, dass alles gut werden wird, wenn du mir vertraust. Jetzt musst du mir aber genau zuhören, damit du nicht in Schwierigkeiten kommst. Als Mensch gelten für dich hier Sonderregeln."
Was ich nun hörte, verwirrte mich nur noch mehr. Anscheinend waren Menschen hier fast nichts Wert, außer als 'Mate'.
Ich durfte mit keinem anderen Werwolf reden, sie nicht ansehen und sollte am besten jedem, außer meinem Gefährten, in meinem Fall Tyler, aus dem Weg gehen. Ansonsten könnte es schlecht für mich ausgehen.
Tyler meinte es wahrscheinlich nur gut, wollte mich warnen und nicht ins offene Messer laufen lassen, doch klang das alles nur noch bedrohlicher für mich.
Ich fühlte mich hilflos und allein zwischen den Werwölfen, dabei war ich bisher nur sehr wenigen von ihnen begegnet.
Für mich war es eigentlich von klein auf unmöglich erschienen, überhaupt etwas mit Werwölfen zu tun zu haben.
Ich mochte sie nicht und Werwölfe verhielten sich meist verachtend gegenüber Menschen, besonders bei solchen, die in irgendeiner Weise beeinträchtigt waren. Auch zu irgendwelchen Events, bei denen Werwölfe ihre Partner finden sollten, musste ich nie erscheinen. Niemand hatte je damit gerechnet, dass ausgerechnet ich zu einem Werwolf passen sollte.
Als ob er wüsste, dass ich jetzt gerne allein sein würde, verließ Tyler das Zimmer, lächelte mich jedoch noch einmal an, bevor er die Tür schloss. Nun war ich hier allein im Zimmer mit meinen wirren Gedankengängen.

So blieb es auch erstmal die nächsten Tage. Eigentlich kam Tyler nur noch, um mir Essen zu bringen oder um auf dem Sofa, welches auch im Zimmer stand, zu schlafen, da ich auf dem Bett schlief. Kleidung und ähnliches, was ich brauchte, waren meistens einfach am Morgen da. Ich ging mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass Tyler das organisierte. Ich fand es ehrlich gesagt ganz angenehm.
Klingt vielleicht etwas komisch, doch so hatte ich die Gelegenheit meine Gedanken zu sortieren. Es machte mir nicht mal etwas aus, immer nur in den selben vier Wänden zu sein.
Doch war mir bewusst, dass es nicht immer so weiter gehen konnte.
Wie auf Kommando schlug die Zimmertür auf. Tylers Mutter stürmte ins Zimmer. Ich saß auf dem Bett und wartete eigentlich auf Tyler, da er mir sonst um diese Zeit rum etwas zu essen brachte.
Seine Mutter schien nicht gerade gut gelaunt zu sein. Naja, das war wohl eher die Untertreibung des Jahrhunderts. Sie sah mich an, als wollte sie mich lebendigen Leibes häuten.
Ich erinnerte mich an Tylers Worte, sah daher schnell von ihr weg und starrte sie nicht weiter an, doch das schien nicht zu helfen.
Sie packte mich am Arm und zerrte mich aus dem Zimmer. Dabei nahm sie überhaupt keine Rücksicht darauf, dass ich ein Mensch war. Sie hatte ein Tempo drauf, bei dem ich beim besten Willen nicht mithalten konnte. Ich wäre einige Male hingefallen, wenn sie mich nicht weiter festgehalten hätte. So ging es einige Flure entlang und eine Treppe herunter, bis sie wieder eine Tür förmlich eintrat.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt