Kapitel 53

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Tyler war nach einiger Zeit doch zur Tür gekommen, hatte geklopft und versucht mit mir zu reden. Beziehungsweise hatte er versucht mich aus dem Badezimmer rauszubekommen, um dann weiter reden zu wollen, doch war ich nicht raus gekommen. Damit er die Tür nicht einfach mit seiner Stärke gewaltvoll öffnete konnte, hatte ich mich mit dem Rücken gegen diese gesetzt. Er hatte es aber keine drei Minuten probiert. Ich hatte Tyler nur noch einmal seufzen gehört. Kurz darauf konnte ich hören, wie Tyler tatsächlich ohne mich das Haus verließ.
Ich wartete noch etwas ab. Zählte innerlich bis 100. Als ich mir dann sicher war, dass Tyler mittlerweile ein ganzes Stück vom Haus weg war, schloss ich die Badezimmertür auf. Fast schon hatte ich damit gerechnet, dass Tyler doch noch wieder auftauchen würde, doch das passierte nicht.
Also verließ ich das Badezimmer, da ich ehrlich gesagt nicht davon ausging, dass Tyler in den nächsten Minuten wieder kam. Ich setzte mich zurück aufs Sofa. Was sollte ich jetzt tun? Meine Augen waren immer noch gereizt vom Weinen und in meinem Kopf spielten sich Horror-Szenarien ab, wie Tyler mich, vermutlich in seiner Wolfsgestalt, biss.
Allein bei dem Gedanken wurde mir schlecht.

,,Hey." Erschrocken drehte ich mich Richtung Tür. ,,Alles gut, ich bin es nur, Luke", sprach der Zwilling mich an und trat ein paar Schritte weiter in den Raum. Ich hatte beim besten Willen nicht mitbekommen, wie er das Haus betreten hat.
,,Jared hat mir erzählt, worüber euer Gespräch wohl ging und wie es aussieht, hatte Tyler bei dem Thema, wie viele Werwölfe übrigens, kein gutes Händchen gehabt. Darf ich mich vielleicht setzten?", fragte Luke mich und deutete auf den Sessel mir gegenüber. Ich nickte nur, war angespannt und rechnete eigentlich schon damit, dass Tyler hier jede Sekunde auftauchen würde. Immer wieder huschte mein Blick zur Tür.
,,Keine Sorge, Tyler kommt nicht so schnell wieder. Dafür wird Jared schon sorgen. Aber na ja kommen wir zu dem, warum ich hier bin. Ich kann ja davon ausgehen, dass sich dein Gefährte, genauso wie viele andere, ziemlich dämlich angestellt hat, bei seinen Erklärungen. Für einen Menschen und gerade für dich mag es ziemlich verstörend klingen, dass Werwölfe ihre Gefährten beißen. Doch hat dies durchaus eine Bewandtnis. Durch den Biss wird Speichel, beziehungsweise ein gewisser Bestandteil des Speichels von dem jeweiligen Wolf auf den Mensch übertragen. Der Biss selbst findet dabei in Wolfsgestalt statt, da die Zähne in unserer menschlichen Gestalt nicht so scharf sind und nur zu unnötig starken Schmerzen beim Gebissen führen würden." Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken. Allein der Gedanke, wie sich diese riesigen Zähne in meinen Körper bohren würden. Ich erinnerte mich noch ganz gut daran, wie lange ich nach dem Angriff des Wolfes, als ich noch ein Kind war, Schmerzen hatte.
,,Ach Lily, ich weiß du stellst es dir ganz grausam vor. Vor allem, da du ja schon mal verletzt worden bist als Kind, doch würde dein Gefährte dich nie beißen, wenn du voller Panik bist. Früher war es sogar üblich, den Gefährten gar nichts vom Biss zu erzählen, damit sie sich nicht fürchten. Aber lass uns lieber zurückkommen zum Grund des Bisses. Durch den bestimmten Bestandteil in unserem Speichel, kann der Gefährte, und auch nur der, seinen Gefährten/seine Gefährtin quasi mit dem Werwolf-Sein infizieren, wenn man es denn so ausdrücken möchte."
Hieß das etwa gerade das, was ich dachte? Würde ich dadurch etwa auch zu einem Werwolf?
,,Wie es aussieht, hast du den Grund nun verstanden. Du wirst, wie viele Gefährten eines Werwolfs vor dir, selbst zu einem solchen werden. Doch reicht dafür leider der Gefährtenbiss, wie wir ihn nennen, nicht ganz aus. Durch diesen wirst du zwar infiziert, doch bricht das Werwolf-Sein nicht ohne einen zweiten Biss hervor, dem Alphabiss."

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt