111 - heartfelt

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Nachdem wir alle wieder im X-Factor Haus waren und Shan und Bella verabschiedet wurden, ging es bald darauf schon ins Bett. Jeder war nach der Results Show immer dermaßen kaputt, als wäre man einen Marathon gelaufen oder eine Stunde unter Wasser getaucht ohne auch nur einmal nach Luft zu schnappen. Und dadurch, das alle geglaubt hatten, das es heute darum ging, wer an der Siegertour teilnehmen darf, bevor Simon die Regeln geändert hatte, waren alle noch aufgeregter gewesen. Zugegebenermaßen hatte mich das alles nicht so sehr interessiert, ich wusste noch nicht einmal, ob ich überhaupt an dieser Live Tour teilnehmen wollte und deshalb war ich auch noch nicht so müde wie die anderen. Genauer gesagt war ich hellwach.

Das Treffen mit Louis stand unmittelbar bevor, die Wahrheit war zum Greifen nahe und endlich machte sich all das Durchhaltevermögen bezahlt. Hätte Zayn mir bis jetzt noch nichts von dem Vertrag erzählt, den Louis unterschrieben hatte, vielleicht hätte ich dann jetzt aufgegeben, schließlich hatte er mir totales Desinteresse vermittelt, aber ich war froh, das nicht getan zu haben. Manchmal lohnte es sich dann doch zu kämpfen, vielleicht nicht unbedingt bis einem die Luft zum Atmen fehlt, aber zumindest soweit, wie man sich wohlfühlt. Eigentlich sollte ich nicht zu große Töne schwingen, noch hatte Louis mir gar nichts erzählt, aber dadurch, dass sich meine lang gehegte Vermutung, das hinter Louis Verhalten mehr stecken musste, sich endlich bestätigt hatte, sprudelte ich förmlich über vor lauter Hoffnung.

Die ganze Nacht über tat ich kein Auge zu. Ich hörte Brendan im Schlaf ein paar unverständliche Worte murmeln, Daltons Atmung war ruhig und friedlich und ich starrte einfach nur an die Decke. Irgendwann griff ich nach meinem Handy, spielte ein paar Spiele und beobachtete die Uhr, wie Minute um Minute verging. Louis wollte mich um fünf Uhr abholen, aber gegen drei Uhr nachts hielt ich es nicht mehr aus, konnte einfach nicht mehr liegen bleiben. Ich stand auf, ging ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Das kalte Wasser vertrieb auch den letzten Funken Hoffnung an Schlaf, aber daran dachte ich jetzt ohnehin nicht mehr. Nachdem Duschen putzte ich mir die Zähne und ging danach leise nach unten in die Küche, wo ich mir einen Tee machte und mich damit an den Esstisch setzte.

Ich hoffte, sobald Louis und ich alles geklärt hatten, konnte auch irgendwann diese Geheimniskrämerei aufhören. Ich wollte mich wieder mit ihm treffen wie damals, als wir noch Kinder waren und auch wenn das vielleicht ziemliches Wunschdenken war, ich wünschte mir trotzdem, dass alles wieder etwas lockerer werden würde. Mit Sicherheit mussten wir auch über den Kuss und meine Gefühle für ihn reden, daran führte kein Weg vorbei, aber wenn ich musste, dann würde ich das mit Eleanor irgendwie akzeptieren und meine Gefühle zurückstellen, aber auch nur, wenn Louis sie wirklich liebt.

Um halb fünf versteckte ich mich schon in der Garage, um dort auf Louis zu warten. Ich wollte kein Risiko eingehen, erwischt zu werden, also blieb ich mucksmäuschenstill, während mein Herzschlag von Minute zu Minute stärker wurde. Ich konnte kaum glauben, dass es bald soweit war, aber um fünf Uhr morgens öffnete sich pünktlich die Garage und Louis fuhr mit seinem Auto hinein. Ich verlor keine Zeit, kam aus meinem Versteck, stieg in den teuren Wagen und schnallte mich an. Ohne ein Wort fuhr Louis wieder los, ließ aber bald schon die Straßen von London hinter sich. Ich schluckte schwer, die Spannung war zum Greifen nahe, ein riesiger Stein lag auf meiner Brust, aber am Ende schaffte ich es doch, mich zu überwinden und etwas zu sagen.

,,Fahren wir gar nicht zu dir nach Hause?" Louis hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich in nächster Zeit etwas sagen würde, denn er zuckte bei dem Klang meiner Stimme zusammen. ,,Nein, zu gefährlich. Wir fahren nach Holmes Chapel, da können wir ungestört über alles reden." ,,Über wirklich alles?", versicherte ich mich, denn diese lange Autofahrt spannte mich jetzt schon wieder tierisch auf die Folter. ,,Über wirklich alles", gab Louis zurück und damit war für die nächsten drei Stunden zwischen uns alles gesagt. Die Stille war sehr unangenehm, wahrscheinlich war es sogar die bisher schlimmste Autofahrt meines Lebens, aber ich hoffte einfach, dass sie sich lohnen würde. Louis und ich wussten momentan nämlich absolut nicht, wie wir miteinander umgehen sollten und ich wünschte mir nichts lieber, als das endlich wieder zu ändern.

Louis Elternhaus, das sich fast schon wie eine Erlösung anfühlte, als wir es endlich erreichten, hatte eine beruhigende Wirkung und wir beide mussten sicherlich noch einige Male durchatmen. Wir wussten, das hier würde kein kurzes Gespräch werden und erst recht keines, das ohne Lösung enden sollte. Ich hoffte, das es Louis so ähnlich ging wie mir und er wirklich alles mit mir klären wollen würde, egal wie lange das auch dauern würde. Bevor wir ausstiegen, sah Louis sich noch einige Male um, erst als er sich sicher war, das wir nicht beobachtet wurden, nickte er mir zu. Wir stiegen aus und gingen schleunigst zur Haustür, die Louis gleich nach unserem Eintreten wieder abschloss. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer und kaum hatten wir uns hingesetzt, stand Louis auch schon wieder auf.

,,Möchtest du etwas trinken?", fragte er, seine Stimme zu hören war für mich teilweise eine Erleichterung. Wir waren wirklich hier, bald würde ich die Wahrheit wissen. ,,Ein Glas Wasser wäre nett. Dankeschön", erwiderte ich und Louis nickte, bevor er in die Küche verschwand. Diese kurze Zeit allein nutzte ich noch einmal, um tief durchzuatmen, mir die Fragen zurecht zu legen, die ich unbedingt geklärt haben wollte, aber das meiste würde wahrscheinlich ohnehin aufkommen, wenn Louis seine ganze Geschichte erzählen würde. Ich knetete meine Hände vor Nervosität ineinander und musste noch immer realisieren, dass dieser Moment, auf den ich so lange gewartet hatte, nun tatsächlich gekommen war.

Erst nach einer Viertelstunde kehrte Louis mit zwei Gläsern Wasser zurück.  Er hatte wahrscheinlich auch erst noch einmal kurz seine Ruhe gebraucht und das akzeptierte ich vollkommen. Er hatte sicher nichts ohne Grund verheimlicht und mir das nun anzuvertrauen fiel ihm sicher nicht leicht. ,,Louis." ,,Harry." Wir beide sprachen einander die Namen im selben Moment aus, sahen uns daraufhin an und mussten tatsächlich lächeln. Das Eis brach ein bisschen, aber die Situation war auch einfach zu verkorkst und es gab keine Anleitung, wie man sie lösen sollte. Wir mussten es selbst herausfinden und mein Herz machte einen erleichterten Hüpfer, als Louis weitersprach und wir langsam in der Situation ankamen.

,,Harry, erst einmal möchte ich mich entschuldigen. Für alles was ich getan habe, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit. Ich hätte dich niemals hängen lassen dürfen, ich hätte von Anfang mit dir reden sollen, dir die Wahrheit sagen sollen, denn dann wären wir jetzt vielleicht nicht in dieser Situation. Du warst mein bester Freund und ich war zu feige, aber daraus habe ich nicht gelernt, weil ich jetzt wieder denselben Fehler gemacht habe. Du hast dich wie ein bester Freund verhalten und gekämpft, ich habe mich feige versteckt und gehofft, dass sich die Situation irgendwie von selbst lösen wird.

Auch das was ich gesagt habe, nachdem Kuss und als du versucht hast, das mit mir zu klären, tut mir leid. Ich habe mich verhalten wie ein Arsch, ich war ein Arsch und das tut mir leid. Ich hoffe du kannst mir das irgendwann verzeihen." Ich sah Louis auf seine Worte hin an und hätte nicht gedacht, jemals so etwas von ihm zu hören. Gerade weil sein Verhalten mir andere Signale gezeigt hatte, aber nun schien es so, als hätte er endlich verstanden, worum es hier ging, als wolle er sich auch endlich für uns einsetzen. Jetzt durfte das einfach nur nicht zu spät sein, sonst wäre alles umsonst gewesen. ,,Danke Louis, ich weiß diese Worte wirklich zu schätzen und ich hoffe auch, dass ich dir das nach der ganzen Wahrheit verzeihen kann. Denn jetzt ist eben die Frage nach dem Wieso? Wieso hast du dich so verhalten?"

Louis räusperte sich und fuhr sich durch die Haare. ,,Ja, deshalb sind wir heute ihr. Der Vertrag ist ein Teil von alldem, aber es steckt noch einiges anderes dahinter." Bevor Louis weiter fortfahren konnte, musste ich ihn noch einmal unterbrechen, um wirklich sicherzugehen, ob bei ihm angekommen war, was ich wollte. ,,Louis, ich möchte jetzt aber wirklich die ganze Wahrheit. Ich möchte von vorne bis hinten alles wissen, von damals bis heute. Nicht mehr diese Halbwahrheiten, mit denen du mich die letzten Monate hingehalten hast." Mein ehemaliger bester Freund nickte. ,,Ich weiß, keine Lügen und keine Geheimnisse mehr, sondern wirklich die ganze Wahrheit. Versprochen."

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Der erste Schritt ist getan, Louis hat sich entschuldigt..nun kommt der Rest der Wahrheit auf Harry zu, wie er die wohl verkraften wird..?
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt