Kapitel 26

9.7K 349 7
                                    

Endlich hatte das Abendessen ein Ende. Nachdem der Alpha mit seiner Gefährtin den Raum verlassen hatte, konnten wir auch endlich gehen. Was mich verwirrte war, dass die Regel wohl nur für uns Gäste und nicht für das restliche Rudel galt. Diese kamen und gingen, wie es ihnen gefiel.
Ein komplett anderer Werwolf als zuvor begleitete uns zurück zu unserer Unterkunft. Auch dieser sprach auf dem Weg nicht mit uns. Als wir ankamen, wendete dieser doch noch einmal Tyler an: ,,Der Alpha erwartet sie morgen in seinem Büro. Sie werden abgeholt. Ihre Gefährtin wird währenddessen im Rudelhaus beaufsichtigt." Dann drehte er sich um und ging.
Mit einem skeptischen Blick sah ich zu Tyler. Ich sollte also wie ein kleines Kind beaufsichtigt werden? Doch Tylers schien das gerade wenig zu interessieren. Wie es schien, hatte er nur sein anstehendes Gespräch mit dem Alpha im Kopf.
Zwar konnte ich es mir nicht vorstellen, was das jetzt für ihn bedeutete, aber ich stellte es mir vor, wie zum Direktor der Schule zitiert zu werden. Wir gingen in unsere Unterkunft, doch Tyler schien dieses Gespräch wirklich zu beunruhigen. Den ganzen restlichen Abend sprach er eigentlich gar nicht mehr. Bis es zur Thematik der Schlafsituation kam. Es gab nämlich nur ein einziges Bett und auch keine weiteren Möbel, die als solches dienen könnten. Vielleicht war es auch albern, dass mir dabei nicht ganz wohl war. Schließlich hatte ich auf dem Weg hierher auch an ihn gelehnt geschlafen. Doch schien es mir irgendwie was anderes zu sein, in einem Bett gemeinsam zu schlafen.
,,Hey Kleine, alles okay?", Tyler griff nach meiner Hand und streichelte mit seinem Daumen über meinen Handrücken, ,,Wenn es nicht geht, schlaf ich auf dem Boden", meinte er zu mir. Ein Blick durch den Raum verriet mir, dass es hier nur einen Holzboden gab und es sicher nicht sonderlich bequem wäre, dort zu schlafen. Ich schüttelte den Kopf. Tyler war die ganze Zeit freundlich zu mir, da konnte ich ihn doch nicht auf dem Boden schlafen lassen. Er lächelte: ,,Ich gebe dir noch eben Klamotten zum schlafen." Tyler wandte sich seiner Tasche zu, die er hierher gestellt hat und wühlte darin nach Sachen für mich. Er reichte mir diese und ich ging ins Bad, um mich dort rasch umzuziehen.

Die Sachen stellten sich als eine lockere Stoffhose und ein großes T-Shirt, wahrscheinlich von Tyler selbst, heraus. Zurück im Schlafzimmer konnte ich feststellen, dass Tyler annähernd das gleiche trug, nur eben mit dem Unterschied, dass ihm sein Shirt bei weitem besser passte als mir.Ein lautes Klopfen hallte durch das Haus. ,,Leg dich schon mal schlafen. Ich sehe mal nach, was los ist", sagte Tyler sichtlich verwirrt über den späten Besuch und verließ den Raum. Ich entschied mich dafür, dass zu tun, was er mir empfohlen hatte und legte mich ins Bett.Erst jetzt merkte ich so wirklich, dass der Tag doch ganz schön anstrengend gewesen war. Vielleicht nicht gerade körperlich, auch wenn der Fußmarsch zum Haupthaus nicht zu verachten war, sondern eher psychisch. Ständig darauf zu achten, dass man sich an die komischen Regeln der Werwölfe hält, war nicht gerade einfach. Schließlich war ich an ein anderes Leben gewöhnt. In den Städten lebten, abgeschottet von den Werwölfen, nur Menschen. Wir waren zwar nicht so frei, wie es die Menschen wohl früher mal waren, doch war es bei weitem etwas anderes, als wie mein Leben jetzt. Ohne direkten Kontakt zu Werwölfen war es einfach freier. So kam es jedenfalls meiner Schwester und mir immer vor.In meinen Gedanken an mein früheres Leben versunken, merkte ich kaum mit wie mir die Augen zufielen und nur ganz im Hintergrund konnte ich das Zufallen der Eingangstür hören. 

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now