132 - then as now

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Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, lag ich nicht mehr auf dem Sofa, sondern unter einer kuscheligen Bettdecke auf einer weichen Matratze. Alles war dunkel, nur die Zahlen des Weckers neben mir leuchteten leicht und verrieten mir, dass es mitten in der Nacht war. Neben mir lag Louis, er schlief friedlich und musste mich in sein Bett getragen haben, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ihm das möglich gewesen war. Seine ruhige Atmung beruhigte mich, ließ mich ein wenig ausblenden, was wir wegen Simon und was wir während des Gesprächs mit ihm durchgemacht hatten. Simons Büro war wirklich nicht nur die Höhle des Löwen, sondern die Hölle gewesen, dafür hatte Louis gekämpft wie ein Löwe, mich beschützt, als wäre ich sein Junges, genauso wie ich es jederzeit für ihn tun würde.

Sobald meine Augen sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich Louis Gesicht genau erkennen. Ich erkannte darin immer noch den Jungen von damals, meinen besten Freund, mit den frechen Gesichtszügen und der liebevollen Ader, wenn es um Menschen ging, die ihm was bedeuten. Ich war froh, dass diese Erscheinung jetzt nicht mehr nur äußerlich erkennbar war, sondern das er auch in seinem Herzen wieder tatsächlich der war, der er sein wollte und nicht das vorspielte, was Simon von ihm wollte. Die letzten acht Jahre hatte ich immer eine Leere in meinem Herzen gefühlt. Am Anfang war es besonders schmerzhaft gewesen, irgendwann fühlte es sich einfach taub an, doch die letzten Monate waren noch einmal ganz besonders schlimm gewesen.

Wie Louis mich immer und immer wieder von sich gestoßen hatte, ich konnte mir nichts schlimmeres vorstellen, aber es war leider passiert. Hätte ich aufgegeben, bevor ich von Louis die ganze Wahrheit erfahren hätte, ich hätte nicht gewusst, was Louis nun tun würde. Er wäre immer noch in Simons Fängen und würde nicht versuchen auszubrechen. Es brach mir das Herz, dass meinem besten Freund das angetan wurde, dem Mann, für den mein Herz schlug, für den es immer geschlagen hatte und für den es immer weiterschlagen würde. Es hörte sich wahrscheinlich kitschig an, aber am Ende war es wohl tatsächlich die Liebe zu Louis und der Glaube daran, dass er anders war, der mich das alles durchhalten lassen hat.

Louis neben mir drehte sich plötzlich leicht, er schmatzte und öffnete dann schläfrig seine Augen. ,,Hazza? Bist du wach?", er klang überrascht, seine Stimme sehr rau von der Müdigkeit. ,,Mehr oder weniger", gab ich leise zurück. ,,Du solltest weiterschlafen", murmelte Louis, zog mich in seine Arme, sodass mein Kopf auf seiner Brust Platz fand und ich nun auch noch seinem Herzschlag lauschen konnte, der mich beruhigte und mich langsam wieder in den Schlaf wiegte. Vor ein paar Monaten hätte ich nicht gedacht, dass mal wieder solch eine Verbindung zwischen uns herrschen würde. Allerdings kam dabei in meinen Gedanken auch wieder eine Frage auf. Wann würde ich erfahren, ob Louis Herz auch für mich schlug?

Viel zu früh am nächsten Morgen klingelte Louis Wecker und riss uns beide unsanft aus dem Schlaf. Wir beide waren immer noch eng aneinander gekuschelt, unsere Beine verflochten und meine Arme um Louis Brustkorb gelegt. Ich war erleichtert, dass es keinesfalls unangenehm war, so aufzuwachen, keiner von uns beiden fuhr hektisch auseinander, sondern wir lösten uns langsam, als wäre es das normalste der Welt und so gab es mir auch ein gutes Gefühl für den Tag. Da es ja nicht geplant gewesen war, dass ich hier übernachtete, blieb uns jetzt keine andere Wahl, als früh aufzustehen, damit ich rechtzeitig zurück im X-Factor Haus sein würde, zumindest bevor die Gesangslehrer eintreffen würden.

Nun, wo wir Simon gestern die Stirn geboten hatten, der wahrscheinlich immer noch der festen Überzeugung war, Sonntag von uns zu hören, das er gewonnen hätte, fühlte sich für mich der Gedanke an das X-Factor Haus noch komischer an und ich genoss die Zeit, die ich bis dahin noch bei Louis hatte. Während er sich im Bad fertig machte, bereitete ich in der Küche Frühstück zu und als er dazu kam, wurde ich gerade fertig mit den Spiegeleiern auf Toast, genauso wie mit dem wenigen Speck, den Louis noch im Kühlschrank gehabt hatte. ,,Mhm, es duftet herrlich, so könnte ich jeden Morgen verbringen", schwärmte Louis, der den Tisch deckte, damit ich uns beiden das Essen auftun konnte. ,,Für mich fühlt es sich immer noch an, wie mitten in der Nacht. Wir haben halb fünf morgens, es ist noch dunkel draußen", beschwerte ich mich müde und gähnte gleich darauf einmal kräftig.

,,Tut mir übrigens leid, dass ich gestern Abend einfach eingeschlafen bin, anstatt dir zu helfen. Ich hoffe, du hast trotzdem einen guten Plan ausgetüftelt, bei dem Simon alt aussehen wird?", fragte ich nach, weshalb Louis mehr oder weniger sicher nickte. ,,Macht doch nichts, ich hoffe es ist okay, dass ich dich nicht aufgeweckt, sondern hier schlafen lassen habe. Und wegen dem Plan, ich bin noch nicht ganz fertig, aber ich denke, ich bin auf jeden Fall auf einem guten Weg. Am Samstag oder spätestens am Sonntag vor dem Gespräch mit Simon werde ich dich davon in Kenntnis setzen. Ist das in Ordnung?" ,,Louis, du weißt, dass ich so viel lieber bei dir bin als im X-Factor Haus, also ist das vollkommen okay. Und natürlich ist das in Ordnung, du wirst wissen, was das beste ist."

Leider mussten wir nach dem Frühstück schon los, damit keiner uns beim X-Factor Haus zusammen sehen würde und so war ich nach einer letzten Umarmung zum Abschied wieder ohne ihn. Louis fuhr zurück zu sich nach Hause, wollte sich noch einmal hinlegen und hatte mir dasselbe empfohlen, doch ich konnte nicht mehr schlafen, dafür war ich viel zu aufgeregt, durch all das, was passiert war und durch all das, was noch passieren würde. Ich dachte über das Gespräch mit Simon nach, darüber, was Sonntag passieren würde, ob Louis eher davor oder danach an die Öffentlichkeit gehen wollen würde, eigentlich dachte ich an alles, außer an den eigentlichen Grund, für den ich hier war, nämlich X-Factor.

Als Scarlett und Dalton aufwachten, fragten sie zum Glück nicht nach, wo ich gesteckt hatte, es war ja aber auch keine Überraschung mehr, wenn ich einmal eine Nacht nicht im X-Factor Haus verbrachte und ohne Brendan hielt mich hier sowieso noch weniger. Kurz nachdem die beiden aufgestanden waren, standen auch schon unsere Gesangslehrer auf der Matte, doch während die anderen noch ein wenig Zeit hatten, begannen Megan und ich direkt mit den Gesangsübungen, denn durch meine Fehlzeit von gestern hatten wir einiges aufzuholen. Es war hart, es war anstrengend und es war unerbittlich und so wie es am Donnerstag aufgehört hatte, sollte es am Freitag auch weitergehen, bloß kam Megan dieses Mal nicht allein.

,,Zayn", freudig sprang ich von meinem Stuhl auf, vergaß mein Frühstück und umarmte einen meiner besten Freunde, ,,was machst du denn hier?" Überglücklich sah ich ihn an, nur um ihn dann wieder zu umarmen. Lachend erwiderte er die Umarmung, drückte mich an sich und ließ erst nach einer gewissen Zeit wieder von mir ab. ,,Ich habe gehört, du möchtest am Samstag ein Duett mit mir singen und deshalb dachte ich, ich komme mal vorbei, damit wir über die Songauswahl reden können." ,,Oh Zayn, das ist klasse! Danke!" ,,Für dich doch immer gerne", gab der Pakistani zurück und begrüßte danach auch Scarlett und Dalton, die mit mir am Frühstückstisch gesessen hatten und immer noch kaum glauben konnten, dass ich tatsächlich mit Zayn befreundet war.

Ich bedankte mich derweil bei Megan, die das überhaupt möglich gemacht hatte und nachdem ich mein angefangenes Frühstück beendet und das Geschirr weggeräumt hatte, gingen wir in unseren Übungsraum. Erst einmal ließ ich mir von Zayn erzählen, wie es ihm, Liam und Niall überhaupt ging und danach begannen wir, über die Songs zu reden. Megan ließ uns dabei freie Hand, sie machte sich ein paar Notizen und sagte nur ab und an etwas zu den einzelnen Liedern. Zusätzlich auch noch mit Zayn zu proben war so viel entspannter und so viel schöner, es gab einem ein gewisses Gefühl von Freiheit, ich konnte es kaum in Worte fassen, aber es war toll. Zudem war es die letzte richtige Probe, vor dem großen Finale. Samstagmorgen und Mittag würden wir zwar auch noch einmal proben, aber da war es nicht mehr so einfach, Dinge noch einmal umzuschmeißen, wenn sie einem nicht mehr gefielen.

Zayn blieb bis in die späten Abendstunden, selbst als Megan und die restlichen Gesangslehrer schon weg waren und Scarlett und Dalton schon schliefen. Wir hatten es uns im Wohnzimmer mit ein paar Snacks gemütlich gemacht, ich brachte ihn mit allem auf den neusten Stand und erzählte ihm stolz, wie wir gegen Simon ankämpften. Zayn war stolz, stolz auf mich, dass ich so lange durchgehalten hatte und stolz auf Louis, der es endlich geschafft hatte, sich zu öffnen und nicht weiter zu verschließen. Zayn glaubte auch daran, dass nun alles bergauf gehen würde, dies müsste nun nur noch Wirklichkeit werden.

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Wann Harry wohl erfahren wird, ob Louis auch Gefühle für ihn hat? Das Duett mit Zayn wird also auch klappen, was die beiden wohl zusammen singen werden?🌝
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt