40 - homecomer

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Sobald wir in London gelandet waren, begrüßte uns ein starker Temperaturumschwung vom sonnigen Ibiza ins herbstliche Wetter, für das ich mich zum Glück richtig gekleidet hatte. Der Oktober begann und das wurde einem auch deutlich vor Augen geführt. Am Flughafen verabschiedeten wir uns alle voneinander, würden uns erst bei den Live Shows wiedersehen, wobei Brendan und ich uns schon für nächstes Wochenende verabredet hatten. Wir wollten zusammen unsere Six Chair Challenge sehen, wo er den Goldenen Buzzer von Louis bekommen hatte, sowie den Start der Judges Houses Runde. Doch für jetzt gingen wir erst einmal getrennte Wege und jeder von uns wurde von einem Mitarbeiter des Senders zu einem Van begleitet, in welchem das Kamerateam schon saß, welches einen nach Hause begleiten würde.

Zum Glück filmte das Team nur heute. Ich erinnerte mich noch an damals, als Louis Tage damit verbracht hatte, mit dem Kamerateam irgendetwas zu filmen, anstatt die Zeit mit mir zu verbingen, seinem damaligen besten Freund, der ihn schrecklich vermisst hatte. Seufzend begrüßte ich das Team, es bestand aus einem Kameramann, einem Mann, der das Mikrophon hielt und einer Frau mit einem Klemmbrett, worauf sie alle guten Ideen notierte, von Dingen, die man filmen könnte. Während der Fahrt nach Hause schaltete ich mein Handy das erste Mal seit meiner Abreise wieder ein, welches beinahe explodierte durch all die Nachrichten, die ich in der Woche auf Ibiza erhalten hatte. Ich konnte kaum glauben, dass diese schon wieder um war, es war so viel passiert und in gewisser Weise war ich auch mit Louis einen Schritt weiter. Es mag absurd klingen, wo er sich doch die meiste Zeit versteckt gehalten und mich abgelehnt hatte, aber ich wusste jetzt, dass da mehr war, eine Erklärung, die aus ihm raus wollte und ich ihn mit meinen Liedern bewegen konnte.

Die meisten Nachrichten waren von Bekannten, die mir schrieben, dass sie mich im Fernsehen gesehen hatten, auch meine Mutter, die wohl vergessen hatte, dass ich mein Handy abgeben musste, hatte mir innerhalb der Woche geschrieben und viel Glück gewünscht. Schon jetzt, obwohl der Öffentlichkeit bisher nur bekannt war, dass ich den Top Sechzehn der Jungs nach der Deliberationsround angehörte, hatte ich mehr als zweitausend Instagramabonnenten und etwas mehr als eintausend Twitterfollower dazu bekommen. Diese Zahlen schockierten mich, nie hätte ich damit gerechnet, nun schon solche Bekanntheit erlangt zu haben. Die Kommentare unter meinen Bildern lobten meine Audition und ähnlich sahen die Tweets aus. Kopfschüttelnd schloss ich die Apps, um das erst einmal alles zu verarbeiten, schrieb in die Whatsappgruppe von Liam, Niall und mir, dass ich leider mit einem Kamerateam auf dem Weg nach Hause war, sie bitte die Erinnerungen an Louis verstecken sollten, denn davon hatte ich so einige und legte daraufhin das Handy erst einmal wieder weg. Eine Woche darauf zu verzichten und nun mit so vielen Eindrücken überflutet zu werden war unbeschreiblich und ein wenig beängstigend.

Die Autofahrt dauerte zum Glück nicht lang und als ich mein bescheidenes Heim sehen konnte, klopfte mein Herz automatisch schneller. Eine große Menge Last fiel von mir ab, endlich wieder hier und nicht mehr Tag für Tag Druck ausgesetzt zu sein, war ein unvergleichliches Gefühl. Liam und Niall standen schon vor der Haustür und lächelten freudig, als sie den schwarzen Van vorfuhren sahen. Nun wo ich sie so sah, kam es mir vor als wäre ich viel länger als nur eine Woche weg gewesen. Ich hatte sie schrecklich vermisst und wollte schon aus dem Auto springen, als dieses anhielt, doch ich wurde von der Frau mit dem Klemmbrett zurückgehalten.

,,Lass zuerst den Kameramann aussteigen, damit er dich und die Situation besser filmen kann." ,,Aber..-", wollte ich widersprechen, doch da wurde schon die Tür geöffnet und der Mann stieg zuerst aus. Ich wurde so lange zurückgehalten, bis seine Kamera an war, doch danach konnte mich nichts mehr bremsen. Ich stürmte aus dem Auto direkt auf meine Freunde zu und schloss sie sofort in meine Arme. ,,Wir haben dich so vermisst", murmelte Niall an meine Schulter, endlich kam wieder das wohlige Gefühl von Zuhause in mir hoch. ,,Ich euch auch, so schrecklich. Ich bin so froh, dass ich jetzt erstmal ein paar Tage wieder da bin, was hab ich verpasst?"

,,Nicht viel, die Frage ist wohl eher, was wir verpasst haben, aber das sollten wir lieber ohne Kamera klären", flüsterte Liam mir dicht ans Ohr, damit auch das Mikrophon des Tonmannes, welches über unseren Köpfen schwebte, nichts aufnehmen konnte. Bei Louis war damals eine ganze Versammlung an Menschen da gewesen, doch ich wollte nur Liam und Niall hier haben, mit ihnen über all die Ereignisse noch einmal ausführlich sprechen, nicht nur am Telefon und danach hatte ich eigentlich vorgehabt, mich schon ins Bett zu werfen, was ich mit dem Kamerateam vergessen konnte.

Dieses folgte uns in unsere kleine Wohngemeinschaft, auf den ersten Blick erkannte ich, dass alles was an Louis erinnerte verschwunden war, und das Team bat mich, sie erst einmal herumzuführen, damit der Zuschauer einen Eindruck davon bekommen würde, wo und wie ich lebte. So ganz allein vor der Kamera zu stehen und nicht nur zu singen, sondern auch noch etwas erzählen zu müssen machte mich wieder ganz nervös und ich verhaspelte mich mehrmals bei meinen Sätzen, bis Liam und Niall sich neben mich stellten und mir halfen. Bei einer Runde Tee und Kuchen danach wurden meine beiden Freunde ausgequetscht, wie sie es finden würden, dass ich bei X-Factor teilnehme, wie sie mich finden, wie sie meine Chancen sehen, ob sie geglaubt hätten, dass ich soweit komme und all sowas, woraus ganz niedliche Antworten entstanden. Das sie selbst einmal an der Castingshow teilgenommen hatten, kam zum Glück nicht zur Sprache, war aber vielleicht auch besser so, sonst könnte man mir einen weiteren unfairen Vorteil vorwerfen.

Leider wurde ich daraufhin ebenfalls noch einmal ins Kreuzfeuer genommen, sollte aus meiner Sichtweise erzählen, wie ich das alles empfunden hatte und wie mein Plan für die Live Shows aussah. Ich war froh, das keine Frage über Louis kam, denn darauf wäre ich nun wirklich nicht vorbereitet gewesen. Außerdem sollte ich von meinen Hobbies erzählen, die hauptsächlich aus Songs schreiben und Singen bestanden. Als ich dann gefragt wurde, ob ich arbeiten würde und wenn ja, wo, kam dem Kamerateam noch eine ganz tolle Idee. Und weniger als eine halbe Stunde später waren wir in der Bäckerei, bei der ich mir mein täglich Brot verdiente, obwohl ich die Zeit lieber mit Liam und Niall verbracht hätte. Durch X-Factor hatte mir meine Arbeitsstelle die Woche für Ibiza freigegeben und auch für die Live Shows gaben sie mir ohne Probleme frei. Ich hatte Glück, dass die älteren Damen, mit denen ich hier arbeitete, so verständnisvoll waren.

Dennoch wollte ich bis zu den Live Shows auf jeden Fall wieder hier arbeiten und meinen Kollegen unter die Arme greifen. Sollte das mit X-Factor nun doch nichts werden, wollte ich schließlich hier weiter arbeiten und das wollte ich auch zeigen. Heute arbeiteten drei der älteren Damen und sie waren ganz verzückt und stolz auf mich, als sie mich mit dem Kamerateam hereinkommen sahen. Wie immer begrüßten sie mich herzlich, fragten zunächst wie es mir ging, bevor sie auch die drei Mitarbeiter der Fernsehsendung begrüßten. Meinen Kollegen wurden so ziemlich dieselben Fragen wie Niall und Liam gestellt und danach sollte ich mir selbst noch einmal eine Schürze umbinden und für die Kamera ein paar Kunden bedienen. Ich wusste nicht, weshalb das für den Fernsehzuschauer in irgendeiner Weise interessant sein sollte, aber umso schneller wir hier fertig waren, umso schneller waren hoffentlich die gesamten Dreharbeiten vorüber.

Tatsächlich wurde ich danach wie gehofft Zuhause abgesetzt und das Kamerateam verabschiedete sich von mir, wünschte mir eine schöne freie Zeit und ich atmete voller Erleichterung tief durch, als der schwarze Van um die nächste Ecke bog und ich ab sofort erst einmal eine Pause von X-Factor hatte. Schleunigst betrat ich das Haus, Liam, der gerade nach mir schauen wollte, begegnete ich im Flur und ich umarmte ihn ohne weiteres ganz fest. Niall saß im Wohnzimmer und wartete auf uns, er wurde das nächste Opfer meiner Kuschelattacke. Danach setzte ich mich mit neugeschöpftem inneren Frieden neben die beiden und ließ mir erst einmal erzählen, was bei ihnen in der Woche so los gewesen war. Wie ich die zwei Idioten vermisst hatte.

Ich folgte daraufhin mit einer schier endlosen langen Erzählung über die Geschehnisse in Ibiza, wiederholte mich sicher einige Male, dennoch hörten mir meine Freunde geduldig zu und waren froh, dass ich trotz all dem Stress mit Louis noch eine schöne Zeit mit Zayn und den anderen Kandidaten gehabt hatte. Sie wussten auch nicht, was eine plausible Erklärung für Louis Verhalten sein könnte, vor was er mich beschützen wollte oder was er wegen seiner Berühmtheit nicht erzählen durfte, doch den restlichen Abend schaffte ich erstaunlicherweise erfolgreich diese Gedanken zu verdrängen. Lieber genoss ich die Zeit mit Niall und Liam, wir sahen einen Film, kochten gemeinsam zu Abend und ich merkte einmal mehr, was für ein Glück ich hatte, mit ihnen befreundet zu sein. So fühlte sich nach Hause kommen gleich viel schöner an.

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Harry ist endlich wieder Zuhause, auch wenn er die Heimkehr leider erst nicht so genießen konnte :( Ob er die freie Zeit von Louis genießen wird?

Es ist schon Kapitel 40? Wie die Zeit verfliegt😭
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt