Kapitel 5

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Es reichte mir so langsam. Immer wieder stachen mir Werwölfe eine Nadel in den Arm, um mich zu betäuben.
Diesmal war es wenigstens kein Zimmer in einem Krankenhaus, sondern augenscheinlich ein ganz gewöhnliches Zimmer, in dem ich aufwachte.

Wie ich gleich nach dem Aufwachen festgestellt hatte, war ich allein. Von Tyler war keine Spur zu sehen. Ich stand auf, um vielleicht einen Ausweg zu finden.Es gab zwei Türen, die komplett gleich aussahen. Hinter der ersten, die ich erreichte, lag ein Bad, was mich jetzt eher weniger interessierte. Also wandte ich mich rasch der zweiten Tür zu. Frustriert musste ich feststellen, dass diese verschlossen war. Was sollte ich nun tun? Ich sah mich in dem Zimmer um.Auf einem kleinen Beistelltisch lag ein Stapel Kleidung. Die Kleidung war vermutlich für mich gedacht. Tyler jedenfalls gehörten sie nicht und hatten bei näherer Betrachtung annähernd meine Größe. Ein schlichtes dunkelblaues Oberteil, eine schwarze Hose, Socken und Unterwäsche. Nichts auffallendes oder extravagantes, was mir auch lieber war. Ich beschloss mich umzuziehen, da ich noch Kleidung trug, die mir im Krankenhaus gegeben wurde.Als ich ins Bad ging, um nicht beim umziehen überrascht zu werden, musste ich feststellen, dass es keinen Schlüssel gab, mit dem ich abschließen konnte. Nach kurzem zögern, zog ich mich rasch um. Auch nutzte ich die Gelegenheit um mich waschen. Gerade als ich fertig war und aus dem Badezimmer rauskam, ging fast gleichzeitig die andere Tür ebenfalls auf. Wie schon fast nicht anders zu erwarten, betrat Tyler das Zimmer.,,Schön zu sehen, dass du wach bist. Du hast ziemlich lange geschlafen. Ich habe dir etwas zu Essen geholt", sagte er, ohne auch nur darauf Bezug zu nehmen, dass er mich betäubt hatte. Ich blieb an der Stelle stehen, wo ich war, während er einfach einen Teller mit Essen auf einen kleinen Tisch stellte, den ich vorher nicht einmal gesehen habe.Doch interessierte mich gerade viel mehr, dass er die Tür, durch die er gekommen war, nicht wieder abgeschlossen hatte. Ich schlich mich auf Zehenspitzen zur Tür, während er mir immer noch den Rücken zuwandte.Gerade als ich die Türklinke in der Hand hatte, legten sich zwei Arme um meine Taille. ,,Ach Lily, du kannst nicht einfach so raus. Du bleibst erst einmal hier drinnen, solange wie es dauern wird." Tyler zog mich weg von der Tür und schob mich zum Tisch mit einem daneben stehenden Stuhl, während ich mir nur Gedanken machte, worauf er wohl gerade anspielte. Jedoch brachte mich ein Blick auf den Teller auf andere Gedanken. Es lag ein nicht gerade kleines Stück Fleisch darauf und darum etwas Gemüse mit einer Soße darüber.Maria und ich hatten eigentlich nie Fleisch gegessen. Es war in den Rationen für uns beide nicht drin gewesen. Sie ging nur einer Tätigkeit als Wäscherin nach und ich wurde als arbeitsunfähig eingestuft, da ich nicht sprechen konnte und daher nicht fähig war, mit anderen zu kommunizieren.Daher fielen die uns zustehenden Rationen an Nahrung eher klein aus und selbst wenn ich auch eine Arbeit gehabt hätte, wäre Fleisch immer noch selten auf den Tisch gekommen, da es als wertvoll angesehen wurde.Dies schien hier, bei Tyler jedenfalls keine Rolle zu spielen. Schließlich waren Wölfe auch Raubtiere und ernährten sich von Fleisch, warum sollten sich Werwölfe großartig anders ernähren. Ich bekam wohl als Gefährtin eines Wolfes ab jetzt eine auch eher fleischlastige Ernährung. Noch konnte ich nicht einschätzen, ob das nun gut oder schlecht für mich war.Ich setzte mich hin und nahm mir das Besteck. Doch hielt mich etwas auf, was ich im Augenwinkel sah. Tyler stand dort und hatte einen Hefter in der Hand, auf dem mein Name stand. Ich musste nicht mal raten, worum es sich handelte. Es ist meine Krankenakte. Er runzelte einige Male die Stirn beim Lesen. Ihm fiel wohl auf, dass ich ihn beobachtete. Tyler sah auf und musterte mich. ,,Ist alles in Ordnung? Schmeckt dir das Essen nicht?", fragte er mich.Ich schüttelte den Kopf. Das konnte ja noch was werden.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now