Kapitel 42

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Bei weitem ängstlicher als noch vor etwa einer halben Stunde saß ich hier nun. Brandon hatte mich förmlich aus dem Keller geschleppt, vorbei an den blutigen Überresten, von etwas was ich nicht mehr klar identifizieren konnte, rauf in ein Büro. Leider nicht irgendein 0815 Büro, sondern in das des Alphas. Naja, wenn es Brandon war, der mich holte, hätte ich eigentlich nichts anderes erwarten können, doch wollte ich da auf keinen Fall hin. Besonders nicht ohne Tyler...
Der womöglich immer noch zuckend im Keller lag.
Wir betraten das Büro, ohne zu klopfen und der Beta dirigierte mich zu einem Stuhl. Auf diesen setzte ich mich gezwungenermaßen und hielt den Kopf gesenkt.
Ich musste noch nicht mal ein Werwolf sein, um gleich zu bemerken, dass der Alpha im Raum war.
,,Alpha, unten sind zwei Türen kaputt. Eine ist wohl nicht mehr zu reparieren", sprach der Beta. Der Alpha knurrte.
,,Das ist doch jetzt nicht dein Ernst! Weißt du, wie teuer die sind?!" ,,Es lässt sich ja nun leider nicht mehr ändern. Den einen angehenden Alpha, der das verursacht hat, können wir ja nicht mehr zur Rechenschaft ziehen", entgegnete Brandon. ,,Wie konnte es auch passieren, dass die Tür nicht ordentlich verriegelt war! Welcher Stümper hat das nicht richtig hinbekommen?!" ,,Das weiß ich aktuell auch noch nicht Alpha." ,,Derjenige wird jedenfalls die Sauerei da unten weg machen und die Leiche entsorgen!", knurrte der Alpha erbost.
Ein Klopfen unterbrach das Gespräch der beiden Werwölfe. ,,Komm rein Patrick!", rief der Alpha, der ganz genau zu wissen schien, wer vor der Tür stand.
Ein alter Mann, optisch jenseits der 80 mit grimmiger Mimik, betrat den Raum. ,,Alpha, Luna, Beta", grüßte er die Anwesenden Werwölfe im Raum, wobei ich die Luna zuvor gar nicht bemerkt hatte. Mich ignorierte der Mann.
,,Warum habt Ihr mich denn rufen lassen, Alpha?", fragte dieser. ,,Darum", sagte der Alpha und der Ältere wandte sich mir zu.
,,Ich verstehe nicht ganz", meinte dieser jedoch nur, zog eine Augenbraue nach oben und musterte mich mit abwertendem Blick.
,,Sie kann seit einer Werwolfattacke als unschuldiges Kind nicht mehr sprechen. Und da sie die Mate eines Alphas ist, wird deine erfahrene Meinung gebraucht." Sprach die Luna. Es war, glaube ich, das erste Mal, dass ich diese überhaupt sprechen hörte. Sie schien nicht so ganz zufrieden zu sein. Doch ob das womöglich an mir oder jemandem, beziehungsweise etwas anderem lag, konnte ich nicht sagen.
,,Ach Alpha, wir müssen uns noch wegen der einen Gefährtin unterhalten.", sagte er Beta und verließ daraufhin mit diesem den Raum.
Der ältere Mann hingegen stand plötzlich vor mir. Er packte mich, ohne etwas zu sagen, am Kinn und riss förmlich meinen Kopf nach oben. Ein unangenehmes Knacken erschallte aus meinem Nacken und es schmerzte leicht.
Mit einem Mal stand auch die Luna neben mir und schubste den Mann von mir.
,,Sei nicht so brutal zu ihr Doc. Ich weiß du hältst rein gar nichts von Menschen, doch wird auch sie einmal über dir stehen", knurrte die Luna den Mann, der wohl wie Luke Arzt war, an.
Der Mann war wohl nicht zufrieden, zog auch ein Gesicht wie sieben Tage Regen, aber er unterwarf sich dem Willen der Frau. Wesentlich vorsichtiger tastete er meinen Hals ab. Es war mir schon unangenehm, doch wagte ich es nicht, mich dagegen zu wehren.
,,Mund auf!", forderte der Arzt mit herrischer Stimme und drückte zusätzlich meinen Kopf noch weiter nach hinten. Da ich immer noch auf dem Stuhl saß, ragte der alte Mann über mir auf. Er holte aus einer Hosentasche eine kleine Taschenlampe und leuchtete in meinen Mund.
Er ließ mich kurz darauf los und sah mich mit einem vernichtenden Blick an. Daraufhin wandte er sich ab und murmelte etwas, jedoch so leise, dass ich es nicht verstehen konnte. Er nickte der Luna noch einmal zu und verließ, ohne mich weiter zu beachten, den Raum.
,,Unfreundlicher Kerl", murrte die Luna und setzte sich, mir gegenüber, auf die Tischplatte des großen massiven Schreibtisches.
,,Weißt du, ich kenne Patrick schon sehr, sehr lange und manchmal wünschte ich mir, ich könnte ihm einfach den Hals umdrehen, aber so funktioniert ein Rudel nicht. Auch wenn er es verdient hätte", meinte sie und verdrehte die Augen. Ich verstand nicht ganz, warum sie mir das erzählte und wie ich mich darauf verhalten sollte. Unsicher blickte ich durch den Raum.
,,Ich glaube, wir beide sollten uns dringend jetzt mal unterhalten.", begann die Luna wieder zu reden und ich hatte ein ungutes Gefühl bei dem, was jetzt kommen würde.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now