Kapitel 115

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Ich wusste die ganze Zeit über nicht wirklich was ich schreiben sollte.
Was sollte ich schon schreiben, was nicht absolut offensichtlich war?
Und was außer mehr Mitgefühl für meine Situation sollte das überhaupt bringen?
Maria war Tod und selbst ein übermenschlich starker Werwolf, eine gottverdamte Märchengestallt, würde nichts daran ändern können.
Das alles war einfach zum Mäuse melken und ich als einfacher Mensch hatte ja keine wirklichen Möglichkeiten zu entscheiden.
Wenn man ehrlich war musste man wohl sagen, dass Tyler mir alle Entscheidungen, die ich traf, gnädigerweise überließ.
Wenn er wirklich etwas durchsetzten will gegen meinen Willen, hätte ich keine Chance ihn aufzuhalten.
Der erste Biss geschah ja auch gegen meinen Willen...

Es klopfte an der Tür.
,,Herein.", rief Tyler, wenn auch nicht gabz glücklich klingend.
Die Haushälterin des Rudelhauses öffnete mit einer Hand die Tür, während sie auf der anderen ein Tablett balancierte.
,,Entschuldigt die Störung Alpha. Der zweite Rudelarzt ist zu einem medizinischen Zwischenfall gerufen worden, daher bringe ich an seiner Stelle das Essen. Ich hoffe es ist in Ordnung."
Tyler nickte nur und deutete der Werwölfin einzutreten.
Diese neigte kurz vor dem Alpha unterwürfig den Kopf, kam dann aber lächelnd auf mich zu.
,,Hier bitte, ich hoffe es schmeckt dir.", sagte sie tu mir: ,,Übrigens können wir die Tage gern dein Wunschessen für das Fest der Wandlung besprechen."
Ich hörte Tyler leise Knurren und sah ihn verwirrt an. Warum knurrte er und was meinte die Frau?
Doch als ich zu ihr zurückblickte hatte sie den Kopf gesenkt und sagte schnell: ,,Aber das hat natürlich noch Zeit. Ich gehe dann wieder."
Rasch verließ sie wieder das Zimmer und Tyler seufzte nur genervt.
,,Sie sollen dich nicht zu etwas drängen, zu dem du einfach noch nicht bereit bist."
Ich brauchte einen Moment bis ich verstand was er meinte.
Die Verwandlung in einen Werwolf.
Und wenn ich die Werwölfin richtig verstanden habe gab es zu diesem Anlass anscheinend sogar ein Fest.
Was wohl aus der Perspektive des Rudels vielleicht verständlich war, schließlich bekamen sie ja ein neues Mitglied.

Da Luke jetzt nicht so schnell wieder da bist, kannst du ja eben in Ruhe essen. Wenn es dir nichts ausmacht bin ich im Büro. Die Gesetzänderungen die ich anstrebe, sind nicht ganz so einfach zu gestalten, wie ich es erhofft habe. Ich muss gucken, dass ich mögliche Schlupflöcher vorher entdecke. Die Alphas, die sich mit dem neuen System nicht abfinden wollen, werden diese auf jeden Fall suchen und dann auch nutzen."
Er lächelte nich noch einmal an und ließ mich dann allein. Ich war somit das erste Mal seit dem Mord an meiner Schwester allein und obwohl ich die ganze Zeit eigentlich nicht allein sein wollte, tat es mir gerade kurioser Weise gut. Es war wie ein Moment der Erkenntnis: Ich könnte nicht immer so weiter machen und um zurück zur 'Normalität' zu kommen, müsste ich wieder mit mir allein klar kommen.
Tief atmete ich durch, sah erst auf das Essen, dann auf den Block der immer noch vor mir auf den Tisch lag.
Mit einer Hand nahm ich mir ein kleines Küchlein vom Tablett mit der anderen schnappte ich mir den Stift.
Ich biss vom Küchlein ab und wandte mich dann dem Block zu.
Mir alles von der Seele zu schreiben könnte wirklich helfen. Es würde beim realisieren helfen und mir vielleicht Möglichkeiten zeigen, die ich jetzt nich nicht sah.
Ich überlegte einen Moment wie ich anfangen sollte, doch dann flog der Stift förmlich über das Blatt.
Vielleicht ergab nicht alles Sinn was ich schrieb. Vermutlich machte ich auch ein paar große gedankliche Sprünge, die wohl niemand außer mir wirklich verstehen könnte, doch schrieb ich immer weiter und füllte innerhalb weniger Minuten Seite um Seite.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