58 - helpless

4.3K 524 378
                                    

Eigentlich lief der Abend großartig, niemand verpatzte irgendwas, es gab Gejubel und Applaus und auch für meinen Song erhielt ich gutes Feedback, auch wenn Simon sagte, dass er nicht ganz verstand, was nun mein Guilty Pleasure war. Aber das war mir egal, denn Louis verstand es und das war alles, was für mich zählte. Als er mir Feedback gab, wirkte er etwas verklemmt, wurde von Simon mit Argusaugen beobachtet, so als würde er die Worte genaustens kontrollieren, die Louis von sich gab. Doch als Louis alleine auf mich zukam, als die Arena leer war und wir in wenigen Minuten zurück zum X-Factor Haus gefahren werden würden, da gab er mir noch einmal ein Kompliment, was ich mit roten Wangen entgegen nahm.

Er sagte, ich hätte eine großartige, kräftige Stimme, die auch in diesem Song wieder hervorragend zur Geltung gekommen war. Zudem lobte er meine Offenheit, die ich in die Songs legte und versicherte mir, dass ich vor der morgigen Entscheidung sicher nicht viel zu befürchten hatte. Es machte mich glücklich, wenn Louis so etwas sagte, wenn er mich so lobte. Ich hatte seine Stimme vermisst. Die letzten Wochen, wenn er mit mir gesprochen hatte, hatte sie anders geklungen, doch auch er hatte sich anders verhalten und nun fühlte es sich endlich wieder gut und vertraut an. Auch wenn das bisher nur bei Zweisamkeit und ohne Kameras passierte, langsame Schritten würden uns auch ans Ziel bringen und ich ging nicht davon aus, nochmal verletzt zu werden. Louis machte sich wirklich zu viele Sorgen.

Als wir Kandidaten zurück im X-Factor Haus waren, konnte wie letzte Woche keiner von uns wirklich schlafen. Wieder einmal war das Adrenalin schuld. Doch diesmal war etwas anders. Nicht alle Kandidaten waren mit uns im Wohnzimmer und quatschten ausgelassen. Einige, die, die schon letzte Woche nach der Entscheidung nur noch den Wettbewerb gesehen hatten und nicht den Spaß, gingen auf ihre Zimmer, legten sich schlafen oder machten noch einmal ein paar Gesangsübungen, als hätte man heute noch nicht genug gesungen. Wir versuchten das beste daraus zu machen, blieben noch bis spät in die Nacht wach, quatschten erst als große Runde im Wohnzimmer, ehe wir alle auf unsere Zimmer gingen und wir vier Jungs noch weiter quatschten.

Eigentlich hatte jeder von uns ein gutes Gefühl, was die Entscheidung anging, doch wir sollten noch lernen, wie sehr man sich täuschen kann. Aber bis dahin hörten wir weiter einander zu, Anthony, wie er darüber schwärmte, das Robbie Williams heute zu ihm gesagt hatte, das er nicht zögern würde, um mit ihm einen Song aufzunehmen, Dalton, der davon erzählte, wie er in den höchsten Tönen von Ayda gelobt wurde und Brendan, der bewunderte, wie Louis uns allen immer Rückendeckung gab. Auch ich fand das toll, so fühlte man sich auf der großen Bühne nicht ganz so allein und bei negativer Rückmeldung grätschte Louis gleich dazwischen und widerlegte es. Er schaffte es, das man sich gut fühlte, eine Eigenschaft, die er schon immer besessen hatte. Das machte ihn auch als Juror so gut, auch wenn dies nun sein erstes Mal war.

Auch auf Instagram und Twitter erhielt ich viel positive Rückmeldung, egal ob durch einen neuen Follower, ob durch Gefällt Mir-Angaben oder ob durch Privatnachrichten, die einen darin bestärkten, dass das was man machte gut war und das man es weitermachen sollte. Viele fanden es gut, dass ich eigene Songs sang, einige hatten sogar erkannt, dass ich für jemand ganz bestimmtes zu singen schien. Mein Atem stockte kurz, als ich gerade Twitter schließen wollte, aber in dem Moment ein neuer Tweet von Louis erschien. Er lobte uns Jungs für die guten Auftritte und forderte seine Fans dazu auf, für uns anzurufen, was alle Fans sofort ausflippen ließ. Sie antworteten ihm, das sie schon alle hunderte Male angerufen hätten und natürlich bestärkte das einen daran zu glauben, dass alles am morgigen Abend glatt laufen würde. Diesen Tweet las ich auch noch den Jungs vor, was sie dazu brachte, später mit einem zufriedenen Lächeln einzuschlafen.

Wie immer verging der Sonntag quälend langsam. Bis wir dann endlich zur Wembley Arena gefahren wurden, waren wir sicherlich schon tausend Mal durchgedreht und das die Telefonleitungen immer eine halbe Stunde vor dem Beginn der Sendung geschlossen wurden und damit dann schon der erste Kandidat feststand, der uns heute verlassen musste, war hart. Es war ein Spiel mit der Psyche, was ein dickes Fell verlangte. Ich schaffte es gerade noch, kurz vor Beginn, bei Liam, Niall und Zayn etwas Kraft und Mut zu tanken, um nicht durchzudrehen. Ich bedankte mich sicher tausendmal, dass sie hier waren, ihre Wochenendabende opferten, für mich.

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt