Kapitel 24

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Als Tyler diese, mir doch etwas absurden, Regeln erwähnte, ging ich diese rasch im Kopf noch einmal durch. Keinen anderen Werwolf ansehen oder mit ihm sprechen und natürlich, dass ich auf Tylers Schoß sitzen würde, da mir kein eigener Sitzplatz zustand. Also absolut absurd aus meiner Perspektive. Vermutlich sollte diese nur bezwecken, dass ich mir als Mensch unter Werwölfen klar bin, in welcher Position ich hier bin.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und sorgte dafür, dass Tyler mich losließ, um die Tür zu öffnen.
,,Künftiger Alpha, ich soll euch zum Abendessen abholen." Hinter der Tür stand ein Mann, der doch um einiges älter schien als Tyler.
Tyler wand sich mir zu und griff nach meiner Hand. Er lächelte mich aufmunternd an und zog mich mit nach draußen. Der andere Mann ging einige Schritte vor uns und sagte den ganzen Weg nicht ein einziges weiteres Wort zu uns. Der Weg schien wohl eine ganze Zeit zu dauern, denn weit und breit war kein mögliches Ziel zu erkennen, auf welches wir uns zu bewegten. Der Himmel leuchtete in den verschiedensten roten und orangenen Tönen und kündigte damit den nahenden Sonnenuntergang an, auch wenn dieser aufgrund einiger Bäume nicht selbst zu sehen war.

Minuten verstrichen, doch erreichten wir unser Ziel noch immer nicht. Ich blickte kurz zu Tyler hoch. Doch auch er schien nicht zu wissen, wie lange es noch dauern würde, da er nur mit den Schultern zuckte. So gingen wir noch eine ganze Zeit und ich dachte daran, dass wir diesen Weg ja auch noch einmal zurückgehen müssen, und das wahrscheinlich dann auch noch im dunkeln.
Nachdem wir eine Baumgruppe durchschritten hatten, tauchte endlich vor uns unser Ziel auf. Ähnlich wie bei Tylers Eltern war es ein protziger Bau. Hunderte Fenster reflektierten das letzte Licht des Tages. Irgendwie schien dieses Bauwerk aber rein gar nicht in diese eigentlich sehr natürliche Umgebung zu passen.
Auf dem Boden konnte man ausgetretene Pfade erkennen, die deutlich machen, dass sehr viele Personen hier regelmäßig entlang gingen, doch schien man sich nie die Mühe gemacht zu haben, hier einen wirklichen Weg anzulegen.

Am Haus angekommen, brachte uns der Werwolf noch in einen großen Saal, ließ uns dort aber einfach am Eingang stehen und ging zu seinem Platz. Es dauerte jedoch nicht lange, bis eine fremde Frau auf uns zutrat. ,,Künftiger Alpha Tyler?", fragte sie. Tyler nickte nur. ,,Hier entlang bitte, ich bringe Sie zu ihrem Platz", sie führte uns zu einer Tafel, die weit eleganter geschmückt war, als die anderen.
Tyler setzte sich auf den Platz, der ihm zugewiesen wurde und zog mich auf seinen Schoß. ,,Alles in Ordnung bei dir?", fragte er leise in mein Ohr. Ich nickte, auch wenn ich mich nicht sonderlich wohl fühlte. Die Tafel war für weitere sechs Plätze eingedeckt.

Kurz nach uns kamen noch zwei Männer hinzu, die auch jeweils eine junge Frau im Schlepptau hatten. Eines der Mädchen, mit dunkler Haut und schwarzem Haar, schien gar nicht richtig bei Bewusstsein zu sein und war ganz eindeutig betäubt worden. Die Andere hatte hellbraune Haare und eine helle Haut, sie zeterte und kämpfte gegen den Mann an, der sie herum zerrte und doch etwas Mühe hatte, sie festzuhalten. Auch schienen beide Männer genervt zu sein und blickten grimmig herum.Es wurde still im Saal. Sicherlich waren hier weit über 100 Leute und alle schwiegen. Ich konnte mir glatt denken, wer den Saal betreten hat. Selbst das zeternde Mädchen schwieg. Meinen Kopf hielt ich gesenkt und starrte auf den mit goldenen Ranken verzierten Teller. Ich hörte, wie sich Schritte in unsere Richtung bewegten. Die vier übrigen Stühle an unserem Tisch wurden belegt.An unserem Tisch herrschte immer noch betretenes Schweigen, während im restlichen Saal wieder Leben aufkam.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now