Kapitel 105

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Tyler hatte mir noch die Vor- und Nachteile der einzelnen Entwürfe gezeigt, doch konnte ich mich da nicht wirklich rein fuchsen, ganz zu schweigen davon zu sagen, welcher mir am besten gefallen würde. Ihm schien das auch irgendwann aufzufallen und versprach mir, es noch irgendwie digitalisieren zu wollen damit ich einen besseren Eindruck bekam. Auch sprach er davon mir bald zu zeigen wo das Haus gebaut werden sollte und wie er, da er den Platz schon gesehen hatte, ihn fand. Ich hörte ihm dabei gar nicht richtig zu. Stattdessen überlegte ich, wie ich Tyler meinen plötzlichen Sinneswandel zu Thema Biss erklären könnte.  Ich hatte mich nämlich bereits entschieden. Ich wollte nicht, nur weil ich Angst davor hatte, dass die Zwillinge länger mit der Ungewissheit leben mussten nicht zu wissen ob ihre Gefährtin jemals wieder aufwachen würde.

,,Du wirkst nachdenklich, ist alles in Ordnung?", unterbrach Tyler sich selber und musterte mich besorgt. Ich nickte rasch. Tyler musste sich ja nicht auch noch groß einen Kopf machen über meine Probleme. Als neuer Alpha eines Rudels hatte er ja mehr als genug zu tun und klar war meine Angelegenheit auch irgendwie Werwolfkram, doch musste ich ja die Entscheidung treffen, es war ja eben mein Leben. 
,,Okay...", sagte er, klang aber nicht wirklich überzeugt. 
Es klopfte an der Tür. Tyler stand ziemlich schnell auf und öffnete sie. Davor stand ein andere Werwolf, den ich meinte mal im Saal unten gesehen zu haben, mir sonst aber aber unbekannt war. 
,,Alpha, die Planung ist erledigt. Alles kann nach Plan ablaufen." ,,Großartig, gut, dass du mich darüber informierst. Du kannst jetzt wieder gehen." ,,Ja Alpha." 
Der Mann verschwand wieder und Tyler schloss wieder die Tür. Fragend sah ich ihn an. Das klang ja jetzt schon ominös. 
Tyler lächelte nur und kratzte sich am Kopf. ,,Ach, ich hab noch eine Überraschung für dich." Ich zog die Augenbrauen nach oben. Vermutlich hätte es besser ausgesehen wenn ich das nur mit einer Augenbraue gemacht hätte, doch konnte ich das einfach nicht. Hauptsache war ja sowieso, dass Tyler wusste, was ich mit meinem Gesichtsausdruck ausdrücken wollte. 
Er setzte sich wieder neben mich aufs Sofa und nahm meine Hände in seine, irgendwie wirkte er sogar ein wenig nervös. 
,,In ein paar Tagen kannst du Maria sehen." 
Verwirrt sah ich ihn an. Maria? Meine Schwester Maria? Woher wusste Tyler überhaupt ihren Namen? Hatte ich ihm diesen schon mal geschrieben? Oder stand der in irgendeiner Akte? 
,,Ich hab jetzt irgendwie mit mehr Begeisterung gerechnet.", sagte Tyler grinsend. Er hatte offensichtlich gemerkt, dass ich gerade überfordert war. ,,Jedenfalls können wir uns bald auf den Weg machen, bleiben zwei Nächte in einer Unterkunft in deiner Heimatstadt und an dem Tag wo wir da sind kannst du sie die ganze Zeit sehen. Das Treffen ist auch schon organisiert, nur dass deine Schwester noch nicht weiß auf wen sie trifft. Ich dachte, dass es auch für sie eine schöne Überraschung wäre."
Glücklich umarmte ich ihn. Ich würde meine Schwester endlich wieder sehen. Wie es Maria wohl in den letzten Monaten ergangen war? Hatte sie sehr darunter gelitten, dass ich nicht wieder kam aus der Werwolfklinik? Ging es ihr vielleicht sogar besser so ohne mich, da sie sich nicht mehr um mich sorgen musste und mich mitziehen musste? Wurde sie vielleicht sogar noch mehr gemieden, als mit mir, da ihre Schwester ja nicht nur körperlich beeinträchtigt war, sondern dazu nun auch die Gefährtin eines Werwolfes war? Mir war ja bewusst wie grausam die Menschen auch untereinander sein konnten, besonders wenn es auch nur im entferntesten was mit Werwölfen zu tun hatte. Eigentlich wollte ich nicht ganz so negativ gerade denken. Es war ja großartig, dass ich Maria wiedersehen würde, doch konnte ich mich einfach nicht nur auf das positive Konzentrieren, sondern sorgte mich wie es meiner Schwester in der Zeit ergangen war.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now