142 - irrecoverable

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Ich wusste nicht, ob ich in Worte fassen konnte, wie ich mich gerade fühlte. Ich war mir sicher, es war gar nicht möglich das in Worte zu fassen. So viele Emotionen prasselten auf mich nieder, viel zu lange hatte ich auf diesen Moment gewartet, auf diesen Moment, in dem Louis mich freiwillig küsst und es genießt. Der Moment, in dem er es nicht bereut, sondern mir die Liebe schenkt, die ich mir immer von ihm gewünscht hatte. Und nun war dieser Moment gekommen, haufenweise Stromschläge wurden durch meinen Körper gesandt, die auch den letzten Schmetterling in meinem Bauch wieder lebendig werden ließen. Nie hätte ich erwartet, dass das heute geschieht und vor allem hätte ich nicht damit gerechnet, das es gleich in der Öffentlichkeit passieren würde.

Ich dachte, nachdem Louis und ich Simon besiegt haben würden, würden wir noch einmal ganz in Ruhe über alles reden, jedes Gefühl ergründen und dadurch herausfinden, ob Louis dasselbe für mich empfindet. Und ich hatte gedacht, bis Louis dann an die Öffentlichkeit gehen wollen würde, würden noch ein paar Monate vergehen, was ich auch vollkommen verstanden hätte. So lange hatte er sich aufgrund von Simon verstecken müssen und dann die Freiheit zu erlangen könnte im ersten Moment auch ziemlich überfordernd sein und erst einmal eine Sache, die man verarbeiten muss. Aber Louis konnte es wohl kaum abwarten, seine Freiheit in vollen Zügen auszukosten und darüber beschweren würde ich mich niemals, dafür fühlten sich seine Lippen auf meinen gerade viel zu gut an.

Sie ließen mich vergessen, wo wir uns befanden, wer uns zusah, wen wir damit wütend machten, in diesem Moment hatte ich keine Ängste, keine Sorgen und meine offenen Fragen schob ich beiseite. Dies war definitiv ein Finale, was für uns alle wohl unvergesslich sein würde, zumindest für mich, denn man konnte eindeutig sagen, an diesem heutigen Tag änderte sich für Louis und mich alles. Die Verträge von Simon hatten keinen Zweck mehr, hiermit wurden sie außer Kraft gesetzt und auch seine Konsequenzen konnten uns nichts anhaben. Louis war trotz möglicher Gerüchte ein sehr beliebter und erfolgreicher Musiker und wenn wir der Öffentlichkeit klar machen würden, was wirklich geschehen war, würden hoffentlich auch die negativen Schlagzeilen gegen mich aufhören, genauso wie die Hasskommentare im Netz. Im Großen und Ganzen machte mir das zwar nichts aus, so lange ich Louis und meine besten Freunde an meiner Seite hatte, ging es mir gut, aber natürlich wäre es trotzdem schöner, die Unterstützung zu spüren und die Wahrheit klarzustellen, vor allem nach so einem Schritt in Richtung Öffentlichkeit, welcher man sich offenbarte.

Als wir unsere Lippen voneinander trennten, atmeten wir beide schwer, ich sah in Louis blaue Augen, es war, als würde ich allein seinen Herzschlag hören, doch nach einiger Zeit kam der Lärm der Arena zurück. Louis lächelte mir noch einmal kurz zu, küsste meine Stirn und wandte seinen Blick dann zur Zuschauermenge, was ich ihm wenig später gleich tat. Viele der Menschen waren von ihren Plätzen aufgestanden, sie applaudierten, jubelten und diese ganze Unterstützung, die ich in diesem Ausmaß niemals erwartet hätte, ließ eine Träne der Rührung meine Wange hinabwandern. Was man auslösen konnte, wenn man öffentlich zu seinen Gefühlen stand, war unglaublich. Louis Schwestern lagen sich in den Armen, Liam, Niall und Zayn lächelten und nickten uns stolz zu, wollten am liebsten auf die Bühne rennen und uns umarmen.

Doch dann wanderte mein Blick zu der Person weiter, die trotzallem meine Ängste wieder hervorbrachte. Unter dem Blick erschauderte ich und ängstlich griff ich nach Louis Hand, die ich zum Glück sofort fand. Er erwiderte den Druck und vermittelte mir somit das Gefühl, nicht allein zu sein, wir kämpften gemeinsam. Alles lief wie in Zeitlupe, schon das Lied hatte Simon zur Weißglut getrieben und dieser Kuss war jetzt wohl noch der Höhepunkt allen Übels für ihn gewesen. Sein Blick wirkte giftiger als der Biss einer Schlange, sein Auftreten wirkte wie das eines kampflustigen Löwens, doch er hatte wohl übersehen, das Louis mittlerweile auch zu einem Löwen herangewachsen war und er Simon ohne Probleme herausfordern konnte.

Dennoch, die Ungewissheit was nun geschehen würde, war ein wenig angsteinflößend, aber die Gewissheit, da zumindest nicht alleine durch zu müssen, machte es ein wenig besser. Während Louis und ich weiterhin auf der Bühne standen, Hand in Hand und ich ihn am liebsten wieder küssen würde, mich aber nicht traute, sprintete Dermot auf die Bühne, wechselte kurz einen Blick mit Simon und setzte dann das Mikrophon an seine Lippen. ,,Liebe Zuschauer, wegen einer kleinen technischen Störung gibt es jetzt leider eine etwas längere Werbepause, wir sind aber in spätestens fünf Minuten wieder für sie da und dann werden sie nicht nur einen Auftritt von Take That mit Robbie Williams live erleben können, sondern sie erfahren auch, wer der Gewinner der diesjährigen Staffel X-Factor ist. Wir sehen uns nach der Werbung."

