Kapitel 39

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Als dann wirklich die Verwandlung einsetzte, war ich irgendwo zwischen Panik und einer, mir etwas morbide vorkommenden, Faszination. Es gab nur etwas, womit ich in keinster Weise gerechnet hätte. Die blanken Betonwände verstärken nur die Geräuschkulisse. Jedes Knacken von Tylers Knochen kam mir daher nur umso lauter vor.
Unsicher hatte ich mich in eine Ecke des Raums zurückgezogen. Die Verwandlung in die Werwolfsgestalt, schien mir bei weitem unangenehmer zu sein und viel länger zu dauern, als ich es erwartet hatte. Doch etwas besorgt, verfolgte ich die Verwandlung, wünschte mir aber gerade taub zu sein, um dieses, in meinen Augen, ekelerregenden Knacken nicht ertragen zu müssen.
Doch fand auch diese Verwandlung ein Ende. Nach einer gefühlten Ewigkeit, stand Tyler in seiner Wolfsgestalt vor mir. Der Wolf, beziehungsweise Tyler schüttelte sich und wandte sich dann mir zu.
Gut anderthalb Meter vor mir blieb er stehen und wirkte etwas unsicher. Tyler schien nicht ganz zu wissen, was er nun tun sollte.

Nach gefühlten fünf Minuten beschloss ich, dass sich etwas an der Situation etwas ändern musste. Ich entschied mich also dafür aus der Ecke, in der ich immer noch war, rauszukommen und machte mich auf den Weg zurück zur Matratze. Tyler beobachtete mich dabei nur und entschied sich, nachdem ich mich hingesetzt habe, auf mich zuzukommen. Er legte sich zu mir und positionierte sich mit seinem Kopf neben mir auf der Matratze. Aus großen Augen blickte er mich an. Tylers Blick schien ungewohnt eindringlich. Um ihn vielleicht abzulenken, entschied ich mich, über sein Fell zu streichen. Ihm schien es jedenfalls zu gefallen, denn seine Route wedelte schnell von links nach rechts.Es sah schon etwas albern aus. Schließlich wusste ich ja, dass dieser ja auch eine rein menschliche Gestalt besaß. Und irgendwie wurde ich das Bild in meinem Kopf nicht los, wie es wohl aussehen würde, wenn ich das tun würde, wenn Tyler in Menschengestalt wäre. Wie er da stehen würde und sich freuen. Ein erneuter Blick zu seiner Route ließ mich stocken. Das Bild in meinem Kopf wurde nicht gerade Jugendfrei bei dem Gedanken, womit Tyler stattdessen wedeln würde.Oh Gott! Was dachte ich denn da?!Ich mein, Tyler war nett, aber niemals hätte ich mir vorstellen können, in sexueller Art und Weise mit einem Mann zu interagieren. Es war ein Gedanke, mit dem ich mein bisheriges Leben nicht konfrontiert wurde.Zuhause war ich die Kranke, die die nicht sprechen konnte, da ein Werwolf sie angegriffen hat. Ich war hinter vorgehaltener Hand das Beispiel der Leute, das genannt wurde, wenn es um die Grausamkeit der Werwölfe ging. Ansonsten war ich irrelevant. Maria wurde ja sogar bemitleidet, da sie sich nach dem Tod unserer Eltern um mich kümmern musste, wo sie doch selber noch ein halbes Kind zu dem Zeitpunkt war.Ich nahm meine Hand aus Tylers Fell. Dieser wirkte ziemlich irritiert, doch verschränkte ich meine Hände ineinander und blickte in eine andere Richtung. Die graue Betonwand war plötzlich unglaublich interessant.Es dauerte nur wenige Sekunden bis Tyler versuchte, meine Aufmerksamkeit zurückzubekommen. Er fiepte einmal. Und noch einmal. Mit der Zeit wurde aus dem Fiepen ein leises Jaulen, welches mir schon fast ein schlechtes Gewissen einbrachte.Hin und wieder stupste er mich mit seiner Schnauze an, doch konnte ich ihn einfach nicht ansehen. Vermutlich war ich schon wieder extrem rot geworden.Neben mir konnte ich fühlen, dass Tyler aufstand. Er lief um mich herum und wollte wieder in mein Blickfeld kommen, dich drehte ich schnell mein Gesicht in die andere Richtung. Doch Tyler gab sich mit dieser Art der Ablehnung nicht zufrieden. Er trat näher an mich heran und rieb seinen Kopf, ähnlich einer Katze, an mir und leckte mir plötzlich mit seiner langen Zunge einmal über die Wange.Überrascht und auch etwas angewidert wandte ich mich dann doch wieder Tyler zu, der damit ganz zufrieden wirkte und es glatt noch mal versuchte, mir durch das Gesicht zu lecken. Immer noch angewidert, doch jetzt etwas besser vorbereitet, konnte ich seine Zunge mit einer Hand abwehren. Mit Ekel konnte ich beobachten, wie einige Tropfen Speichel von meiner Hand auf den Boden tropften.


Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now