Kapitel 32

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Verwirrt sah ich den Arzt an. Das was er gesagt hat und seine Reaktion darauf waren absolut gegenteilig. Ich sah irgendwie nicht den Grund, dass er so belustigt schien, dass sein eigener Bruder ihn angreifen würde.
Jared kam aber auch schon wieder, als ich diesen Gedanken gerade erst zu Ende gebracht habe. In seiner Hand hielt er eine kleine, weiße Schüssel, aus welcher ein Löffel ragte. Ohne einen Kommentar zu seinem Bruder reichte er mir die Schüssel. Dieses Mal auch ganz ohne den Versuch mich zu füttern. Dankbar lächelte ich zu ihm hoch. Sein etwas mürrischer Blick heiterte sich etwas auf.
Erst jetzt senkte ich meinen Blick auf das Eis und staunte nicht schlecht. Ordentlich drapiert lagen dort drei verschiedenfarbige Kugeln Eis, die dazu überhäuft waren mit verschiedenen Toppings. Von einer Karamellsoße über kleine Marshmallow bis hin zu Schokoladenstreuseln. Dabei war alles, wie auch bei den Snacks zuvor, von denen ich bisher nicht einen Bissen essen konnte, mehr als ausreichend vorhanden.
Um nicht allzu gierig zu wirken, nahm ich nur eine kleine Portion auf den Löffel. Und um ehrlich zu sein, war es das beste Eis, welches ich in meinem Leben gegessen hatte. Eis gab es, wie auch alles andere Schöne, welches aber nicht zum Leben notwendig war, nur zu besonderen Anlässen. Ich und viele andere Menschen, die heute lebten, verbinden mit Speiseeis ihren Geburtstag, denn jedes Jahr bekam man eine Portion zum Geburtstag und gerade für Kinder war es das absolute Highlight.
,,Schmeckt das Eis?", fragte einer der anderen Werwölfe. Ich nickte, konzentrierte mich aber mehr auf mein Eis, damit es nicht schneller schmolz, als ich es essen konnte.
,,Ach Jungs, kommt einer von euch noch nachher mit laufen? Irgendwie kann ich mich heute schlecht konzentrieren und will den Kopf frei kriegen", wandte sich noch ein anderer Werwolf an die anderen Anwesenden. ,,Es ist ja heute Nacht auch schon wieder Vollmond", meinte Luke nur dazu. ,,Echt? Schon wieder? Ohne eine Gefährtin hat man nicht wirklich im Kopf, wann der wieder ansteht." ,,Du bist vielleicht ein komischer Werwolf Marlon. Wie kannst du den Mondzyklus nicht im Auge behalten. Unser ganzes Wesen ist doch nach diesem ausgerichtet. Eine Gefährtin lässt die Auswirkungen nur stärker werden", murrte Jared.

Verwirrt blickte ich vom einen zum anderen, in der Hoffnung, einer von ihnen würde sich erbarmen und mir erklären, worüber sie gerade sprachen und was die Gefährtin eines Werwolfs damit zu tun hatte. Schließlich war ich ja auch die Gefährtin eines Werwolfs.
,,Du hast keine Ahnung, worüber wir reden oder?" fragte Luke. Ich schüttelte verneinend den Kopf. ,,Dann weißt du auch nicht, was ein WSZ ist?, fragte Jared, der sich neben seinen Bruder stellte, der immer noch seinen Arztkittel trug. Wieder schüttelte ich den Kopf.
,,Was hat dein Gefährte denn das letzte mal am Vollmond gemacht?", fragte Marlon. Ich überlegte kurz, doch fiel es mir wirklich nicht ein. Zu der Zeit hatte ich Tyler an sich nur gesehen, wenn er mir etwas zu essen brachte, schließlich war ich die ganze Zeit in Tylers Zimmer gewesen. Auch war mir nicht aufgefallen, dass er sich irgendwann anders mir gegenüber verhalten hatte. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Oh", meinte Jared, ,,Der künftige Alpha scheint es unterdrückt zu haben." ,,Ja, und das wohl auch ziemlich erfolgreich, wenn man bedenkt, dass seine Gefährtin nichts bemerkt hat", merkte Jareds Zwilling an und fuhr dann fort, ,,Nun ja, diesen Vollmond wird das Ganze anders aussehen. Der Wolf in ihm wird nicht zulassen, dass er sich erneut von seiner Gefährtin fern hält." Beunruhigt sah ich die Werwölfe an. Das, was sie da sagten, klang nicht sonderlich gut. ,,Gut Lily, iss dein Eis auf, dann zeigen wir dir das WSZ", beschloss Luke.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now