Während Dermot verzweifelt den Kopf schüttelte und wieder verschwand, sahen Louis und ich uns lächelnd an. ,,Was hat..", ich wollte Louis gerade fragen, was der Kuss zu bedeuten hatte, ob er sich seiner Gefühle nun wirklich klar war, wie das mit uns weitergehen sollte, doch ein ziemlich wütender Simon stürmte auf uns zu, der Kopf hochrot, die Hände zu Fäusten geballt und die Mundwinkel weit unten. ,,Ihr beide, sofort mitkommen", sagte Simon, der aggressive Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören, aber wahrscheinlich riss er sich noch ziemlich zusammen, weil wir noch auf der Bühne standen und noch von den Zuschauern in der Arena beobachtet wurden. Diese waren teilweise fassungslos, teilweise freuten sie sich darüber, was zwischen Louis und mir geschehen war, dadurch war absolut nicht einzuschätzen, wie das wohl bei dem Rest der Zuschauer vor den Fernsehgeräten angekommen war.

,,Alles wird gut Harry", Louis drückte meine Hand, der die Sorgen in meinem Gesicht ablesen konnte. Wir folgten Simon in den Backstagebereich und gingen in einen der zahlreichen Umkleideräume. Dort konnte Simon sich nicht mehr zurückhalten und kurz glaubte ich nicht daran, dass alles wieder gut werden würde. ,,Ihr seid so widerlich. Ich hoffe, ihr seid jetzt zufrieden. Louis, ich wollte nur das beste für dich. Ich wollte, dass du erfolgreich bist, das du eine weiße Weste hast und durch den Vertrag hattest du nie Probleme. Jetzt wirst du sicher viele Fans verlieren, denn ein homosexueller Sänger ist nicht gerade anziehend. Wahrscheinlich hast du gerade deine Karriere beendet. Und Harry, ich habe dir doch gesagt, dass du Louis Karriere zerstören wirst und jetzt hast du das getan? Bist du nun zufrieden? Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, das keine Plattenfirma dich unter Vertrag nimmt und ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass du dich für immer von Louis fernhälst. Es wird schwer genug sein, Louis Image wieder aufzubauen. Am besten werden wir verbreiten, dass du Louis unter Drogen gesetzt und ihn zu diesem Kuss gezwungen hast. Aus Eifersucht, weil er schon bald Vater eines Kindes sein wird und er damit für dich nur noch unerreichbarer sein wird."

Bevor Simon weiterreden konnte, grätschte Louis dazwischen und blieb relativ ruhig in seinen Worten, was ich nun niemals geschafft hätte. ,,Simon, du verstehst es nicht, oder? Du hast verloren. Du hast verloren, seit Harry beim Casting aufgekreuzt ist und sich dazu entschieden hat, an X-Factor teilzunehmen. Du hast verloren, seit wir beide beschlossen haben, unsere Freundschaft zu reparieren und das dadurch all die alten Gefühle wieder aufgeflammt sind, war wohl zu erahnen. Mir ist egal, wie viele Fans ich dadurch verliere, wer nicht akzeptieren kann, wie ich bin, sollte sowieso noch einmal seine Einstellung überdenken. Harry hat meine Karriere nicht zerstört, viel mehr noch, er hat meine Karriere gerettet und er hat mich gerettet.

Du musst mein Image nicht retten und du wirst auch Harry nicht von mir fernhalten oder irgendwelche Gerüchte über uns verbreiten. Wir sind fertig mit dir Simon, wir wollen mit deinen Verträgen nichts mehr zu tun haben, wir wollen einfach frei sein und ab heute sind wir auch frei Simon. Deine Überlegungen, mich an einen noch härteren Vertrag zu binden und Harrys Leben zu zerstören kannst du dir sonst wohin stecken, genauso wie einfach so weiterzumachen, wie bisher. Bei unserem letzten Gespräch hast du gesagt, ich wäre zu ängstlich an die Öffentlichkeit zu gehen, weil mir keiner glauben würde, aber jetzt ist der erste Schritt getan, ich stehe mit einem Fuß in der Öffentlichkeit und ich werde auch den Rest der Wahrheit ans Licht bringen, damit du nie wieder jemandem so etwas antun kannst."

Simon baute sich vor uns auf, mit Louis Worten konnte er sich wohl ganz und gar nicht anfreunden, obwohl er Recht hatte. Simon hatte verloren, aber diese Einsicht fiel ihm schwer. ,,Jetzt hört ihr mir mal zu, bei unserem letzten Gespräch hab ich euch versprochen, das es ein Massaker geben wird, wenn ihr die Verträge brecht und da das nun geschehen ist, ihr die Verträge gebrochen habt, glaubt mir, könnt ihr euch auf ein Massaker verlassen."

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Was meint ihr, macht Simon jetzt nur viel Lärm um nichts oder wird er noch versuchen, Larry in den Abgrund zu reißen..? Und ja, was hat dieser Kuss nun für Louis bedeutet?🌝
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt